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Wirtschaft: Telekommunikation: Der Wettbewerb im Ortsnetz wird härter

Die Deutsche Telekom hat im Streit um den Zugang zum Ortsnetz eine Niederlage erlitten. Die Telekom muss dem Wettbewerber Debitel jetzt ihre Kundenanschlüsse und weitere Dienste zum Weiterverkauf anbieten.

Die Deutsche Telekom hat im Streit um den Zugang zum Ortsnetz eine Niederlage erlitten. Die Telekom muss dem Wettbewerber Debitel jetzt ihre Kundenanschlüsse und weitere Dienste zum Weiterverkauf anbieten. Das hat das Oberverwaltungsgericht Münster entschieden. Die Entscheidung könnte den Wettbewerb im Ortsnetz endlich beleben. Sobald ein akzeptables Angebot vorliege, will Debitel loslegen. Andere Wettbewerber warten noch ab.

Die Telekom hatte gegen einen Beschluss der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post vom März 2001 geklagt und gleichzeitig einen Antrag auf aufschiebende Wirkung gestellt. Dieser Antrag wurde jetzt endgültig vom Gericht abgewiesen. Die Telekom "hat mit überwiegender Wahrscheinlichkeit ihre marktbeherrschende Stellung missbräuchlich genutzt", schreiben die Richter in ihrer Urteilsbegründung. Die Telekom habe eine Verweigerungshaltung gezeigt, die dafür spreche, dass sie auch in Zukunft den Markt dominieren wolle. Damit haben die Richter eine Vorentscheidung für das folgende Hauptverfahren getroffen.

Die Regulierungsbehörde hatte die Telekom auf Antrag von Debitel verpflichtet, Ortsnetzanschlüsse zu einem besonderen Preis an Wiederverkäufer (Reseller) zu verkaufen. Debitel wollte Teilnehmeranschlussleitungen und Produkte wie ISDN und den schnellen Internetzugang DSL von der Telekom einkaufen, um sie an eigene Kunden weiterzuverkaufen - ein ähnliches Geschäftsmodell, wie es Debitel auch im Mobilfunk betreibt. So ein Großkundenangebot hatte die Telekom aber im Festnetz nicht im Angebot.

"Wir wollen natürlich in erster Linie ein Mobilfunkanbieter bleiben", sagte ein Debitel-Sprecher. Geplant sei aber, den Kunden kombinierte Festnetz- und Mobilfunkangebote zu machen, und das alles auf einer Rechnung. Dabei wolle Debitel durchaus in Technik und Dienste investieren, um eigene Produkte anbieten zu können, aber keinesfalls Geld in Netze stecken. Jetzt wartet Debitel auf das Angebot der Telekom. Wenn es sowohl wirtschaftlich als auch sonst akzeptabel sei, könne Debitel in der ersten Jahreshälfte 2002 mit den ersten Produkten auf den Markt kommen.

Marktbeobachter rechnen aber damit, dass sich der Prozess noch eine Weile hinziehen wird. "Man kann davon ausgehen, dass beim ersten Angebot der Telekom die Preise zu hoch und/oder die Bedingungen zu schlecht sein werden. Dann muss die Regulierungsbehörde wieder einschreiten." Der Brancheninsider übte auch harte Kritik an den Wettbewerbern. Der Prozess, den Debitel in Gang gesetzt habe, hätte schon viel früher einsetzen müssen.

Tatsächlich reagieren die anderen Wettbewerber eher verhalten. "Wir haben das Urteil mit großem Interesse gelesen", sagt ein Mobilcom-Sprecher, "aber das heißt noch nichts." Mobilcom wolle erst einmal abwarten. Bei Arcor begrüßt man die Entscheidung, sieht darin aber noch keinen Durchbruch zu mehr Wettbwerb im Ortsnetz. Die Sprecherin des Berliner Stadtnetzbetreibers Berlikomm sagt: "Zunächst hat das Urteil für uns keine Relevanz, denn wir haben ja unser eigenes Netz."

Der Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (Breko) betrachtet das Urteil aus Münster sogar mit Skepsis. Mit dieser Entscheidung würden einseitig Anbieter unterstützt, die keine eigene Infrastruktur aufgebaut haben und sich nun ins Ortnetz einkaufen können. "Mittel- und langfristig geht von Reselling-Angeboten, die weitgehend ohne eigene Netzinfrastruktur auskommen, keine Stärkung des Wettbewerbs aus", sagt Breko-Geschäftsführer Rainer Lüddemann. Damit argumentiert er ähnlich wie die Telekom: Die will weiter gegen die Entscheidung vorgehen, denn sie sei investitions- und innovationsfeindlich.

vis

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