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Terrorschock verdaut: Ölpreise ziehen wieder an

Nach den starken Rückgängen wegen der Terrorwarnungen aus Großbritannien haben die Ölpreise wieder angezogen. Grund dafür sind nach Experten und der Energieagentur die knappen Reserven bei Ausfällen.

London/Singapur - Laut Analysten hat der Markt den Schock durch den Terroralarm schnell verdaut und sieht den Vorfall inzwischen positiv. Schließlich habe es sich nur um ein Komplott gehandelt, das verhindert wurde, sagte Victor Shum von der Energieberatungsfirma Purvin and Gertz. "Das bedeutet, dass die von zahlreichen Regierungen eingeführten Anti-Terror-Maßnahmen funktioniert haben." Die Internationale Energieagentur (IEA) verwies auf knappe Förderreserven, was den Preis bei größeren Versorgungsstörungen schnell nach oben treiben könnte.

Für in New York gehandeltes Rohöl der Sorte Light Sweet Crude stieg der Preis bis zum Mittag um 66 Cent auf 74,66 Dollar. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 71 Cent auf 75,99 Dollar. Am Donnerstag war der Preis für beide Sorten um rund zwei Dollar gefallen.

Zuerst habe der Markt befürchtet, dass der Terroralarm "einen Einfluss auf das Vertrauen der Verbraucher und die Kerosin-Nachfrage haben könnte", sagte Shum in Singapur. "Ich glaube, das war eine reflexartige Reaktion. Höchstwahrscheinlich wird sich dies beruhigen. Deshalb erwarten wir keinen fortgesetzten Trend nach unten." Ähnlich äußerte sich Peter Harbison, Leiter der Luftfahrt-Beratungsfirma Centre for Asia Pacific Aviation: "Passagiere reagieren heute sehr flexibel und neigen weniger zu Überreaktionen." Phil Plynn von der US-Ölhandelsgesellschaft Firma Alaron Trading Corp meinte, es sei "eine traurige Tatsache, dass die Welt sich an diese Drohungen gewöhnt hat".

Markt auch in Zukunft unbeständig

Shum verwies darauf, dass es zahlreiche Faktoren gebe, die den Ölpreis nach oben trieben, und nannte dabei den Libanon-Konflikt, den Streit um das iranische Atomprogramm, eine mögliche Störung der Ölversorgung in der beginnenden Wirbelsturmsaison und den Ausfall der Ölförderung des BP-Konzerns in Alaska. Der Markt werde damit "unbeständig bleiben und stark auf kurzfristige Weltereignisse reagieren".

Davon geht offenbar auch die Internationale Energieagentur aus. Sie ließ ihre Vorhersage für die Ölnachfrage unverändert bei 84,8 Millionen Barrel pro Tag. Störungen wie durch die ausgefallene Pipeline in Alaska könne der Markt vorerst verkraften, erklärte die Organisation. Mit Blick auf die herannahende Wirbelsturm-Saison und die daraus entstehende Gefahr für Ölanlagen sei aber auch klar, dass "das Polster bei der Ersatzkapazität dünn bleibt". (tso/AFP)

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