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Wirtschaft: Telekom sucht auch in Holland Partner

PARIS/DÜSSELDORF (abo/uso/HB). Offiziell kann die Sprecher der Deutschen Telekom AG, Bonn, kein Wässerchen trüben.

PARIS/DÜSSELDORF (abo/uso/HB). Offiziell kann die Sprecher der Deutschen Telekom AG, Bonn, kein Wässerchen trüben. "Wir hoffen, durch Gespräche mit unseren Partnern zu einer Lösung zu gelangen", erklärt Telekom-Sprecher Hans Ehnert immer wieder, wenn er auf das zerrüttete Verhältnis zu France Télécom angesprochen wird. Soviel Zurückhaltung lassen die Franzosen schon lange nicht mehr walten: Am vergangenen Freitag kündigte der Finanzvorstand der France Télécom an, den Zwei-Prozent-Anteil an der Deutschen Telekom im nächsten Jahr verkaufen zu wollen. Die beiden Telefonkonzerne waren Ende 1998 eine Überkreuzbeteiligung eingegangen.Verfahren ist die Lage nun vor allem bei den beiden Joint-Ventures, in denen Deutsche und Franzosen zusammenarbeiten. In Italien konnte die Deutsche Telekom am vergangenen Freitag gerade noch verhindern, daß ihre beiden Vertreter aus dem Verwaltungsrat des Festnetz-Joint-Ventures Wind gestimmt wurden. Nachdem der italienische Energieversorger Enel, der 51 Prozent an Wind hält, zum zweiten Mal keinen Vertreter zur Hauptversammlung schickte, stimmte die Holding-Gesellschaft von Deutscher Telekom und France Télécom für den Verbleib der Telekom-Vertreter. Dieses Abstimmverhalten hatte ihnen das Landgericht Bonn per einstweiliger Verfügung vorgeschrieben.Offen ist weiter die Eigentümerstruktur des internationalen Joint-Ventures Global One. France Télécom betrachte die Investition bei Global One als zukunftsträchtig und werde sie fortsetzen, sagte eine Sprecherin. Die Führung von Global One übernimmt heute vorübergehend ein dreiköpfiges Team unter Leitung von Michel Huet. Der bisherige Chef Gary Forsee war nach dem Zerwürfnis zwischen Deutschen und Franzosen zurückgetreten. Ohne klare Führung mehren sich die Bedenken, daß der Streit zwischen zwei seiner Anteilseigner Global One dauerhaft schaden könnte. Das steht offenbar auch hinter Äußerungen des dritten Partners: Sprint-Chef William Esrey sagte nun, spätestens bis Jahresende müsse es Veränderungen im Aktionärskreis geben. Der "Kansas City Star" hatte Esrey mit der Äußerung zitiert, die derzeitige Lage könne das Geschäft in Mitleidenschaft ziehen. Offenbar zögern neue Großkunden aufgrund der kaum absehbaren Entwicklung Verträge mit Global One hinaus. Das macht sich weniger an dem Führungsvakuum nach Forsees Abgang fest, wie aus Branchenkreisen in Paris verlautete. Vielmehr wolle man Gewißheit darüber, wem das Unternehmen während der Vertragsdauer gehöre.Um eine andauernde Blockade durch die streitenden Eigner zu vermeiden, wäre demnach auch eine "weiche Lösung" für die Führungsfrage denkbar. France Télécom und Deutsche Telekom könnten ihre Pakete zu Finanzbeteiligungen umdeklarieren, ihre persönlich zerstrittenen Vorstandschefs die Board-Mandate bei Global One delegieren. Das ermögliche die Wiederherstellung einer dauerhaften professionellen Unternehmensführung, hieß es.Unabhängig davon sieht sich die Deutsche Telekom verstärkt nach neuen internationalen Bündnispartnern um. Vorstandschef Ron Sommer läßt keinen Zweifel daran, daß er die Zukunft des Unternehmens in einem Zukauf oder einer Fusion sieht. Gespräche gibt es, wie das Handelsblatt aus informierten Kreisen erfahren hat, mit mehreren Firmen: Neben der spanischen Telefónica sind seit längerem Sprint und Cable & Wireless in der Diskussion - ein Interesse, das der Telekom seit zwei Jahren nachgesagt wird. Neu sind hingegen die holländische KPN und das US-Unternehmen Qwest, die in Europa über das Joint-Venture KPNQwest verbunden sind. Mit einem Umsatz von 8 Mrd. Euro und einer Börsenkapitalisierung von 23 Mrd. Euro gehört der niederländische Ex-Monopolist KPN zu den kleineren europäischen Telefongesellschaften.Der 1996 gegründete Neustarter Qwest gilt als vielversprechendes Unternehmen: Es baut in den USA ein 20 000 Kilometer langes, hochmodernes Glasfasernetz, das Ende 1999 fertig sein soll. In Europa errichtet KPNQwest ebenfalls ein breitbandiges Netz quer über den Kontinent.Ein Zusammengehen mit Qwest könnte jedoch deutlich erschwert werden, falls dessen Fusion mit dem US-Regionalanbieter US West zustandekommt, die ebenfalls im Gespräch ist. Die Kombination der jungen, aufstrebenden Qwest mit einer alteingesessenen Regionalgesellschaft dürfte die Kräfte beider Unternehmen für längere Zeit binden.Auch die spanische Telefónica, wegen ihrer starken Position in Lateinamerika ein attraktiver Partner für die Telekom, scheint von einem Zusammengehen mit den Deutschen nicht wirklich überzeugt zu sein. So bleiben als potentielle Partner der Deutschen einmal mehr die britische Cable&Wireless und die amerikanische Sprint - beides Optionen, die Analysten seit längerem als sinnvoll ansehen.

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