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Wirtschaft: Staatsanwalt ermittelt gegen Protektor

Auffanggesellschaft soll 200 Millionen veruntreut haben

Düsseldorf (fw/HB). Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen die Protektor AG wegen des Verdachts der Untreue in einem besonders schweren Fall. Gegen Protektor, die Auffanggesellschaft für gestrauchelte Lebensversicherungen, hat Frank Braun, Geschäftsführer des Bundes der Versicherten (BdV), Ende Januar Anzeige in Berlin erstattet. Der BdV wirft Protektor vor, die Interessen von Versicherten geschädigt zu haben, indem sie auf die Rückzahlung eines Darlehens von der Mannheimer Holding in Höhe von knapp 200 Millionen Euro verzichtet hatte. Protektor weist dies zurück.

Ein Justizsprecher bestätigte die Ermittlungen. Es bestehe aber nur ein Anfangsverdacht. Protektor hatte die Bestände der angeschlagenen Mannheimer Lebensversicherung 2003 übernommen. Dabei blieb eine Forderung von 193 Millionen Euro der Lebensversicherung gegen ihre Muttergesellschaft Mannheimer Holding bestehen. Sie wurde zunächst in ein Darlehen umgewandelt. Die Holding selbst stand Ende 2003 kurz vor der Insolvenz und wurde nur gerettet, weil die österreichische Uniqa Versicherung die Mehrheit übernahm.

Im Zuge dieser Übernahme ließ sich Protektor 25 Millionen Euro auszahlen und verzichtete auf den Rest des Darlehens. BdV-Geschäftsführer Braun meinte dazu: „Man muss ja nicht auf der Rückzahlung eines Darlehens bestehen, wenn ein Unternehmen gefährdet ist. Aber man kann es trotzdem weiterlaufen lassen.“ Daher sieht er in dem Verzicht eine Schädigung der Kunden. Protektor-Sprecher Michael Gädicke hält dagegen: „Das Darlehen war doch ohnehin nichts mehr wert.“ Nach seiner Darstellung wäre die Uniqa niemals als Retter der Mannheimer Holding eingesprungen, wenn Protektor nicht auf das Darlehen verzichtet hätte.

Zudem sei es für Protektor wichtig, die Holding am Leben zu erhalten. Denn der ganze Mannheimer Konzern sei in der Datenverarbeitung im hohen Maße vernetzt. Eine sichere und kostengünstige Abwicklung der Lebensversicherungsverträge sei daher gefährdet gewesen, wenn die Holding insolvent geworden wäre. Der Justizsprecher sagte, die Finanzaufsicht sei in das Verfahren eingeschaltet. Zu prüfen sei nun unter anderem, wie werthaltig das betreffende Darlehen gewesen sei. Die Mannheimer war der erste deutsche Lebensversicherer, dessen drohende Pleite nicht im Stillen innerhalb der Branche aufgefangen wurde. Statt dessen kam die Auffanggesellschaft Protektor zum Einsatz.

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