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Transfergesellschaft: Hilfe für Schlecker auf der Kippe

11 000 Schlecker-Beschäftigte hoffen auf eine Weiterbeschäftigung in einer Transfergesellschaft. Die Bundesländer sollen für den nötigen Kredit bürgen. Doch ein Bundesland schert in letzter Minute aus.

Noch am Dienstagnachmittag schien die Transfergesellschaft für die 11 000 von der Entlassung bedrohten Schlecker-Beschäftigten in greifbarer Nähe: Ein Bundesland nach dem anderen sagte zu, für den Millionen-Kredit zu bürgen, der die Auffanggesellschaft auf den Weg bringen soll. Doch am Abend scherte Niedersachsen als erstes Bundesland überraschend aus. Die Daten des Insolvenzverwalters seien nicht zuverlässig, man habe Zweifel am Fortführungskonzept, teilte das FDP-geführte Wirtschaftsministerium in Hannover mit.

Was die Ablehnung bedeutet, blieb zunächst unklar. Das Wirtschaftsministerium in Stuttgart wollte sich nicht zu der Entscheidung aus Hannover äußern. Baden-Württemberg hatte zugesagt, vorerst allein für den KfW-Kredit über 71 Millionen Euro bürgen zu wollen – unter der Bedingung, dass alle Bundesländer mitziehen und Rückbürgschaften zusichern. Im Laufe des Tages hatten 13 Länder ihre Zustimmung signalisiert, nur Sachsen und Niedersachsen blieben skeptisch.

Eine endgültige Entscheidung über die Transfergesellschaften, die die entlassenen Schlecker-Mitarbeiter sechs Monate lang bei der Jobsuche unterstützen und weiterqualifizieren sollen, wird an diesem Mittwoch erwartet. Dann will der Wirtschaftsausschuss des Stuttgarter Landtages entscheiden, ob Baden-Württemberg in Vorleistung geht. Die Zeit drängt: Bereits bis Dienstagabend mussten die vor der Kündigung stehenden Schlecker-Mitarbeiter sich für oder gegen den Wechsel in eine Transfergesellschaft entscheiden. Sollte sie scheitern, werden an diesem Mittwoch die Kündigungen verschickt.

Schlecker bemüht sich um den Staatskredit, weil es die Transfergesellschaft nicht aus eigener Kraft auf den Weg bringen kann. Ohne diese würde der Verkauf der Drogeriekette nach Ansicht des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz aber massiv erschwert. Denn dann drohten der Drogeriekette Tausende von Kündigungsschutzklagen, die mögliche Käufer abschreckten. „Mit den Transfergesellschaften fördere ich den Investorenprozess“, sagte Geiwitz am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Erste Interessenten für die Kette mit nun noch 3000 Filialen soll es schon geben: Geiwitz hatte in der Nacht von Montag auf Dienstag mitgeteilt, er sehe „handfestes Interesse“ mehrerer Investoren, ohne aber Namen zu nennen. Denkbare Interessenten wären zum Beispiel die Investment-Firmen Sun Capital oder Apax. Sun Capital ist hierzulande bereits an Neckermann.de beteiligt, Apax ist beim Textilhändler Takko engagiert.

Ende der Woche müssen Interessenten für die Kette schriftlich unverbindliche Angebote abgeben. „In der ersten April-Woche werde ich mit etwa drei, aber nicht mehr als fünf Investoren Gespräche führen“, kündigte Geiwitz an. Bis Pfingsten soll der neue Eigentümer für Schlecker feststehen.

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