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Wirtschaft: Springer sucht internationales Profil

BERLIN (mot).Der Axel Springer Verlag will sich künftig stärker international profilieren und im Ausland Leser für seine Zeitungen und Zeitschriften gewinnen.

BERLIN (mot).Der Axel Springer Verlag will sich künftig stärker international profilieren und im Ausland Leser für seine Zeitungen und Zeitschriften gewinnen.Die strategische Vision für die kommenden zehn Jahre laute, "vom führenden deutschen Verlagshaus zu einem großen internationalen Medienhaus" zu werden, erklärte der neue Vorstandsvorsitzende des Springer-Konzerns, August Fischer, am Donnerstag bei der Vorlage der Geschäftsergebnisse für 1997 in Berlin.Fischer, seit Jahresbeginn als Nachfolger von Jürgen Richter im Amt, sagte, er sei auf diesem Weg weder "Übergangsvorsitzender" noch "Vorbote irgendwelcher internationaler Medienkonzerne".

Das vergangene Geschäftsjahr sei das erfolgreichste in der Unternehmensgeschichte gewesen, und die Entwicklung in den ersten fünf Monaten 1998 verspreche ein Gesamtergebnis "auf dem Niveau des Vorjahres", erklärte Finanzvorstand Falk Ettwein.1997 war der Konzern-Jahresüberschuß um 47 Mill.DM auf 211 Mill.DM gestiegen, bei einem Gesamtumsatz von 4,6 Mrd.DM (plus 4,1 Prozent).Nicht auszuschließen sei allerdings, daß diese Prognose durch Akquisitionen noch einmal revidiert werden müsse.Der Hauptversammlung am 1.Juli in Berlin wird eine unveränderte Divende von 20 DM je 50 DM-Aktie sowie ein Bonus von vier DM vorgeschlagen.

Spekulationen, Springer wolle bei der britischen Mirror-Gruppe einsteigen, kommentierte Vorstandschef Fischer mit der Bemerkung, dies sei eine von mehreren Möglichkeiten, die derzeit geprüft würden."In diesem - und in anderen Fällen - ist allerdings noch völlig offen, ob die Überlegungen letztlich zu konkreten Angeboten führen oder nicht." Beschlüsse gebe es noch nicht.Der britische Zeitungsmarkt sei im übrigen angesichts der Leselust der Briten "der beste in Europa und in der Welt" mit Gewinnmargen von 25 bis 30 Prozent.

Da der Konzern mit seinen Printmedien allein nicht das für die internationale Expansion erforderliche Wachstum erwirtschaften könne, ohne an Größe und Unabhängigkeit zu verlieren, plane das Haus den "entschlossenen Einstieg ins Fernsehen und hierbei in die Programmgestaltung", so Fischer.Die Investitionen in Personal und Inhalte sollen sich dabei zunächst auf den Fernsehsender Sat 1 konzentrieren, an dem Springer zu 40 Prozent beteiligt ist.Dessen wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen 13 Jahren sei zwar nicht zufriedenstellend, dies werde sich aber bald ändern."Sat 1 wird in zwei Jahren Gewinn machen." Eng zusammengearbeitet werde hier mit dem Medienunternehmer und Sat 1-Gesellschafter Leo Kirch, der zu 40,05 Prozent an Springer beteiligt ist.Kirch solle sich bei der Programmgestaltung künftig auf den Unterhaltungsbereich konzentrieren, Springer fühle sich für die Sparten Aktuelles und Nachrichten zuständig."Inhalte sind die Zukunft unseres Hauses", beschrieb Fischer die Zielrichtung.Gegen eine Aufstockung der Sat 1-Beteilung des Partners Kirch um 15 Prozent auf dann 58 Prozent habe Springer überdies nichts einzuwenden.

Schlachtschiff im Zeitungsgeschäft des Springer-Konzerns war im vergangenen Jahr erneut die Bild-Gruppe mit den Blättern "Bild", "Bild am Sonntag" und "Computer Bild", die einen erheblichen Anteil an Umsatz und Ergebnis des Verlages hatten.Erfolgreich präsentierten sich laut Springer aber auch einige Regionalzeitungen, insbesondere das "Hamburger Abendblatt".Der Tageszeitung "Die Welt" soll hingegen mit einem "energischen Kostenmanagement und deutlichen Investitionen" ein Neuanfang ermöglicht werden.Mit 58,6 Prozent machte der Bereich Zeitungen den größten Anteil am gesamten Springer-Umsatz aus.Die Umsatzerlöse kletterten hier 1997 bei einem verbesserten Anzeigengeschäft um 2,2 Prozent auf knapp 2,7 Mrd.DM.Zeitschriften erreichten mit über 1,2 Mrd.DM ein Umsatzplus von 6,9 Prozent.Beim Personalaufwand verbuchte der Konzern, der 1997 insgesamt 12 195 Mitarbeiter beschäftigte (minus 151), einen Zuwachs von 3,2 Prozent auf rund 1,5 Mrd.DM.Laut Vorstand Falk Ettwein soll der Personalbestand künftig per saldo weiter reduziert werden.

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