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Wirtschaft: Strafe für eine faire Geste

Berlin. Es sagt viel über das Sportverständnis des Automobil-Weltverbandes Fia, dass er ausgerechnet die fairste Geste an jenem 12.

Berlin. Es sagt viel über das Sportverständnis des Automobil-Weltverbandes Fia, dass er ausgerechnet die fairste Geste an jenem 12. Mai 2002 bestraft. Damals hatte Ferrari-Pilot Rubens Barrichello seinen Teamkollegen Michael Schumacher auf Anweisung der Teamführung kurz vor dem Ziel des Großen Preises von Österreich überholen lassen müssen. Derlei Vorgänge hatte es in der Formel 1 schon dutzendfach vorher gegeben.

Trotzdem hatte die Aktion weltweite Entrüstung zur Folge. Was die Fia, die wegen Ferraris Überlegenheit ohnehin um die Attraktivität der Saison fürchtet, dazu veranlasste, den Fall zu untersuchen. Da Stallorder nicht verboten ist, stürzte sich der Weltverband auf jene Geste, mit der Schumacher, sichtlich pikiert, seinem Teamkollegen auf dem Podest den Vortritt ließ. Es sei „die Pflicht jedes Teams, dass die Fahrer sich an die Podiumsprozeduren halten und nicht die nationalen Autoritäten des Landes brüskieren, in dem der Grand Prix stattfindet“, lautete die offizielle Begründung der Fia am Mittwoch in Paris. Ganz gleich jedoch, wie die Begründung dafür ist, die Strafe fiel so aus, wie es die meisten erwartet hatten: Es geht um Geld.

Eine Million Dollar muss Ferrari bezahlen, wobei die Hälfte erst fällig wird, wenn sich der Vorfall innerhalb eines Jahres wiederholen sollte. Strafen für die Fahrer seien nicht möglich, weil sie „vertraglich daran gebunden sind, die Anweisungen des Teams auszuführen“. Michael Schumacher bleibt also der Sieger. Geldstrafen verhängt die Fia immer, wenn die Regeln so schwammig sind, dass ein klarer Verstoß nicht nachzuweisen ist. Und da das meistens so ist, drängt sich der Verdacht auf, sie seien absichtlich so undurchsichtig. Dies gibt der Fia die Möglichkeit, je nach Situation zu handeln.

Denn im Grunde hängt sie ihre Fahne nur in den Wind, den ihre Kunden erzeugen: die Zuschauer. Hätte es nach dem Rennen am A1-Ring nicht Proteste gegeben, wäre die Fia nie auf die Idee gekommen, es zum Gegenstand einer Verhandlung zu machen. Was sie am Mittwoch selbst zugab, als sie vom „langwährenden und traditionellen Recht der Teams“ sprach, die Reihenfolge ihrer Fahrer zu bestimmen. So aber erweckte sie mit ihrem Aktionismus das Gefühl, sie würde für sauberen Rennsport kämpfen. Die Geldstrafe zeigt, dass es ihr darum nicht geht. Denn die Fia hat erkannt, dass auch sie Ferraris Siegesfahrt nicht wird stoppen können.

Ferrari wird mit diesem Urteil leben können. Eine Million Dollar hört sich nach viel an, in der Formel 1 sind aberkannte Punkte aber die schwerwiegendere Strafe. Nicht nur, weil die Teams am Ende der Saison für jeden Punkt eine Prämie bekommen. Und die ist höher als eine Million Dollar. chh

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