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Wirtschaft: Siemens: "Familie" in der Krise

In dieser Woche müssen die drei Dax-Unternehmen der so genannten "Siemens-Familie" Farbe bekennen. An diesem Montag präsentiert der Chipkonzern Infineon und am Mittwoch die Muttergesellschaft Siemens die Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2000/01, das am 30.

In dieser Woche müssen die drei Dax-Unternehmen der so genannten "Siemens-Familie" Farbe bekennen. An diesem Montag präsentiert der Chipkonzern Infineon und am Mittwoch die Muttergesellschaft Siemens die Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2000/01, das am 30. September endet. Am Donnerstag folgt Epcos. Der Bauelemente-Spezialist ist zwar nur noch zu 12,5 Prozent in Siemens-Besitz, an der Börse wird er gleichwohl als Ex-Tochter zur "Familie" gezählt. Die Quartalszahlen der drei werden, so die Einschätzung der Analysten, schlecht ausfallen. Dabei belastet nicht nur die Absatzkrise, sondern auch hohe Aufwendungen für Restrukturierung und Neubewertungen von Lagerbeständen. "Es wird wahrscheinlich nicht besonders ruhig laufen", so WestLB-Experte Adrian Hopkinson.

Die Technologie-Krise hat alle drei Unternehmen kräftig erwischt. Für Spannung sorgt jetzt insbesondere die Einschätzung des künftigen Geschäfts, auch wenn die Experten keine konkreten Vorhersagen erwarten. "Die werden den Teufel tun, eine genaue Prognose zu geben", sagt ein Analyst. Auch alle anderen großen Technologie-Unternehmen wie Nokia oder Intel weigern sich derzeit, angesichts der Unsicherheit am Markt detaillierte Plandaten zu geben.

Infineon hatte bereits Mitte Juni die Märkte mit der Mitteilung in Aufregung versetzt, für das dritte Quartal werde angesichts der Chipkrise ein Minus von 600 Millionen Euro erwartet. Trotz dieser Gewinnwarnung gelang es Infineon-Chef Ulrich Schumacher aber, frisches Kapital von 1,5 Milliarden Euro am Markt zu bekommen. Die Aktie notierte am Freitag bei knapp 27 Euro unter dem Emissionspreis (35 Euro). Schumacher betont, er rechne nicht mehr mit einem schnellen Aufschwung bei Halbleitern.

Optimistischer gab sich da bis zuletzt Siemens-Chef Heinrich von Pierer. Er hält eine Erholung im laufenden Quartal für denkbar. Im dritten Quartal dürften dagegen nach Analystenschätzungen rote Zahlen in der Siemens-Bilanz stehen, zumindest dann, wenn die 51 Prozent-Tochter Infineon einbezogen wird. Zu kämpfen haben auch die Bereiche Mobilfunk, Netzwerke und IT-Beratung. Laut "Focus" rutschte die Sparte in die roten Zahlen. Der Bereich Information and Communication Networks (ICN), so das Magazin in seiner aktuellen Ausgabe, werde im dritten Quartal vor Steuern, Zinsen und Firmenwertabschreibungen (Ebitda) ein Minus von 150 Millionen Euro verbuchen. "Wir kommentieren das nicht", sagte ein Siemens-Sprecher am Sonntag. Für die ICN-Sparte hat der Konzern ein straffes Sparprogramm verkündet. Rund 10 000 Stellen werden gestrichen. Die Kosten dafür schlagen auch in der Quartalsrechnung zu Buche.

Für Lichtblicke werden nach wie vor die Bereiche Medizintechnik, Verkehrstechnik und Energieerzeugung sorgen. Zudem wird durch den Übertrag von Infineon-Anteilen an den Siemens-Pensionsfonds ein außerordentlicher Ertrag von über einer Milliarden Euro anfallen. Enttäuschung auch beim Bauelemente-Konzern Epcos. Erst vor gut einer Woche reduzierte der Konzern die Erwartungen für das dritte Quartal. Der neue Epcos-Chef Gerhard Pegam dürfte die Ziele für das Gesamtjahr nicht halten können. Wie bei Infineon und Siemens macht auch Epcos die Krise am Handy-Markt zu schaffen. Der Druck hat sich angesichts der überraschend guten Zahlen von Nokia sogar noch erhöht.

cbu

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