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Wirtschaft: Steueränderungen lösen Hektik zum Jahresende aus

BERLIN (kwi).Das Kartellamt in Berlin hat in diesem Jahr auch wegen ungewöhnlicher Betriebsamkeit bei mittelständischen Unternehmen viel zu tun.

BERLIN (kwi).Das Kartellamt in Berlin hat in diesem Jahr auch wegen ungewöhnlicher Betriebsamkeit bei mittelständischen Unternehmen viel zu tun.Einen "ganzen Schwung" an Anmeldungen habe es in den letzten Wochen gegeben, berichtet der Sprecher der Behörde.Viele Eigentümer wollen den schon länger anvisierten Verkauf ihres mittelständischen Unternehmen noch schnell abschließen, bevor mit dem nächsten Jahr diese Einkünfte stärker besteuert werden.

Bisher galt für die Erlöse aus Unternehmensverkäufen ein um die Hälfte reduzierter Steuersatz, der nun zum 1.Januar wegfallen soll.Genauer: Als außerordentliche Einkünfte unterlagen sie bis zur 15-Mill.-Grenze dem reduzierten Satz von 50 Prozent."Gerade bei mittelständischen Unternehmen wird sich der Wegfall des halbierten Steuersatzes bemerkbar machen", sagt Axel Gollnick, der bei der Frankfurter BHF-Bank den Bereich Merger & Acquisition leitet.Vor allem mittelständische Unternehmen wie etwa kleinere Dienstleistungsunternehmen, Automobilzulieferer oder EDV-Unternehmen zählen zu den Kunden von Gollnick.Anders als bei großen Unternehmen schlagen sich die Steueränderungen gerade bei den kleineren stärker durch.Die aus dem Unternehmensverkauf erzielte Summe verringert sich erheblich.Pikant ist dies zum einen unter dem Gesichtspunkt Altersvorsorge, zum anderen unter dem Aspekt des Generationswechsels."Viele Unternehmer sind auf der Grundlage der Steuerregelungen von einer bestimmten Summe ausgegangen und haben darauf ihre Altersvorsorge geplant", sagt Alfons Kühn, der die Steuer- und Finanzabteilung des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) leitet.

Soweit mittelständische Unternehmen den Kauf schon vorbereitet haben, versuchen sie ihn noch schnell in diesem Jahr abzuwickeln.Eine Reihe anderer Unternehmen stellt den Verkauf erstmal zurück, um es so zu einer höheren Rente zu bringen."Der Unternehmer wird förmlich dazu gezwungen, den Betrieb zu behalten und stückweise einzelne Vermögensgegenstände zu veräußern", beklagt sich Kühn vom DIHT.Und damit werde der Generationswechsel in den Unternehmen erschwert - ein sensibles Thema in Deutschland.Jeder vierte Firmenchef ist älter als 55, berechnete das Deutsche Institut für Wirtschaft in Köln.Und so stehen rund 120 000 Betriebe in diesem oder im kommenden Jahr vor dem Generationenwechsel - mit etwa 1,6 Millionen Beschäftigten.

Indem die rot-grüne Regierung den Generationenwechsel erschwere, verstoße sie gegen die eigene Zielrichtung, meint der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) in Bonn.In der Koalitionsvereinbarung schrieben die Politiker, "wir wollen den Mittelstand und den Generationswechsel fördern".Die neue Steuergesetzgebung wirke dem aber entgegen, beklagt der BVMW.

"Einige Mandate haben wir nicht angenommen", beschreibt Gollnick die große Nachfrage."Wir haben es mit einem Run zum Jahresende zu tun." Gegenüber dem Vorjahr hätte sich die Anzahl der Projekte um 50 Prozent erhöht.Das spürt auch das Bundeskartellamt in Berlin.Nach dem bis Jahresende geltenden Recht müssen Unternehmensabschlüsse vorher vom Kartellamt abgesegnet werden, wenn beide Unternehmen zusammen einen Gesamtumsatz von mindestens zwei Mrd.DM machen oder eines der beiden jährlich mindestens eine Mrd.DM umsetzt.Da viele mittelständische Unternehmen von gleichgroßen oder größeren Konkurrenten übernommen werden, geraten nicht wenige in den kartellrelevanten Bereich.

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