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Wirtschaft: Top-Beamte müssen zum Praktikum

Berlin - Das ist nicht gerade ein Karrieresprung für einen Top-Beamten: Wenn Rein van der Zee normalerweise sein Brüsseler Büro betritt, sagt er seinen Mitarbeitern, was zu tun ist. Er ist Referatsleiter in der Generaldirektion Unternehmen und Industrie der Europäischen Kommission.

Berlin - Das ist nicht gerade ein Karrieresprung für einen Top-Beamten: Wenn Rein van der Zee normalerweise sein Brüsseler Büro betritt, sagt er seinen Mitarbeitern, was zu tun ist. Er ist Referatsleiter in der Generaldirektion Unternehmen und Industrie der Europäischen Kommission. Heute sitzt der 42-Jährige an einem Berliner Konferenztisch und hört erst einmal zu, was andere zu sagen haben. Van der Zee hospitiert eine Woche als Praktikant in dem kleinen, privaten Berliner Forschungsinstitut GIB. „Kommission und Unternehmen sollen ein besseres Verständnis füreinander bekommen“, erklärt der EU-Beamte.

Aus diesem Grund schickt EU-Unternehmenskommissar Günter Verheugen in diesem Jahr über 100 seiner höheren Beamten für eine Woche in ein kleines oder mittleres Unternehmen. Kommission und Unternehmen sollen enger zusammenrücken. Nach seinem Praktikum muss van der Zee einen Praktikumsbericht schreiben, damit seine Erfahrungen und Anregungen auch bei der Kommission ankommen. „Ich habe einige Dinge entdeckt, die wir in Brüssel sofort besser machen können. Zum Beispiel sind viele unserer Antragsformulare noch zu komplex“, sagt van der Zee. Außerdem müsse die EU Netzwerke kleinerer Unternehmen besser fördern, da solche Zusammenschlüsse die Kommunikation zwischen den EU-Behörden und den Unternehmen erheblich erleichtern würden.

Nicht nur der EU-Beamte, sondern auch das Unternehmen GIB, dessen 25 Mitarbeiter sich schwerpunktmäßig mit der Beratung von Politikern und kleineren Firmen beschäftigen, hat etwas aus dem Praktikum gelernt. „Die Hemmschwelle, sich mit einem Anliegen an die EU zu wenden, ist bei uns viel geringer geworden. Vorher haben wir immer gedacht, von der EU gebe es sowieso keine Rückmeldung“, sagte GIB-Geschäftsführerin Gerti Mager.

Rein van der Zee hat die Auszeit vom Behördenalltag gut gefallen. „Die Arbeitsatmosphäre hier ist sehr locker und angenehm“, sagt er. Er wäre gerne noch ein paar Tage geblieben. Aber die Pflicht ruft. Montag wird er in Brüssel erwartet. jpe

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