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Wirtschaft: Tony Blair in der Euro-Offensive

Der britische Premierminister Tony Blair startete in der vergangenen Woche völlig unerwartet eine historische Kampagne für die Einführung des Euro in Großbritannien. In einem BBC-Interview erklärte er - nachdrücklicher als gewohnt -, dass es ein „Verrat“ am nationalen Interesse wäre, sich aus politischen Gründen aus der Eurozone herauszuhalten.

Der britische Premierminister Tony Blair startete in der vergangenen Woche völlig unerwartet eine historische Kampagne für die Einführung des Euro in Großbritannien. In einem BBC-Interview erklärte er - nachdrücklicher als gewohnt -, dass es ein „Verrat“ am nationalen Interesse wäre, sich aus politischen Gründen aus der Eurozone herauszuhalten. Die Entscheidung, ob man sich dem Euro anschließt oder nicht, „hängt von der Wirtschaft ab". Seither hält die Debatte im Lande an. Der Zeitpunkt für diesen Vorstoß war clever gewählt. Millionen Briten stehen kurz davor, ihre Sommerferien in der Eurozone zu verbringen, wo viele von ihnen die Währung erstmals in die Hände bekommen werden. Akzeptanz ist die erste Hürde, die jedes Geld nehmen muss, um brauchbar zu werden. Allerdings ist die Entscheidung, sich einer einheitlichen Währung anzuschließen, entgegen Blairs Darstellung auch politisch. Britische Vorbehalte gegenüber dem Euro bezogen sich nie primär auf seine Eignung als Wertanlage, Zahlungsmittel oder Recheneinheit. Vielmehr geht es dabei um das Gefühl, dass Großbritannien einen wichtigen Maßstab seiner Unabhängigkeit aufgeben würde.

Wenn Tony Blair wirklich eine Pro-Euro-Kampagne anführen will, dann wird er die wahren politischen Sachverhalte ansprechen müssen, von denen er sagt, dass sie außen vor bleiben sollten. Dabei könnte er darauf hinweisen, dass Europa sich politisch offenbar in Großbritanniens Richtung bewegt, indem linksgerichtete Regierungen in Frankreich, Italien, Portugal, Dänemark, den Niederlanden gestürzt und durch Mitte-Rechts-Regierungen abgelöst werden. Regierungen, die eine Politik des freien Marktes und niedrigere Steuersätze favorisieren und die weniger geneigt sind, weitere Kompetenzen an Brüssel abzutreten.

Sein wirtschaftliches und politisches Gewicht sichert Großbritannien einen Platz am europäischen Tisch, genauso wie die engen Beziehungen zu Amerika gefestigt sind. Der Euro mag den Briten vielleicht mehr Mitsprache bei der Gestaltung der europäischen Integration und Erweiterung einräumen. Aber es ist ebenso wahr, dass Großbritannien außerhalb der Eurozone erfolgreich ist und bleiben kann. Jene Euro-Skeptiker, die glaubten, die Schlacht wäre leicht gewonnen, haben jetzt jedoch etwas zum Nachdenken.

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