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Wirtschaft: Total: Benzin wird nie wieder billig Deutschlandchef Pflimlin: Öl wird nicht mehr so günstig wie in den 90er Jahren/Skepsis bei Ethanol

Berlin - Die Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass es auch langfristig keine Billigpreise für Energie mehr geben wird. Diese Zeiten seien vorbei, sagte Thierry Pflimlin, Deutschlandchef des französischen Ölkonzerns Total, am Donnerstagabend in Berlin.

Berlin - Die Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass es auch langfristig keine Billigpreise für Energie mehr geben wird. Diese Zeiten seien vorbei, sagte Thierry Pflimlin, Deutschlandchef des französischen Ölkonzerns Total, am Donnerstagabend in Berlin. Er rechne damit, dass der Preis für Rohöl in den kommenden Jahren zwischen 40 und 70 Dollar je Barrel (159 Liter) schwanken werde. In den 90er Jahren war er dagegen auf bis zu neun Dollar gefallen. Beim Preis an der Zapfsäule in Deutschland sehe er für Benzin als unteren Preis 1,10 Euro je Liter. Sollte Öl aber wie von einigen Experten erwartet einmal 100 Dollar kosten, dann werde der Benzinpreis bei etwa 1,70 Euro liegen, sagte Pflimlin.

Total gehört zu den fünf größten Mineralölkonzernen weltweit. Wichtigster Markt außerhalb Frankreichs ist Deutschland. In den neuen Ländern ist der Konzern bei Tankstellen Marktführer. Er hatte nach der Wende die Minol übernommen. Total machte im vergangenen Jahr dank hoher Ölpreise insgesamt einen Gewinn von neun Milliarden Euro – investierte aber auch in gleicher Größenordnung.

Pflimlin wehrte sich gegen die Vorwürfe, die Konzerne seien die größten Profiteure des teuren Öls. 85 Prozent der Weltölförderung würden von den staatlichen Gesellschaften kontrolliert wie der Aramco in Saudi-Arabien. Außerdem profitierten die Verbraucherländer über die Energiesteuern, die zum Beispiel beim Benzin den weitaus größten Teil des Preises ausmachen. Für das Tankstellengeschäft von Total sei dieses Jahr auch kein besonders gutes. Den Gewinn verdanke der Konzern vor allem der Ölförderung und auch den Raffinerien. Die große Raffinerie in Leuna zum Beispiel sei in den 90er Jahren vor allem aus politischen Gründen gebaut worden. Jetzt mache sie sich aber bezahlt, sagte der Deutschlandchef von Total.

Pflimlin rechnet damit, dass die weltweite Ölförderung in den kommenden Jahren von derzeit etwa 86 Millionen Barrel pro Tag auf 100 Millionen gesteigert werde. Die weltweiten Ölreserven würden bei heutigem Verbrauch noch für 40 Jahre reichen. Doch ein großes Problem sei der globale Klimawandel. Total engagiere sich deshalb beim Umweltschutz, sagte Pflimlin. Der Konzern habe die internen Ziele, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) deutlich zu reduzieren, bereits vorzeitig erreicht. Daneben investiere der Konzern in Projekte zur Abscheidung von CO2, der so genannten Sequestrierung. Dabei wird verhindert, dass das Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt. Außerdem ist Total stark in der Solartechnik. Derzeit entstehe in Südfrankreich ein großes Werk für Solarpanele, seit Jahren arbeite Total in dem Bereich bereits profitabel.

Bei Biokraftstoffen ist die Meinung des Total-Chefs zweigeteilt. Biodiesel bewertete Pflimlin insgesamt positiv. Total sei auch der weltweit größte Vermarkter von Diesel, dem Biodiesel beigemischt wurde. In der Raffinerie Leuna würde das Verfahren seit September 2004 praktiziert – mit rund 100000 Tonnen Biodiesel jährlich. Dagegen mache die Beimischung von Bioethanol wenig Sinn – auch technisch. Dass die Politik trotzdem drauf dringe, sei vor allem ein Erfolg der Agrarlobby. „Deutschland muss aufpassen, nicht wieder bei einem Thema die Vorreiterrolle zu übernehmen, das nur eine Belastung darstellt“, sagte Pflimlin. Ethanol rechne sich erst bei einem Rohölpreis von mindestens 100 Dollar.

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