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Wirtschaft: Stromgeschäft stützt RWE

Nettoergebnis bricht um 22 Prozent ein/Hohe Abschreibungen auf Beteiligungen werden Bilanz auf Jahre belasten

Düsseldorf (tas). Das Energiegeschäft hat im vergangenen Jahr beim Versorgungskonzern RWE einen massiven Gewinneinbruch verhindert. Das Hauptgeschäftsfeld Strom habe mehr als die Hälfte des gesamten Betriebsergebnisses geliefert und im Vergleich zum Jahr 2001 um rund 45 Prozent zugelegt, teilte das Essener Unternehmen am Mittwoch auf der Grundlage vorläufiger Bilanzzahlen mit. Ausschlaggebend hierfür waren die über das Jahr 2002 gestiegenen Strompreise im deutschen Markt, Kostensenkungsmaßnahmen und der Zukauf des britischen Energieversorgers Innogy.

Zweistellige Zuwachsraten wie in den Sparten Strom, Wasser und Gas konnten die restlichen Geschäftsbereiche jedoch nicht aufweisen. Wegen der Belastungen und den operativen Verschlechterungen in der Sparte Umweltdienstleistungen und in den NichtKerngeschäftsfeldern legte das Betriebsergebnis im gesamten Konzern nur um rund zwölf Prozent zu. Der Betriebsgewinn liegt damit bei 4,38 Milliarden Euro nach 3,91 Milliarden Euro 2001. Auch beim Umsatz zeigte sich die dominante Rolle der Stromsparte: Die Erlöse kletterten hier um 26 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro. Insgesamt musste RWE mit 47,2 Milliarden Euro jedoch ein Minus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen.

Getrübt wurde das Bilanzjahr 2002 von den hohen Firmenwertabschreibungen, die der Essener Versorger auf seine zahlreichen Zukäufe tätigen musste. Der RWE-Konzern hat in den vergangenen Jahren rund 32 Milliarden Euro für Akquisitionen in den Kerngeschäftsfeldern Strom, Gas, Wasser und Umweltdienstleistungen ausgegeben. Daher lassen sich auch die Zahlen des vierten Quartals nicht mit der Vorjahresperiode vergleichen. Die größten Brocken kamen 2002 mit den Übernahmen von Innogy und der tschechischen Gasgesellschaft Transgas hinzu. Wegen der ersten Abschreibungseffekte fiel das Nettoergebnis im Jahr 2002 um 22 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro gegenüber dem Pro-Forma-Wert des Vorjahres. Dabei haben die Buchgewinne aus der Veräußerung des Anteils an Shell&DeaOil einen noch größeren Gewinnrückgang verhindert.

Die volle Last der planmäßigen Goodwill- Abschreibungen wird RWE aber vor allem im gerade begonnen Geschäftsjahr treffen. „Das muss jetzt erst einmal verdaut werden“, sagte Jörg Natrop, Analyst bei der WGZ-Bank, auch weil der Kauf des US-Wasserversorgers American Water Works in diesem Jahr noch über die Bühne gebracht werden muss. Im Gegenzug rechnet der Analyst nicht damit, dass über Verkäufe frisches Geld in den ohnehin schon hoch verschuldeten Konzern fließt. Wegen der schlechten Lage an den Finanzmärkten werde sich RWE wohl erst im Jahr 2004 von den Beteiligungen an Hochtief und Heidelberger Druckmaschinen trennen. Nach Meinung von Natrop sollte sich der Konzern mittelfristig auch von der Entsorgungssparte trennen: „Der Bereich fällt bei Größe und Rendite im Konzern deutlich ab und ist zudem ein rein deutsches Geschäftsfeld, in dem nicht mehr expandiert wird.“

Von der Börse und den Analysten wurden die Zahlen des Versorgers zunächst positiv aufgenommen. „Operativ wurden meine Erwartungen sogar übertroffen“, sagte Natrop. Zum Schluss büßte die RWE-Aktie im negativen Umfeld jedoch 0,8 Prozent ein. Der Konzern hielt sich mit einem detaillierten Ausblick für 2003 zurück. Wegen der Abschreibungseffekte ist aber mit einem deutlichen Gewinnrückgang gegenüber 2002 zu rechnen. „Das Nettoergebnis wird wohl zwischen 600 und 700 Millionen Euro betragen“, sagte Natrop.

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