zum Hauptinhalt
Lufthansa

© dpa

Streik: Chaostage bei der Lufthansa

Die Piloten bestreiken Eurowings und Cityline. Rund ein Drittel des Europaverkehrs dürfte am Mittwoch ausfallen. Ab Freitag droht dem gesamten Konzern ein ähnliches Szenario.

Berlin - Lufthansa-Passagiere brauchen für die kommenden Ferienwochen vor allem eines: viel Geduld. Nicht nur, dass am Dienstag ein 36-stündiger Pilotenausstand bei den Konzerntöchtern Eurowings und Cityline begonnen hat, der schon am ersten Tag zu hunderten Flugausfällen und zahlreichen Verspätungen geführt hat. Ab Freitag drohen auch noch Streiks des Kabinen- und Bodenpersonals bei Lufthansa selbst. Derzeit lässt die Gewerkschaft Verdi ihre Mitglieder über einen unbefristeten Arbeitskampf abstimmen – und rechnet bereits mit einer breiten Zustimmung. Das Ergebnis werde am Freitagvormittag veröffentlicht, kündigte Verdi-Sprecher Harald Reutter am Dienstag an. Danach könne theoretisch sofort gestreikt werden.

Was das bedeuten kann, erlebten Zehntausende von Passagieren bereits am Dienstag: Sie wurden kurzfristig auf andere Maschinen umgebucht oder mussten auf die Bahn umsteigen (siehe Kasten) und fast alle Verspätungen in Kauf nehmen. Die Pilotengewerkschaft Cockpit hat ihre Mitglieder dazu aufgerufen, von Dienstag 12 Uhr bis Mittwoch 24 Uhr die Arbeit niederzulegen, um nach den gescheiterten Tarifverhandlungen den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen. Am ersten Streiktag seien 465 der geplanten 625 Flüge gestrichen worden, sagte Wolfgang Weber, Sprecher der Lufthansa in Berlin. Für Mittwoch seien 525 Streichungen vorgesehen. Gemessen am gesamten Europaverkehr des Konzerns fällt damit fast ein Drittel der Flüge aus. „Unsere Mitglieder machen zu hundert Prozent mit, und wir zeigen damit, dass die Piloten zusammenstehen“, sagte Ilona Ritter, Leiterin Tarifpolitik bei Cockpit, dem Tagesspiegel.

Von dem Streik betroffen waren neben den Drehkreuzen Frankfurt am Main und München alle deutschen Standorte der beiden Fluggesellschaften. In Berlin-Tegel fielen elf Maschinen aus; am Mittwoch sollen es 15 sein. „Das sind im Grunde alle Flüge der beiden Gesellschaften“, sagte Lufthansa-Sprecher Weber. Cityline und Eurowings bedienen unter Lufthansa-Flugnummer mit kleineren Maschinen Regionalstrecken in Europa und Deutschland, darunter viele Zubringerflüge für die Langstrecke.

In dem seit Monaten andauernden Tarifkonflikt will Cockpit erreichen, dass die Löhne der 344 Eurowings-Piloten an das Niveau der 736 Cityline-Kollegen und deren Gehälter wiederum an das der Flugkapitäne im Lufthansa-Europaverkehr angepasst werden. Eine konkrete Zahl hat die Gewerkschaft jedoch bisher noch nicht öffentlich gefordert. Das Unternehmen habe erst kürzlich ein verbessertes Angebot vorgelegt und sehe die Streiks der Piloten daher mit „großem Unverständnis“, sagte ein Lufthansa-Sprecher in Frankfurt. So sollten Eurowings-Piloten 6,5 Prozent mehr Gehalt sowie eine Einmalzahlung bekommen, die Flugkapitäne der Cityline 5,5 Prozent mehr plus eine Einmalzahlung. Es sei aber nicht möglich, die Bezüge der Cityline-Piloten auf das Niveau der Lufthansa Classic anzuheben, sagte der Sprecher weiter. „Beide Tochtergesellschaften sind nur wirtschaftlich zu betreiben, wenn das Lohnniveau niedriger ist als bei der Lufthansa.“

Cockpit erklärte dagegen, die Tarifkommission habe das Angebot als „nicht ausreichend“ bewertet, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Daher müssen wir jetzt leider den Druck erhöhen“, sagte Ilona Ritter. Ob weitere Streiks folgen werden, ließ sie offen.

Juliane Schäuble

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false