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Wirtschaft: Telekom muß Anschlüsse verbilligen

Entscheidung der Regulierungsbehörde verschärft Wettbewerb bei Ortsgesprächen BONN (wei).Private Telefongesellschaften müssen der Deutschen Telekom für das Anmieten eines Hauptanschlusses bis auf weiteres 20,65 DM im Monat bezahlen.

Entscheidung der Regulierungsbehörde verschärft Wettbewerb bei Ortsgesprächen BONN (wei).Private Telefongesellschaften müssen der Deutschen Telekom für das Anmieten eines Hauptanschlusses bis auf weiteres 20,65 DM im Monat bezahlen.Das hat die Regulierungsbehörde am Montag entschieden.Ihre Beschlußkammer lehnte den Antrag der Telekom ab, die bislang eine Gebühr von 28,80 DM erhebt.Die privaten Anbieter sprachen von einem "Schritt in die richtige Richtung." Sie müssen damit etwa das gleiche bezahlen wie Privatkunden, denen die Telekom zur Zeit 21,40 DM im Monat für die Bereitstellung eines Telefonsnschlusses berechnet.Der Schiedspruch des Regulierers eröffne die Chance, der Deutschen Telekom auch bei Ortsgesprächen Konkurrenz zu machen, hieß es in ersten Stellungnahmen der neuen Telefongesellschaften.Die weitergehende Forderung hatte der Vorstand der Telekom damit begründet, daß die Anschlußgebühr im Privatkundengeschäft nicht kostendeckend sei.Die dafür beigebrachten Unterlagen, sagte der Präsident der Regulierungsbehörde Klaus-Dieter Scheurle, seien dafür aber nicht ausreichend gewesen.Sie seien deshalb nicht im vollen Umfang anerkannt worden.Einzelne Positionen habe die Beschlußkammer nicht in der fraglichen Höhe nachvollziehen können.Vons der Telekom war zu erfahren, daß die Behörde die zugrunde gelegten Abschreibungszeiträume für zu kurz und die angestrebte Verzinsung des Eigenkapitals der Gesellschaft für überhöht hält.Grundsätzlich hat sich die Regulierungsbehörde aber an den tatsächlichen Kosten der Telekom orientiert.Der Ansatz des Kartellamtes, das die Wettbewerbspreise in anderen Ländern als Maßstab anlegt, wurde von der Beschlußkammer nicht akzeptiert.Die Berliner Wettbewerbshüter hatten eine Anschlußgebühr von 14,30 DM empfohlen.Die sogenannte "letzte Meile" ist der teuerste Teil des Festnetzes.Die meisten privaten Anbieter wollen deshalb dort nicht selber investieren, sondern diesen Teil des Netzes von der Telekom mieten.Abgelehnt wurde von der Beschlußkammer die Forderung der Telekom, die Gebühren nach der Länge der Leitung zwischen dem Hauptanschluß und dem Netz zu staffeln.Das hätte zu unterschiedlichen Preisen auf dem Land und in den Ballungsgebieten geführt.Höhere Gebühren genehmigte die Regulierungsbehörde aber für Zusatzleistungen der Telekom oder technisch höherwertige Leitungen wie Glasfaserkabel.Ihr Vorstand müsse bis zum 22.Mai 98 einen neuen Antrag vorlegen, "der unter den jetzt angeordneten Entgelten liegen muß", sagte Scheurle.Bei der Antragsstellung muß die Telekom die von der Beschlußkammer aufgestellten Maßstäbe anwenden.Scheurle erwartet, daß die so ausweisbaren Kosten noch unter dem jetzt festgelegten Entgelt liegen, das bis Ende Juli befristet wurde.Damit sind nach seinen Worten alle Voraussetzungen für einen Wettbewerb in den Ortsnetzen geschaffen.In der Regulierungsbehörde geht man davon aus, daß unmittelbar nur "ein halbes Dutzend" Gesellschaften von der jüngsten Entscheidung betroffen sind, weil in den Ortsnetzen nur vereinzelt Wettbewerber auftreten.Die meisten bundesweit operierenden Gesellschaften wollen sich vorerst auf das Angebot von Ferngesprächen beschränken.Langfristig wird der direkte Zugang zu den Endkunden im Ortsnetz aber als entscheidender Wettbewerbsvorteil angesehen.Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten, VATM, bezeichnete die Entscheidung der Regulierungsbehörde als "Schritt in die richtige Richtung".Geschäftsführer Gerd Eickers wies allerdings darauf hin, daß der genehmigte Betrag nur geringfügig unter den Anschlußgebühren liege, die die Telekom von ihren eigenen Kunden nehme und die ein deutlich umfangreicheres Leistungspaket enthielten.Otelo-Chef Ulf Bohla begrüßte, daß sich die Regulierungsbehörde "kritisch mit den Forderungen der Telekom auseinandersetzt".Es komme jetzt darauf an, daß die Telekom einen neuen Antrag stelle, der sich an den "Kosten der effizienten Bereitstellung" orientiere.Christian Rogge, Sprecher von Mannesmann Arcor sagte, selbst die 20,65 DM monatlich seien noch zu hoch.Realistisch sei ein Preis "unter zehn D-Mark".Arcor wolle aber erst die genaue Begründung des Regulierers abwarten, bevor man über einen Widerspruch nachdenke.Auch die Telekom kündigte an, sie werde die Entscheidung prüfen und behalte sich die Möglichkeit einer Klage vor den Verwaltungsgerichten vor.Diese hätte aber keine aufschiebende Wirkung, so daß die Gebühren in der jetzigen Höhe in Kraft blieben.

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