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Einzelhandel Tarifstreit

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Tarifkonflikt: Einzelhandel verhandelt wieder

In den festgefahrenen Tarifverhandlungen des deutschen Einzelhandels könnte nach Monaten des Stillstands wieder Bewegung kommen. Verdi erwartet ein neues Tarifangebot der Arbeitgeber - kommende Woche könnte es weitergehen.

Berlin - „Wir haben Hinweise, dass es in Nordrhein-Westfalen in der kommenden Woche zu ernsthaften Verhandlungen kommen könnte“, sagte Margret Mönig-Raane, Vizechefin der Dienstleistungswerkschaft Verdi, dem Tagesspiegel.

Die Arbeitgeber berieten am Mittwoch in Düsseldorf über ein neues Angebot in dem seit elf Monaten laufenden Tarifstreit. Bereits zum Ende des Jahres 2006 hatten die Arbeitgeber den Manteltarifvertrag gekündigt. Hauptstreitpunkt sind die Spät- und Nachtzuschläge (siehe Kasten). Die Händler wollen sie streichen, Verdi lehnt das ab. Tarifverträge werden in den einzelnen Ländern ausgehandelt. Nordrhein-Westfalen soll den Vorreiter machen.

Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatte Verdi für die Zeit vor Ostern zu Warnstreiks aufgerufen. In den vergangenen Tagen beteiligten sich nach Angaben von Mönig-Raane bundesweit rund 10 000 Menschen. Obwohl Verbraucher – anders als beim Bahnstreik – bisher kaum von den Folgen betroffen waren, hält die Verdi-Vertreterin die Streiktaktik für sinnvoll. „Die Streiks wirken über ökonomischen Druck – da bin ich ziemlich sicher.“ Sie räumte aber ein, dass die Kunden in den Geschäften das nicht immer wahrnähmen. Arbeitgeber versuchten, die Warnstreiks mit Hilfe von Leiharbeitern, Aushilfen und Streikbrechern zu überbrücken. „Wir wissen aber, dass es zu teilweise massiven Störungen im Betriebsablauf kommt.“

Schwerpunkte der Warnstreiks vor dem Osterfest sollen Kauf- und Warenhäuser aber auch Supermärkte und Drogerieketten wie Schlecker sein.

In der umstrittenen Frage der Zuschläge besteht Verdi auf den bisherigen Forderungen. „Wir wollen keine materielle Verschlechterung“, bekräftigte Mönig-Raane. In den erwarteten Tarifverhandlungen will sie das Angebot von Rewe zum Maßstab machen. Mit der Kölner Handelsgruppe verhandelt Verdi gerade über einen hauseigenen Tarifvertrag für die rund 80 000 Beschäftigten. Nach Verdi-Angaben hatte Rewe als Ausgleich für die Zuschläge am Samstagnachmittag eine Erhöhung der Sonderzahlungen angeboten. „Ich denke, dass wir bis Mitte April einen Abschluss mit Rewe erzielen können“, sagte die Gewerkschafterin.

Rewe hatte außerdem angeboten, den Tariflohn um drei Prozent zu erhöhen. „Das ist ein Datum, unter das wir nicht mehr gehen wollen“, betonte Mönig-Raane. Inzwischen zahlten so viele Unternehmen drei Prozent mehr, „dass überhaupt nicht einzusehen ist, warum wir darunter abschließen sollten.“ Die Arbeitgeber lehnen das ab. „Es kann sich nur um einen individuellen Vertrag handeln“, sagte Metro-Personalvorstand Zygmunt Mierdorf dieser Zeitung. Metro hat es den einzelnen Vertriebslinien überlassen, Lohnanpassungen vorzunehmen.

Falls es in Nordrhein-Westfalen nicht zu einem Abschluss kommen sollte, sieht Mönig-Raane den Flächentarifvertrag unter Druck. „Ich sehe die Gefahr, dass der Flächentarifvertrag zerbrechen könnte, weil wir so lange nicht mehr zu einem Abschluss gekommen sind“, sagte sie. „Dann müssen wir uns überlegen, ob wir nicht Haustarifverträge mit einzelnen Unternehmen abschließen.“ Dies sei aber die schlechteste Lösung. „Wir wollen das nicht, weil wir denken, dass ein Flächentarifvertrag ein hohes Gut ist. Aber es kann auch nicht sein, dass die Arbeitgeber denken, sie können das aussitzen.“

Maren Peters

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