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Wirtschaft: Springer ohne Abfindung

Außergerichtlicher Vergleich über Entschädigung scheitert

Hamburg (lip/HB). Der außergerichtliche Vergleich zwischen Springer und den Kirch Sanierern über eine Entschädigung für eine noch offene Forderung von 767 Millionen Euro gegen den insolventen Münchener Filmhändler Leo Kirch droht nach Informationen von Brancheninsidern zu kippen. Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner konnte sich mit den Kirch-Verwaltern Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems nicht über die Höhe des Ausgleichs einigen. Damit steht die Strategie Döpfners, im deutschen TV-Geschäft ein wichtige Rolle zu spielen, vor dem Scheitern. Döpfner hatte ursprünglich von Kirch eine Entschädigung von 35 bis 65 Millionen Euro gefordert.

Döpfner wollte die Entschädigungssumme nutzen, um seinen Anteil an Pro Sieben Sat1 Media von 11,5 auf 28 Prozent aufzustocken. Da er nun offenbar kein Geld erhält, muss sich der Verlagsriese mittelfristig von dem TV-Engagement zurückziehen. Entsprechende Pläne will der Springer-Vorstandschef bereits in den nächsten Tagen publik machen. Denn es ist in der Branche ein offenes Geheimnis, dass der unter der Anzeigenflaute und sinkenden Auflagen leidende Zeitungskonzern über keine allzu großen Finanzreserven verfügt. Eine Sprecherin des Springer-Verlags wollte hierzu keine Stellung nehmen. Auch ein Kirch-Sprecher lehnte einen Kommentar zum Stand der Vergleichsgespräche ab.

Die Entscheidung für die Abfindung liegt jetzt beim Landgericht München, das am Dienstag offenbar ein Urteil über die Zivilklage des Zeitungskonzerns gegen die Taurus TV, eine Tochtergesellschaft der insolventen Kirch-Dachgesellschaft Taurus Holding, fällen wird. Ursprünglich sollte das Gericht bereits am 26. November entscheiden. Doch die Parteien hatten einen Aufschub erwirkt, um sich außergerichtlich zu einigen.

Die Forderung Springers stammt aus einer vertraglich vereinbarten Rückkaufverpflichtung für ein Aktienpaket, dass das Printhaus an Kirchs Fernsehgesellschaft Pro Sieben Sat 1 Media hält. Der Springer-Boss hatte Ende Januar von Kirch überraschend verlangt, das Pro-Sieben-Paket zurückzukaufen. Leo Kirch fehlte das Geld und sein Imperium musste in die Insolvenz. Springer ist mit 11,5 Prozent an Pro Sieben Sat1 Media beteiligt. Springer und Kirch sind einerseits seit Jahrzehnten Geschäftspartner, warfen sich aber immer wieder gegenseitig Blockadepolitik vor. Als Folge der Insolvenz musste Leo Kirch kürzlich seine Springer-Anteile an die Deutsche Bank abgeben. Im Gegenzug setzt KirchMedia jetzt auf den juristischen Kleinkrieg.

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