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Tod des Apple-Gründers: Steve Jobs und seine letzten Worte: Dementieren geht nicht

Goethe, Adenauer, Steve Jobs und andere: Helmut Schümann fragt sich, warum berühmte letzte Worte oft so merkwürdig passend sind.

Letzte Worte. „Oh, wow!“ Und noch mal „Oh, wow!“ Und ein allerletztes Mal: „Oh, wow!“ Dann sagte der Mann nichts mehr, und drei Stunden später war er tot. Steve Jobs hat sich mit diesem dreifachen Oh wow von der Welt verabschiedet, zumindest nach den Worten seiner Schwester Mona Simpson. Kein „I did it my way“, Jobs verlangte auch nicht, was naheliegend gewesen wäre, nach einem Apfel, nur dieser wiederholte Ausruf. Ein Ausruf des Erstaunens? Der Freude? Der Bewunderung?

Man wird gewiss viel spekulieren, was diese Worte zu bedeuten haben. Hat Jobs etwas gesehen, was ihn erfreute, jenes ominöse strahlende Licht etwa? Das würde dann Goethe widersprechen, der bekanntlich auf dem Totenbett das genaue Gegenteil, nun ja, erlebte und „mehr Licht“ forderte. Wobei auch diese letzten Worte nicht sicher verbürgt sind, vielleicht hat er auch „mehr nicht“ gesagt oder auch auf hessisch „Mer liescht hier so schlescht“. Man weiß es nicht, was tatsächlich die letzten Worte waren bei Verblichenen, man kann ihnen alles Mögliche in den Mund legen, sie werden garantiert nicht dementieren. Hat auch Konrad Adenauer nicht getan, der zuletzt gesagt haben soll: „Do jit et nix ze kriiesche!“, was den Nicht-Rheinländern mit „Da gib es nichts zu weinen“ zu übersetzen ist.

Erstaunlich, wie oft die letzten Worte von bekannten Menschen irgendwie passen. Jobs, der Visionär, der laut seiner Schwester „nie die Fähigkeit einbüßte zu staunen“, er geht mit Staunen. Adenauer, der Realist, sagt, wie es ist. Goethe will die Welt erhellen, das Wesentliche beleuchten, dazu braucht man mehr Licht. Oder Marlene Dietrich, die Diva, „wir wollten alles, und wir haben es bekommen, nicht wahr“, auch das ist stimmig. Und dass der Sänger Enrico Caruso als Allerletztes seiner Gattin mitteilt, „Doro, ich bekomme keine Luft mehr“, ist für einen Tenor auch wirklich tragisch, nahezu tödlich. Es passt auch, dass der Aphoristiker Karl Kraus sich mit einem knappen „Pfui Teufel“ begnügt hat. Noch einer? Heinrich Heine, der Mann der spitzen Feder und scharfen Zunge, der weder Gott noch Teufel fürchtete, der Spötter: „Gott wird mir verzeihen, das ist sein Beruf.“

Indes, was der römische Kaiser Tiberius Claudius der Nachwelt noch mitteilen wollte, ist etwas kryptisch. „Weh mir, ich glaube, ich habe mich beschissen.“ Immerhin werden ihm diese Wort gar nicht zugeschrieben, sondern Seneca, der sie ihm andichtete. Letzte Worte von Prominenten sind wohl in den meisten Fällen inszenierte Worte. Oh wow, oh wow, oh wow. Ruhet in Frieden allesamt.

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