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Wirtschaft: Sollte man Microsoft verstaatlichen? (Kommentar)

Auf höchster Ebene ist das amerikanische Bildungssystem immer noch sein Geld wert. Und die Steuerzahler haben genug dafür gezahlt, um Bundesrichter Thomas Penfield Jackson beizuspringen, als dieser im Kartellverfahren gegen Microsoft dem Konzern vorwarf, sein "Monopol" bei Betriebssystemen zu missbrauchen.

Auf höchster Ebene ist das amerikanische Bildungssystem immer noch sein Geld wert. Und die Steuerzahler haben genug dafür gezahlt, um Bundesrichter Thomas Penfield Jackson beizuspringen, als dieser im Kartellverfahren gegen Microsoft dem Konzern vorwarf, sein "Monopol" bei Betriebssystemen zu missbrauchen. Nun wird wohl die US-Regierung den Konzern führen müssen.

Microsofts Strategie ist gescheitert. Der Konzern hatte die Bedeutung seiner geschäftlichen Taktiken heruntergespielt, aus Furcht, dass diese rückwirkend als illegal befunden werden könnten. Das war ungeschickt. Microsoft tat sich schwer zu beweisen, dass sich der Konzern so verhalten hatte, wie jeder vernünftige Konkurrent es auch getan hätte. Microsoft hätte besser wie folgt argumentiert: Wir haben ein Monopol, weil unsere Kunden es so wollen. Es gibt deshalb viel mehr Software in der Welt. Und die Verbraucher wissen, dass sie ein paar tausend Dollar oder mehr für einen PC ausgeben können, ohne fürchten zu müssen, dass ihre Investition umsonst war, weil sich - wie bei vielen Videosystemen - irgendwann ein anderes System durchsetzt. Was unseren Kunden nützt, ist für unsere Konkurrenten eine Einstiegsbarriere. Was der Richter unseren Versuch nennt, den Marktanteil durch "Einstiegsbarrieren" zu schützen, ist einfach unser Weg, um sicherzustellen, dass unsere Investition in "Windows" - und die Investitionen unserer Kunden - rentabel bleiben. Man nehme unser Verhalten gegenüber Netscape: Für Millionen von Anwendern ist der zentrale Zweck des PCs, damit im Netz zu surfen. Wenn wir unseren Browser nicht so aggressiv auf den Markt gebracht hätten, dann wäre es darauf hinausgelaufen, dass Netscape unser Geschäft ausgeschlachtet hätte, und wir dabei zugesehen hätten.

Wenn Microsoft seine eigenen Interessen nicht vernünftig vertreten kann, dann bleibt als Alternative, einen von der Regierung gestellten Verwalter einzusetzen, der das Geschäft übernimmt und den Konzern zum Nutzen der Konkurrenten führt. Larry Downes, Professor für Rechtswissenschaften an der Northwestern University, meint, es könne kein Gericht geben, das das Problem besser als der Markt löst. Es sind in der Tat bereits Computer in der Entwicklung, die an ein großes Netz angeschlossen werden können und nicht auf "Windows" angewiesen sind. Die endgültige Entscheidung in dem Kartellverfahren gegen Microsoft bleibt zwar einem späteren Urteil vorbehalten; man braucht aber nicht viel Fantasie, um zu wissen, wie diese Entscheidung aussehen wird. Wenn Richter Jackson seine Argumente und die Voraussetzungen des Anti-Trust-Rechts ernst nimmt, dann ist der einzig mögliche Weg, "Windows" in ein reguliertes öffentliches Gut umzuwandeln und möglicherweise den Konzern zu zerschlagen. Kein Wunder, dass Jackson wiederholt darauf hingewiesen hat, wie erleichtert er wäre, die Parteien würden sich vergleichen. Das Berufungsgericht würde ein drakonisches Urteil gegen Microsoft wahrscheinlich kippen. Darauf vertraut wohl auch der Konzern. Bis der Rechtsstreit aber in die Berufungsinstanz gelangt, wird sich die Computer-Welt weiterentwickelt haben und Historiker werden erklären müssen, worum es in diesem Kartellstreit eigentlich geht. Washingtons Kreuzzug gegen Microsoft hat seinen Zweck erfüllt. Er diente als Druckmittel, um die Brieftaschen des Silicon Valley zu öffnen. Während noch vor drei Jahren die Technologie-Giganten ihr Mehreinkommen für Yachten, Ferraris und Wohltätigkeitszwecke ausgaben, senden sie jetzt patriotisch Spenden nach Washington. Steve Case von AOL meint, die Zukunft der Technologie werde eher auf politischer denn auf Marktebene entschieden. Bedenke, worum Du bittest.

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