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Wirtschaft: Strommarkt: Amerikaner ziehen sich aus der Bewag zurück

Der amerikanische Stromkonzern Mirant hat seine Anteile am Berliner Versorger Bewag an die schwedische Vattenfall verkauft. Nach dem Kauf des 44,8-prozentigen Anteils für 1,63 Milliarden Dollar hält Vattenfall nun 89,6 Prozent des Bewag-Kapitals.

Der amerikanische Stromkonzern Mirant hat seine Anteile am Berliner Versorger Bewag an die schwedische Vattenfall verkauft. Nach dem Kauf des 44,8-prozentigen Anteils für 1,63 Milliarden Dollar hält Vattenfall nun 89,6 Prozent des Bewag-Kapitals. Die Bewag wird nun Teil des nordostdeutschen Stromversorgers "Neue Kraft" mit Sitz in Berlin.

Gut eineinhalb Jahre nach dem Beginn des Streits der beiden Stromkonzerne Mirant und Vattenfall hat sich der amerikanische Kontrahent nun zurückgezogen. Vattenfall hält nach dem Kauf nach eigenen Angaben 92 Prozent der Stimmrechte an der Bewag. Der Rest ist in Streubesitz. Marce Fuller, Chefin von Mirant in Atlanta, sagte am Montag in Berlin, dass ihr Unternehmen kein Interesse am Verkauf der Bewag gehabt habe. Das Angebot von Vattenfall sei jedoch "für alle Seiten die beste Lösung". Die Schweden haben für eine Aktie der Bewag rund 18 Euro bezahlt. Als Mirant vor fünf Jahren ein Drittel der Bewag vom Land Berlin erworben hatte, betrug der Preis 12 Euro.

Der Verkauf muss zwar noch von den zuständigen Kartellbehörden geprüft werden. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Wettbewerbshüter zustimmen, da sie bei der Prüfung des Verkaufs der ostdeutschen Veag und Laubag in diesem Jahr eine Einbeziehung der Bewag in die "Neue Kraft" unter Führung der Hamburger Electricitätswerke AG (HEW) befürworteten. Der aus der Vattenfall-Tochter HEW, den beiden Firmen Laubag und Veag sowie nun auch der Bewag zu bildende künftige Nordost-Stromversorger "Neue Kraft" soll seine Aktivitäten auf dem deutschen Markt 2003 aufnehmen.

Vattenfall-Chef Lars Josefsson sprach von einer Lösung, die für alle Beteiligten sehr gut sei. "Die Neue Kraft ist Kernstück von Vattenfalls Europa-Gebilde." Berlin werde dem ursprünglichen Plan zufolge Hauptsitz der neuen Holding. "Es war die ganze Zeit unser Wunsch, Bewag in diese Kooperation einzubinden und Berlin zu einem der Gravitationspunkte dieses Konzerns zu machen", sagte er. Vattenfall werde den Kauf über eigene und über Fremdmittel finanzieren.

Der Chef der neuen Holding, Klaus Rauscher, sprach von einem neuen "Dreamteam", dass nun geschaffen worden sei. "Es war immer unser Ziel, in Deutschland drittgrößter Energieversorger zu werden." Dies habe man nun quasi erreicht. "Das war heute ein großer Durchbruch. Europaweit wollen wir zu den zehn größten Energieversorgern gehören." Nach Angaben Rauschers wird sich das neue Unternehmen bundesweit auf das Großhandelsgeschäft und vor allem in den beiden Regionen um Berlin und Hamburg jeweils auf den Bereich Fernwärme und das Endkundengeschäft konzentrieren. Ein weiteres potenzielles Standbein sei das Gasgeschäft. Dies werde in den nächsten Monaten geprüft. "Wir müssen uns langfristig mehr mit dem Gasgeschäft beschäftigen", sagte Josefsson. Es sei aber zu früh, um über das "Wann und Wie" zu entscheiden. Auch die Beteiligung der Bewag am Berliner Gasversorger Gasag werde überprüft. Ob Vattenfall Gespräche zum Verkauf der Anteile an den Gasag-Eigentümer Gaz de France führt, wollte Josefsson nicht bestätigen.

Der Vattenfall-Chef kündigte an, es werde außer für den neuen Nordost-Stromversorger zunächst keine größeren Investitionen geben. Josefsson ließ zudem offen, ob Vattenfall und die Bewag künftig ein gemeinsames Angebot für den Warschauer Energieversorger Stoen abgeben würden. Zur Zukunft des Bewag-Vorstandsvorsitzenden Dietmar Winje sagte der Holding-Chef Rauscher, man werde ein "sehr offenes und freundliches Gespräch" führen und dann weitersehen.

Im September waren die Verhandlungen zwischen Mirant und Vattenfall gescheitert, nachdem sich beide Firmen nicht über die Kräfteverteilung bei der Bewag hatten einigen können. Daraufhin hatte es in den vergangenen Wochen Spekulationen über den Ausstieg eines der beiden Unternehmen gegeben. Der Regierende Bürgermeister des Landes Berlin, Klaus Wowereit, begrüßte die Entscheidung.

asi

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