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Toulouse: Airbus verzögert die Auslieferung des A380

Airbus muss wegen Verzögerungen bei der Auslieferung des neuen Großflugzeugs A380 mit Einnahmeausfällen rechnen. Die Erstkunden würden ihre Maschinen mit zwei bis sechs Monaten Verspätung erhalten, erklärte das Unternehmen.

Toulouse (01.06.2005, 13:01 Uhr) - Die Nachricht drückte am Mittwoch die Aktie der Airbus-Mutter EADS in Paris um 1,8 Prozent auf 23,60 Euro.

Nun werden mit den Kunden wie der Lufthansa neue Liefertermine abgestimmt. Dabei geht es für Airbus doppelt um Geld: In den Kaufverträgen werden individuell Kompensationen für Verzögerungen festgelegt; Airbus muss also zahlen. Außerdem führt die Verzögerung - neben höheren Produktionskosten - zur Verschiebung von Einnahmen.

Die australische Fluggesellschaft Qantas kündigte am Mittwoch bereits Entschädigungsforderungen an, weil sich die Auslieferung der ersten von zwölf bestellten A380 von Oktober 2006 auf April 2007 verzögere. Ein Pariser Analyst erklärte, die Strafe dürfte gering ausfallen. Die Information drücke aber dennoch den EADS-Aktienkurs.

Wegen der Verzögerungen dürfte Airbus im kommenden Jahr weniger als zehn statt bis zu 14 A380 an die Kunden liefern können. Das drücke auf Einnahmen und Ertrag. Die EADS-Aktie litt zudem unter dem Handelsstreit mit den USA über die Airbus-Subventionen.

Kracht erklärte, die bisher 15 Testflüge hätten die hohe Qualität der Struktur des A380 bewiesen. Wie bei Neuentwicklungen üblich, seien aber auch beim A380 Änderungen nötig, deren Auswirkung auf die Fertigung nun geprüft werde. «Die Realität sieht immer anders aus als die Simulation am Computer», sagte Kracht. Es gehe um Software und Systemlegung, «aber alles nichts Gewaltiges».

Airbus habe den Zeitplan des A380-Programms sehr knapp bemessen, weil Druck die Produktivität erhöhe, sagte Kracht. Bisher habe es im Flugzeugbau noch keine Erstauslieferung zum beim Programmstart angekündigten Termin gegeben. Bei Boeing hätten die Verspätungen bis zu mehr als einem Jahr betragen. Am 13. Mai hatte Airbus bereits Verzögerungen als «möglich» bezeichnet.

Als erster A380-Kunde hatte Singapore Airlines eine mehrmonatige Verspätung angekündigt. Die Fluggesellschaft hofft, das weltgrößte Passagierflugzeug im Schlussquartal 2006 auf der Strecke Sydney- London einzusetzen. Die Lufthansa will 2007 den A380 erstmals von Frankfurt aus einsetzen. Bei der Abstimmung mit den Kunden über die neuen Termine spielt auch eine Rolle, welche Kabinenauslegung verlangt wird und wie dringlich der Bedarf ist.

Airbus hat bisher 154 A380 in verschiedenen Passagier- und Frachtversionen an 15 Kunden verkauft. In den kommenden 20 Jahren will Airbus mit der Vermarktung von mindestens 750 Maschinen dieses neuen Typs die Vormacht von Boeing im Marktsegment der Großflugzeuge brechen. (tso)

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