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Wirtschaft: Siemens will weitere Verlustbringer verkaufen

Nach dem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr blickt Siemens jetzt wieder optimistischer in die Zukunft. "Ich gehe davon aus, dass dieses Jahr besser wird als das letzte", sagte Vorstandschef Heinrich von Pierer am Donnerstag auf der Hauptversammlung in München.

Nach dem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr blickt Siemens jetzt wieder optimistischer in die Zukunft. "Ich gehe davon aus, dass dieses Jahr besser wird als das letzte", sagte Vorstandschef Heinrich von Pierer am Donnerstag auf der Hauptversammlung in München.

Auf den vorjährigen Gewinneinbruch reagierten die Aktionäre mit eher moderater Kritik. Lediglich die Netzwerksparte mache einen "fast trostlosen Eindruck", sagte eine Sprecherin der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. In anderen Problembereichen habe der Konzern nach Markteinbrüchen dagegen schnell und hart gegengesteuert und sich auch von Topmanagern getrennt. Das sei ein neuer, lobenswerter Zug im Elektrokonzern, hieß es bei den Aktionärsvertretern. Dennoch sei dieser Prozess noch nicht abgeschlossen. Einige Aktionäre forderten einen konsequenteren Verkauf nicht hinreichend profitabler Geschäftsteile.

Dagegen übten Belegschaftsaktionäre heftige Kritik am laufenden Abbau von 20 000 Stellen. In Fehleinschätzung der Märkte habe Siemens im vergangenen Jahr lange Personal eingestellt. Nun würden die Stellen wieder gestrichen. Nach Meinung der Belegschaftsaktionäre ist das der falsche Weg. Sie forderten, die Renditeziele zu senken. Außerdem sollten der Vorstand und die Aktionäre gemeinsam zur Krisenbewältigung beitragen und auf zehn Prozent ihrer Vergütungen und Dividenden verzichten. Konzernchef von Pierer verteidigte den laufenden Stellenabbau dagegen als relativ moderat, verglichen mit den Wettbewerbern.

Alles in allem sei Siemens 2001 mit einem blauen Auge davon gekommen, lobten viele der Aktionäre. Insgesamt sei der Konzern gut aufgestellt. Nun fehle nur noch der Konjukturaufschwung. Den erwartet von Pierer frühestens in der zweiten Hälfte dieses Jahres und zwar zunächst in den USA. Dennoch würden vier der fünf vorjährigen Verlustbringer im Konzern derzeit wieder in den schwarzen Zahlen "oder jedenfalls nahe daran sein". Das seien die Bereiche Siemens Dematic und Siemens VDO Automotive, die beide jüngst mit Teilen der zugekauften Mannesmann Atecs verschmolzen wurden sowie das Geschäft mit Mobilfunk und elektronischen Dienstleistungen. Nur die Netzwerksparte ( siehe Lexikon ) bleibe im Ende Dezember abgelaufenen ersten Quartal 2001/02 (zum 30. September) noch defizitär. Für den Mobilfunkbereich gab von Pierer in München einen Großauftrag bekannt: Siemens werde rund zwei Millionen Handys an die Telekom-Tochter T-Mobil liefern. Experten schätzen das Geschäftsvolumen auf 400 Millionen Euro.

Genaue Zahlen zum ersten Quartal nennt Siemens zwar erst kommende Woche. Doch schon jetzt sei klar, dass sich zum Start in die neue Periode die Auftragseingänge und etwas schwächer auch die Umsätze erhöht haben. Mit der Entwicklung des Geschäftsvolumens könne man aktuell zufrieden sein, sagte von Pierer. Die Ergebnisse lägen im ersten Quartal zwar unter der vergleichbaren Vorjahresperiode, seien aber besser als das Defizit von 130 Millionen Euro vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen im Schlussquartal 2000/01. Die Restrukturierungsprojekte greifen, betonte von Pierer. Auch jüngste Verkäufe von Infineon-Aktien würden dieses Jahr hohe Gewinnbeiträge liefern. Nach dem vorjährigen Gewinnschwund um drei Viertel auf 2,1 Milliarden Euro nach Steuern sei in diesem Jahr insgesamt eine deutliche Ergebnisverbesserung zu erwarten. Geschäftsfeldern, die zu wenig verdienen, drohe allerdings der Verkauf, warnte von Pierer. Das könne auch ganze Bereiche treffen. Insgesamt seien "einige Milliarden Euro Umsatz auf dem Prüfstand". Konkrete Kandidaten seien die nicht bei Siemens verbleibenden Atecs-Teile Krauss-Maffei Wegmann (Rüstungsgeschäft) und MPM sowie der noch 41-prozentige Anteil am Chipkonzern Infineon. Auch in den USA würden "gegebenenfalls weitere Korrekturmaßnahmen eingeleitet". Beim Stellenabbau sei dagegen das Schlimmste überwunden. Nicht ausgeschlossen seien aber weitere Streichungen im Netzwerkgeschäft.

Die Siemens-Niederlassung in Berlin hatte bereits Ende vergangenen Jahres den Abbau von 400 der 4000 Arbeitsplätze im Bereich Information und Kommunikation angekündigt. Einen weiteren Stellenabbau werde es in Berlin nicht geben, erklärte Siemens-Sprecherin Ilona Thede. "Mit der Sparte Verkehrstechnik und dem Gasturbinenwerk in Moabit sind wir gut aufgestellt", sagte Thede.

tmh, dro

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