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Tarifverhandlungen: Die IG Metall geht neue Wege

Mit einem ungewöhnlichen Vorgehen wollen die Tarifparteien der Metallindustrie die Folgen der Krise entschärfen. Anfang kommender Woche wird der Vorstand der IG Metall vermutlich ein Vorziehen der eigentlich erst im Frühling anstehenden Tarifverhandlungen beschließen.

Berlin -  Ferner wird die Gewerkschaft nicht mit einer Lohnforderung in die Verhandlungen gehen. Nach den Beschlüssen der regionalen Tarifkommissionen strebt die IG Metall nur einen Inflationsausgleich an, das entspräche einem Lohnzuwachs um gut ein Prozent. „Es geht uns um eine faire Verteilung der Krisenlasten, Beschäftigungssicherung und Übernahme nach der Ausbildung“, sagte der baden-württembergische IG- Metall-Chef Jörg Hofmann am Donnerstag.

Sein nordrhein-westfälischer Kollege Oliver Burkhard erklärte die Besonderheiten der diesjährigen Tarifrunde mit der Unterauslastung der Kapazitäten. „In den Betrieben unserer Branchen fehlt derzeit immer noch 20 Prozent Arbeit.“ Und vor 2012 werde das Niveau vor der Krise vermutlich auch nicht erreicht. Auch Burkhard betonte den Dreiklang der IG-Metall-Strategie, also Schutz vor Entlassungen, Perspektive für Azubis „und mehr Geld“. Gesamtmetall als Dachverband der Arbeitgeber wollte sich am Donnerstag nicht zu dem IG-Metall-Vorstoß äußern. Dagegen begrüßte der baden- württembergische Verband die Idee vorgezogener Verhandlungen grundsätzlich. Da 2010 noch schwieriger werde als 2009, sei es positiv, wenn die IG Metall „der Sicherung von Arbeitsplätzen eine so hohe Bedeutung“ beimisst. Die aktuellen Tarifverträge laufen bis Ende April. Normalerweise würden diese Verträge gekündigt, eine Prozenteforderung aufgestellt und dann von Mitte April an verhandelt. Von Mai an wären Streiks möglich. Dieser Fahrplan wird nun im Krisenjahr 2010 ausgesetzt.

Sozusagen zur jüngeren Tarifgeschichte veröffentlichte Gesamtmetall am Donnerstag eine Statistik über die Tarifentwicklung seit 1991. Danach sind die durchschnittlichen Tarifentgelte in der Metall- und Elektroindustrie seitdem von 26 245 Euro pro Jahr auf 42 980 Euro gestiegen. Zieht man davon den Preisanstieg ab, kommen die Arbeitgeber immer noch auf ein Plus von rund 20 Prozent. Nach Angaben des Verbandes sind die Flächentarife für rund 3900 Betriebe mit fast 1,8 Millionen Beschäftigten verbindlich und bilden die Orientierungsgröße für weitere Entgeltordnungen, so dass insgesamt knapp 3,5 Millionen Beschäftigte von den Tarifen erfasst werden. alf

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