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Top-Unternehmen: Deutschland überholt Japan

Die Dax-Konzerne rutschen unter den 50 größten Unternehmen auf Platz zwei. Federn lassen müssen dagegen die Amerikaner.

Deutschlands Konzerne profitieren am stärksten vom weltweiten Aufschwung und rücken unter den globalen Top-Unternehmen nach vorn. Das zeigt das „Handelsblatt“-Ranking für die 50 umsatzkräftigsten Firmen. Mit acht Konzernen – statt sechs noch vor fünf Jahren – stellt Deutschland jetzt mehr als jedes andere europäische Land und überholt Japan, das es auf sechs Top-Unternehmen bringt. Auch beim traditionell schwachen Börsenwert legen die heimischen Konzerne überproportional zu. Der Grund: Nach guten Geschäftsergebnissen und Kostensenkungen billigen Investoren den deutschen Spitzen-Adressen noch viel Potenzial zu, ihre Rendite zu steigern.

„Unternehmen wie Siemens, Thyssen-Krupp und MAN sind mit ihrer Produktpalette so global aufgestellt, dass sie maximal von der Nachfrage vor allem aus Asien profitieren“, sagt HSBC-Analyst Volker Borghoff. Der stärkste Aufschwung seit mehr als vier Jahrzehnten – die Weltwirtschaft wächst im fünften Jahr in Folge mit fünf Prozent und mehr – sorgt für eine Verschiebung der Kräfte. Profiteure der starken Nachfrage, insbesondere aus den großen Schwellenländern, sind diesmal die Exportnationen und nicht die konsumorientierten Staaten mit starker Binnenwirtschaft wie die USA.

Zwar behaupten die US-Firmen ihre führende Position mit 15 Konzernen. Doch die einstige Dominanz schmilzt dahin: Vor fünf Jahren stellten die Amerikaner noch knapp die Hälfte der Top-Konzerne. Am augenfälligsten spiegelt der Automobilsektor die Schwächen wider. Trotz stabiler US-Konjunktur gehen bei General Motors und Ford die Absatzzahlen zurück: Die Konsumenten laufen zur ausländischen Konkurrenz über, die keineswegs preiswerter, dafür aber marktorientierter produziert. „Es liegt nicht an der Wirtschaft, sondern an uns“, beschreibt Ford-Finanzchef Don Leclair die Lage.

Hingegen stehen deutsche Konzerne wie VW, Siemens und BASF auf der Sonnenseite. Während alle 50 Top-Konzerne ihren Umsatz durchschnittlich um elf Prozent steigern konnten, kommen die acht deutschen Firmen in dem Ranking auf 15 Prozent. Noch stärker ist die Diskrepanz beim Nettogewinn. Hier schlagen sich die Deutschen mit durchschnittlich 26 Prozent doppelt so gut wie die Gesamtheit. Der Chemieriese BASF schafft durch sein Umsatzplus von 23 Prozent wieder den Sprung in die Top 50. Zu den wenigen Verlierern zählt die Deutsche Telekom. Sinkende Absatzzahlen wegen des Kundenschwunds und der Preisverfall in der Branche sorgen dafür, dass die Telekom wohl künftig unter den Top-50 nicht mehr vertreten sein wird.

Überdurchschnittlich anziehende Nettogewinne und Renditen lassen deutsche Unternehmen auch in der Börsenwert-Hitliste besser aussehen. Mit Siemens, Eon und Daimler-Chrysler finden sich erstmals seit über einem Jahrzehnt wieder drei Deutsche unter den Top 50. Vor fünf Jahren gab es niemanden. „Damit kehren die Märkte wieder zur Normalität zurück. Investoren honorieren, dass die deutsche Wirtschaft dynamisch wächst und viele Unternehmen ihre Hausaufgaben machen“, sagt Roland Ziegler von der BHF-Bank. Lange Zeit monierten Investoren die schwachen Renditen. Blieben bei den 50 größten Weltkonzernen seit Jahren im Schnitt zehn Euro pro 100 Euro Umsatz als Nettogewinn übrig, waren es bei den deutschen Top-Konzernen nur gut drei Euro. 2006 erreichten die Dax-Firmen mit fünf Prozent immerhin den Rekordwert aus dem Boomjahr 2000.

Weil jetzt aber nach kleineren Konzernen wie MAN und Continental nun auch die großen wie Telekom und Daimler- Chrysler mit Restrukturierungen die Kosten weiter senken und dadurch ihre Margen erhöhen, erhoffen sich Investoren zusätzliches Renditepotenzial. Die Folge: Die Aktien deutscher Konzerne entwickeln sich seit Jahren deutlich besser als in den USA und im übrigen Europa. „Das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft. So beginnen Siemens und Allianz gerade erst mit dem Umbruch“, sagt Ziegler. HB

Ulf Sommer

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