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Wirtschaft: Telekom verliert zwei Millionen Kunden

Konzern erwartet weiteren Schwund im Festnetz, gewinnt aber viele neue DSL-Nutzer

Berlin - Trotz einer Service- und Preisoffensive hat die Deutsche Telekom auch im vergangenen Jahr massiv Kunden an die Konkurrenz verloren. 2,14 Millionen Festnetznutzer kündigten den Anschluss, allein 537 000 im vierten Quartal, teilte der Konzern am Dienstag in Berlin mit. Bei den schnellen Internetanschlüssen und im Mobilfunk konnte die Telekom dagegen Boden gutmachen. Offen ist noch, was mit der margenschwachen Geschäftskundensparte T-Systems passiert. Der Konzern werde im März entscheiden, ob Teile verkauft würden oder eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen vereinbart werde, sagte T-Systems-Chef Reinhard Clemens am Dienstag. Als möglicher Partner ist TCS im Gespräch, eine Tochter des indischen Tata-Konzerns.

Die Telekom leidet unter der Konkurrenz kleinerer Anbieter wie Arcor, Freenet oder 1&1, die den Markt mit Dumpingpreisen in Bewegung gebracht haben. Der Ex-Monopolist ist dabei auch strukturell im Nachteil. Er habe noch immer drei Mal so viele Beschäftigte wie alle Wettbewerber zusammen, hatte Konzernchef René Obermann am Vortag gesagt – und weitere Sparmaßnahmen angekündigt. Bereits 2007 hatte die Telekom die Kosten um 1,2 Milliarden Euro gedrückt.

Timotheus Höttges, Vorstand des Festnetzgeschäfts T-Home, erwartet, dass der Kundenschwund im Festnetz noch nicht beendet ist. „Solange bei der Telekom die Zahl der Sprach- und der DSL-Anschlüsse nicht auf einem Niveau sind, werden wir Anschlussverluste sehen.“ Der Marktanteil der Telekom im Festnetzbereich liege noch bei 80 Prozent, darum sei es auch politisch und aus Sicht der Regulierungsbehörden gewollt, dass die Zahl der Festnetzkunden bei dem Konzern weiter zurückgehe.

Anders als im Festnetz konnte der Konzern bei DSL-Anschlüssen deutlich mehr Kunden gewinnen. Zwei Millionen Neukunden – 30 Prozent mehr als im Vorjahr – schlossen 2007 einen Vertrag mit der Telekom ab, sagte Höttges. Mit insgesamt neun Millionen eigenen DSL-Kunden sei der Konzern damit die Nummer eins im Wettbewerb. Darüber hinaus verwaltet die Telekom noch 3,5 Millionen DSL-Anschlüsse für Wiederverkäufer. Das sind Unternehmen, die Telekom-Anschlüsse unter eigenem Namen verkaufen, aber kein eigenes Netz haben.

Auch im Mobilfunk und beim Internetfernsehen hat der Konzern nach eigenen Angaben Fortschritte gemacht. Die Zahl der Mobilfunkkunden stieg im vergangenen Jahr in Deutschland um 14,5 Prozent auf knapp 36 Millionen. Auch in den USA konnte der Konzern das Geschäft um 14,6 Prozent auf knapp 29 Millionen Kunden ausbauen. Auch das Internetfernsehen kommt langsam in Schwung: Rund 116 000 Kunden zählte die Telekom zum Jahresende, 100 000 mehr als zum Start im August.

Festnetz-Chef Höttges verwies am Dienstag zwar stolz auf die Fortschritte im Service, sieht aber weiteres Verbesserungspotenzial. „Ich will nicht die Erwartung wecken, dass wir durch sind mit dem Thema.“ Anfang 2007 habe nur maximal ein Drittel der Anrufer innerhalb von 20 Sekunden einen Callcenter-Mitarbeiter an der Strippe gehabt, Ende des Jahres sei die Quote bereits auf 69 Prozent gestiegen – trotz der Streiks. Bis Ende 2008 will der Konzern die Quote auf 80 Prozent hochschrauben.

Maren Peters

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