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Wirtschaft: Teures Jahr für die Versicherungsbranche

MÜNCHEN (tmh).Die Versicherungswirtschaft blickt auf ein katastrophales Jahr 1998 zurück.

MÜNCHEN (tmh).Die Versicherungswirtschaft blickt auf ein katastrophales Jahr 1998 zurück.Vor allem Überschwemmungen haben in der endenden Periode weltweit die zweithöchsten volkswirtschaftlichen Schäden angerichtet, hat die Münchener Rückversicherungs-AG berechnet.Unter dem Strich wurden bei Naturkatastrophen Werte im Umfang von über 90 (Vorjahr 30) Mrd.Dollar vernichtet und über 50 000 (13 000) Menschen getötet.Wegen geringer Versicherungsdichte in den Regionen seien die Versicherer davon aber nur zu 15 Prozent betroffen gewesen.Dennoch habe 1998 für die Assekuranz mit 15 (4,5) Mrd.Dollar die vierthöchste Schadensbelastung der letzten Jahrzehnte gebracht, bedauerte die weltgrößte Rückversicherung.In volkswirtschaftlicher Hinsicht sei nur 1995 mit dem Erdbeben im japanischen Kobe katastrophaler gewesen.Damals wurden insgesamt 180 Mrd.Dollar an Werten vernichtet.

Eine wesentliche Rolle in dieser Bilanz des Schreckens spiele, daß 1998 das mit Abstand wärmste Jahr seit Beginn von Temperaturmessungen vor 150 Jahren ist.Die Wärmegrade lägen dieses Jahr um 0,35 Grad Celsius über dem Mittel der letzten Jahrzehnte, erklärte ein Experte der Münchener Rück.Die globale Erwärmung führe zu einer erheblichen Verschärfung der Naturkatastrophengefahr in vielen Regionen der Erde."Ein weiteres Fortschreiten der durch den Menschen verursachten Klimaveränderungen wird uns fast zwangsläufig immer extremere Naturereignisse und infolgedessen auch immer größere Katastrophenschäden bringen," befürchtet der Leiter der Rück-Forschungsgruppe Geowissenschaften, Gerhard Berz.Der jüngste Klimagipfel in Buenos Aires habe nicht genug Fortschritte gebracht.Insgesamt hat die Münchener Rück 1998 über 700 Großschäden durch Naturereignisse registriert.Allein in Indien hätten Überschwemmungen und Sturmfluten gut 10 000 Menschen den Tod gebracht.Der Hurrikan Mitch in Mittelamerika und Erdbeben im Afghanistan kosteten jeweils rund 9000 Frauen und Männer das Leben.

Am schadensträchtigsten waren dieses Jahr Überschwemmungen in China, die 30 Mrd.Dollar vernichtet haben.Die dort geringe Versicherungsdichte und auch die "Nichtkatastrophe des Jahres" haben die internationale Assekuranz aber vergleichsweise glimpflich davonkommen lassen.Als solche sieht die Münchener Rück den Asteroidenschwarm der Leoniden an, der die Erde passiert habe, ohne, wie befürchtet, Satelliten und Raumfahrzeuge zu durchlöchern.In Europa waren 1998 Waldbrände infolge einer Hitzewelle in Griechenland die mit 675 Mill.Dollar volkswirtschaftlich kostspieligste Katastrophe.In menschlicher Hinsicht war 1998 eine Kältewelle in weiten Teilen Europas am schlimmsten, die über 200 Todesopfer forderte.Für hiesige Breitengrade gelte aber: Je wärmer die Winter, desto häufiger und stärker die Stürme.Auch Umweltschutz könne immer mehr und teurere Naturkatastrophen nicht verhindern.Grund dafür seien der Anstieg der Weltbevölkerung vor allem in Hochrisikogebieten.Die volkswirtschaftlichen Schäden hätten inflationsbereinigt sogar um das Neunfache, die versicherten Schäden um das 15fache zugenommen, was die Katastrophenanfälligkeit von Industriegesellschaften dokumentiere.Eine Wende sei nicht in Sicht.

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