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Wirtschaft: Teure Lobby

Forrest Gump, der sich in dem gleichnamigen Kinostreifen auch als GarnelenFischer betätigte, zitierte gern seine Mama: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt.

Forrest Gump, der sich in dem gleichnamigen Kinostreifen auch als GarnelenFischer betätigte, zitierte gern seine Mama: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt.“ Vielleicht versteht ja der gute alte Forrest das Anti-Dumpinggesetz. Dessen so genannter Byrd-Anhang, könnte den US-Garnelenfischern einen sechsstelligen Betrag einbringen – mit besten Empfehlungen des amerikanischen Verbrauchers. Denn der Anhang schreibt die Verteilung der Einnahmen aus Importzöllen an die heimischen Industrien vor, die eine Dumpingklage erheben. Genau das versucht die Schalentierlobby gerade. Sechs Länder, die Garnelen in die USA importieren, hat sie wegen Dumpings verklagt.

Das Handelsministerium will nun nach einer vorläufigen Entscheidung Zölle von 112 Prozent für die Nicht-Marktwirtschaften China und Vietnam festsetzen. Entscheidungen zu Schrimps aus den vier marktwirtschaftlichen Ländern Thailand, Brasilien, Indien und Ecuador sollen folgen. Selbst wenn der durchschnittliche Zollsatz nur 15 Prozent betragen wird, brächte das den 217 Einzelklägern jeweils mehr als 829000 Dollar – selbst wenn sich der Import durch die höheren Abgaben halbiert. Klar, dass sich immer mehr Garnelenfänger an der Klage beteiligen.

90 Prozent der in Amerika verkauften Garnelen werden importiert – zum Vorteil der Verbraucher. Zwischen den Jahren 2000 und 2002 stieg der Anteil von Schrimps an den Gesamtausgaben für Nahrungsmittel von Familien mit niedrigen Einkommen um 45 Prozent. Während es im Garnelenfang in den USA 13000 Arbeitsplätze gibt, sind es in der Schrimps verarbeitenden Industrie 250000. Der Import lohnt sich, weil die US-Küsten lukrativer als Garnelenzucht genutzt werden können und die Verarbeitung von Hand nur in Niedriglohnländern bezahlbar ist.

Natürlich wird die Klage scheitern, wenn Dumping nicht nachgewiesen werden kann. Und das ist schwer, denn was soll die Einheitsgarnele sein, die unter dem allgemein üblichen Preis verkauft werden soll. Die importierten Krustentiere kommen mit Kopf, kopflos, roh, gekocht, mit Schwanz und Schale – oder ohne. Also hat die Handelskammer einen fiktiven Einheitsshrimp kreiert, an Hand dessen die Importeure ihre Preise und Kosten berechnen sollen. Da aber die Verarbeitungskosten nicht berücksichtigt werden, wird der Preis künstlich gedrückt. Der Kongress finanziert den Anschlag auf die amerikanischen Konsumenten auch noch. Die US-Garnelenindustrie hat im vergangenen Jahr 35 Millionen Dollar Nothilfe eingestrichen. In Louisiana flossen 350000 Dollar aus diesem Fonds in die Finanzierung der Dumping-Klage.

Nicht alle werden sich der Erpressung beugen wie etwa die Mexikaner, die die Klage unterstützen, um ihr selbst zu entgehen. Thailand droht, den für die USA wichtigen Import von Sojabohnen und Sojamehl zu stoppen, wenn Thai-Garnelen mit Zöllen belegt werden. So ist das mit dem Protektionismus – man weiß nie, was man am Ende bezahlt.

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