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Wirtschaft: Telepassport klagt gegen Telekom

Bonn / Frankfurt (Main) (aho/HB). Der Streit zwischen den Wettbewerbern und der Deutschen Telekom um die Interconnection-Gebühren geht in eine neue Runde.

Bonn / Frankfurt (Main) (aho/HB). Der Streit zwischen den Wettbewerbern und der Deutschen Telekom um die Interconnection-Gebühren geht in eine neue Runde. Die Erfurter Telefongesellschaft Telepassport hat nach Informationen des Tagesspiegels bei der EU-Kommission eine Klage gegen die Telekom eingereicht. Wie Telepassport Geschäftsführer Georg F. Hofer sagte, seien die Interconnection-Gebühren verglichen mit den Endkundenpreisen der Telekom zu hoch. Die Interconnection-Gebühren müssen die Wettbewerber an die Telekom zahlen, wenn sie deren Leitungen benutzen. Der Preis ist nach Zeit und Entfernung gestaffelt, durchschnittlich liegt er bei 2,7 Pfennig pro Minute.

Nach der Tarifsenkung der Telekom liegt der Preis für ein Ferngespräch zwischen 21 Uhr abends und 6 Uhr morgens bei 6 Pfennig pro Minute. Die betreffende Interconnection-Gebühr für diesen Zeitraum beträgt 3,16 Pfennig. Da aber viele Wettbewerber diese Gebühr bei Ferngesprächen zweimal zahlten, so Hofer, läge die Telekom mit ihrem Endkundenpreis unter den eigenen Kosten. Zusätzlich müßten noch Abrechnung, Verwaltung und Marketing bezahlt werden, sagte Hofer. In seiner Klageschrift fordert er nun, daß EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert die Gebührenpraxis überprüft. Die Wettbewerber gerieten unter doppelten Preisdruck. So würden für "Zusammenschaltungsleistungen überhöhte Kosten verlangt", und gleichzeitig biete die Telekom niedrige Tarife an. Hofer: "Ein hinreichend effizienter Wettbewerber kann in der Nacht keinen Gewinn erzielen."

Hofer fordert nun mit seiner Klage, daß die EU-Kommission auf niedrigere Interconnection-Gebühren drängt. Andernfalls müßte die Telekom ihre Preise für den Endkunden erhöhen. Pikant an der Klage - der sich andere Wettbewerber nicht angeschlossen haben - ist, daß die Regulierungsbehörde im März mit ähnlichen Argumenten eine Preissenkung der Telekom untersagt hatte. Damals wollte die Telekom Ortsgespräche am Abend auf 3 Pfennig pro Minute senken. Darin sah RTP-Chef Klaus-Dieter Scheurle Dumpingpreise, weil dies die Kosten der Telekom nicht decken würde - verglichen mit den Interconnectiongebühren.

Umgekehrt fordert die Telekom höhere Interconnection-Gebühren. Dazu hatte sie Anfang des Jahres den Wettbewerbern die entsprechenden Verträge gekündigt. Sie begründete dies damit, daß Wettbewerber mit wenig Leitungen ihr zusätzliche Kosten verursachen und forderte von ihnen einen entsprechenden Aufschlag. Das hat die Regulierungsbehörde jedoch kürzlich abgelehnt. Vom Jahr 2000 an gelten ohnehin neue Interconnectiongebühren, weil dann die jetzt gültigen Tarife ausgelaufen sind. Am Dienstag will die Regulierungsbehörde einen Bericht zur Zukunft der Interconnectiongebühren vorlegen.

Die schlechten Nachrichten der vergangenen zwei Jahre aus dem Festnetzbereich sind nach Ansicht der beiden Bankhäuser Dresdner Kleinwort Benson und Goldman Sachs bereits voll im gegenwärtigen Kurs der Telekom-Papiere "eingepreist". Zwar müssen sich die Analysten zurückhalten, weil ihre Institute zum Konsortium für die neuen Telekom-Aktien gehören, doch neue Studien von Dresdner Kleinwort Benson und Goldman Sachs lassen den Eindruck aufkommen, in der T-Aktie sei noch viel Musik. Die Analysten der beiden Banken kommen zum Schluß, daß ein Preis von 45 (Dresdner KB) und 46 Euro (Goldman) gerechtfertigt sei.

Dennoch spiegele die T-Aktie "noch nicht ganz den erfolgreichen Aufbau der Wachstumsgeschäfte wider, die in drei bis vier Jahren eine bedeutende Rolle spielen werden", schreibt Dresdner KB. Akquisitionen und Immobilienverkäufe böten weiteres substanzielles Potential. Der Gewinn je Aktie soll nach Ansicht beider Häuser 1999 auf dem Niveau von 1998 von 0,8 Euro verharren. Im nächsten Jahr wird dann mit einer Steigerung auf 1,0 Euro (Dresdner) beziehungsweise 1,02 Euro (Goldmann) gerechnet. Die Analysten beider Häuser streichen die Chancen der Telekom im Bereich des Daten-Services heraus. Goldman betont darüber hinaus deutliche Kostenverbesserungen.

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