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Wirtschaft: STICHWORT - Aktionäre geben grünes Licht für "Ergo"

Victoria Holding verschwindet von den Kurszetteln / Neuer Versicherungskonzern entsteht BERLINA (jojo).Dutzende ausländische Firmen kommen jeden Monat neu aufs Berliner Parkett - ein renommierter deutscher Wert verschwindet demnächst vom Kurszettel: die vinkulierten Namensaktien der Victoria Holding AG.

Victoria Holding verschwindet von den Kurszetteln / Neuer Versicherungskonzern entsteht

BERLINA (jojo).Dutzende ausländische Firmen kommen jeden Monat neu aufs Berliner Parkett - ein renommierter deutscher Wert verschwindet demnächst vom Kurszettel: die vinkulierten Namensaktien der Victoria Holding AG.Gestern berief der Versicherungskonzern in Berlin die erste außerordentliche Hauptversammlung in seiner 144jährigen Geschichte ein.Wichtigstes Thema: Die Fusion mit der Hamburg-Mannheimer zum zweitgrößten deutschen Versicherungskonzern, der "Ergo Versicherungsgruppe AG".Nach rund vierstündiger Diskussion stimmten die Anteilseigner dem Verschmelzungsvertrag zu.Um den Zusammenschluß perfekt zu machen, bedarf es jetzt noch der Billigung durch die außerordentliche Hauptversammlung der Hamburg-Mannheimer-Holding am heutigen Dienstag.Hauptaktionäre sind dort die Münchener Rück mit 80 Prozent und die Allianz mit rund 20 Prozent.Deshalb gilt die Zustimmung als sicher. Für die 14 000 Victoria-Aktionäre wird sich in den kommenden Wochen einiges ändern.Vorbei sind die Zeiten der teuren, auf 50-DM-Nennwert lautenden Namensaktien.Schlanke 5-DM-Inhaberaktien werden in Zukunft unter "Ergo" auf den Kurszetteln notiert - in Frankfurt (Main) und in München.Die Berliner Börse bleibt künftig außen vor.Für einen Victoria-Anteil erhalten die Aktionäre zehn Ergo-Papiere.Ergo werde voraussichtlich größter Einzelwert im Nebenwerte-Index M-Dax. Der Victoria-Vorstandsvorsitzene und designierte Ergo-Chef Edgar Jannott sprach am Montag von einem "entscheidenden Schritt in der Geschichte der Victoria".Die enormen Veränderungen im Versicherungs- und Finanzsektor in Europa hätten Victoria letztlich zu dem Schritt bewogen.Victoria hätte seine Zukunft selbst bestimmen wolle, "anstatt über eine von fremder Hand gestellte Weiche auf uns unbekannten Schienen in eine ungewisse Zukunft zu fahren".Victoria verschmelze sich aus gesunden Stücken heraus. Die zum künftigen Konzern gehörenden Gesellschaften Victoria, DAS, Hamburg-Mannheimer und DKV würden operativ selbständig bleiben.Ergo sei als reine Holding zu betrachten.Zwischen den einzelnen Unternehmen seien dennoch Synergieeffekte zu erzielen, die in drei Jahren Einsparungen von jährlich 150 Mill.DM ermöglichen sollen.Verwaltungsaufgaben sollen gebündelt und Aufgaben der Holding zusammengefaßt werden.Neue Produkte böten zudem hervorragende Wachstumschancen, um über die gegenwärtig 15 Millionen Kunden hinaus neue Versicherungsnehmer zu gewinnen.Ergo vereint rund 21 Mrd.DM an Beitragseinnahmen. Schwerpunkt von Ergo sei das Privatkundengeschäft sowie der gewerbliche Mittelstand.Industrieversicherungen sollen in ausgewählten Bereichen weiter angeboten werden.Zudem wolle Ergo sich verstärkt auf dem europäischen Markt engagieren. Für das laufende Jahr versprach Jannott "ein glänzendes Ergebnis".Alle Victoria-Konzerngesellschaften würden besser abschneiden als im Vorjahr.Besonders erfolgreich sei die Schadensversicherungssparte.Zu bedauern sei freilich das geringe Wachstum.Die unglückliche Rabattpolitik vieler Wettbewerber sowie die Diskussion um die Besteuerung der Lebensversicherungen würden das Versicherungsgeschäft bremsen."Das sind keine Voraussetzungen für gesundes Wachstum", so Jannott.Den Aktionären versprach er für 1997 dennoch eine Dividende "mindestens auf Vorjahreshöhe". Vereinzelte Kritik kam von den Aktionären an der Bewertung der beiden Fusionspartner auf.Vor allem die Rolle der Münchener Rück wurde kritisch beleuchtet.Die Bayern werden mit rund 54 Prozent größter Anteilseigner bei Ergo sein.Europas größter Versicherer, die Allianz AG, wird etwa 10 Prozent halten.Kritik kam auch daran auf, daß Ergo zwar zur Nummer zwei in Deutschland aufsteigen werde, international durch die Fusion aber keine Marktanteile gewonnen habe. Den Mitarbeitern versprach Jannott, keine Sparten zu verkaufen."Die Fusion hat nicht das Ziel, Arbeitsplätze abzubauen."

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