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Henke

© Marburger Bund

Tarifrunde 2008: Erneuter Tarifstreit zwischen Klinikärzten und Arbeitgebern

Das riecht nach Ärger: Der Marburger Bund verkündete heute seine Forderung nach einer Einkommenssteigerung für Ärzte in kommunalen Krankenhäusern und droht unterschwellig mit Streiks. Die Arbeitgeberseite reagierte prompt: Die Mediziner seien "maßlos" und riskierten die Existenz der Kliniken.

Bereits Ende November hatte sich der neue Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB), Rudolf Henke, kampfbereit gezeigt. In der Mitgliederzeitschrift kommentierte er vorab die angekündigte Nullrunde für Ärzte in kommunalen Kliniken: "Durch diese Rechnung gehört ein Strich." Diese Aussage bekräftigte er heute bei der Vorstellung der Eckpfeiler des MB für die Tarifverhandlungen 2008. Im Durchschnitt 10,19 Prozent mehr Lohn forderte er von den Arbeitgebern für die 13 verschiedenen Gruppen innerhalb der Gewerkschaft. Außerdem müssten endlich die Einkommen der Krankenhausärzte in Ost und West angeglichen werden.

Henke argumentiert mit Ärzteflucht

Die Forderungen begründet Henke mit der zunehmenden Ärzteflucht in Deutschland. Schlechte Arbeitszeiten und unzählige Überstunden würden dazu führen, dass laut einer Umfrage immer mehr Ärzte darüber nachdenken, ihren Job in Deutschland aufzugeben und ins Ausland abzuwandern. Die Lohnforderungen des Marburger Bundes bezeichnete Henke daher als "maßvoll und zurückhaltend".

Ganz anders werden die Forderungen der Gewerkschaft von der Arbeitgeberseite eingeschätzt. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VKA beschwert sich über die Maßlosigkeit der Ärzte. Mit den "maßlosen Forderungen" würde der Marburger Bund erneut den Bestand der kommunalen Krankenhäuser riskieren. "Die Ärzte haben erst im vergangenen Jahr mit wochenlangen Streiks Einkommenssteigerungen durchgesetzt, …. die diese [die Krankenhäuser, Anm. d. R.] bis heute nicht verkraftet haben", erklärt Manfred Hoffmann, Hauptgeschäftsführer der VKA.

Streiks 2008 sind nicht auszuschließen

Auch in der kommenden Tarifrunde 2008 könnten wieder Streiks der Ärzte drohen - MB-Chef Henke zeigt sich zumindest konfliktbereit: "Dass wir kämpfen können, haben wir gezeigt", so Henke mit Blick auf die Ärztestreiks 2006. Er warnte die Arbeitgeber vor unnötigen "Streitereien". Bereits im vergangenen Jahr hatten die Mediziner ihren Tarifforderungen mit bundesweiten Streiks Nachdruck verliehen. Unter Führung von Henkes Vorgänger Frank Ulrich Montgomery streikten im März 2006 erstmals Ärzte in allen Bundesländern. Bei dem größten Streik Mitte Juni hatten über 13.500 Ärzte ihre Arbeit niedergelegt, lediglich die Notversorgung an den Universitätskliniken und Landeskrankenhäusern wurde gesichert. Ende Juni streikten dann mehr als 11.000 Ärzte in den kommunalen Kliniken. Die Streiks führten letztlich zu eigenen Ärztetarifverträgen für Universitätskliniken und kommunale Kliniken. Die erzielten Einigungen blieben jedoch in einigen Punkten hinter den ursprünglichen Forderungen der Ärzte zurück.

Simone Bartsch

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