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Wirtschaft: Transportkosten treiben Getränkepreise

Nicht nur das Tanken wird teurer: Wie die Branchen auf die steigende Energierechnung reagieren

Tourismus: Der steigende Ölpreis führt bei den meisten Fluggesellschaften dazu, dass sie einen Kerosinzuschlag auf ihre Flugtickets erheben. Die Zuschläge von Germanwings, Air Berlin, Lufthansa sowie Thomas Cook liegen zwischen vier und 37 Euro pro Strecke. Eine weitere Erhöhung der Zuschläge sei derzeit nicht geplant, so die Sprecher der Fluggesellschaften. Sie sehen der Entwicklung des Ölpreises aber weiter beunruhigt entgegen. „Wenn der Ölpreis weiter steigt, müssen wir den Zuschlag anpassen“, sagte Peter Hauptvogel von Air Berlin. Nur so könne man die steigenden Betriebskosten ausgleichen. Dieser liegt bei Air Berlin derzeit bei 14 Euro pro Strecke. Europas größte Billigflieger Ryanair und Easyjet haben dagegen angekündigt, keinen Zuschlag einzuführen. Auch der Anbieter HapagLloyd Express verzichtet darauf. Der steigende Ölpreis werde dadurch kompensiert, dass weniger Tickets im unteren Preisbereich verkauft werden, sagt Sprecher Herbert Euler von Hapag-Lloyd Express.

Logistik: Die Spediteure sehen den Anstieg bei den Treibstoffpreisen allerdings gelassen. Darauf habe man sich bei den Verträgen bereits eingestellt, heißt es beim Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV). Mit den Kunden seien in den meisten Fällen Klauseln vereinbart worden, dass steigende Treibstoffkosten auch weitergegeben werden können – entweder automatisch oder nach Verhandlungen.

Einzelhandel: Die höheren Transportkosten werden aber an die Verbraucher weitergegeben. Das bedeutet etwa im Getränkehandel steigende Preise. „Natürlich nicht von heute auf morgen, aber langfristig werden die Getränkepreise steigen“, sagte Günther Gauder, Vorstand des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BGA). Die Verträge des Getränkegroßhandels mit den Lebensmittelkonzernen sind auf ein Jahr befristet und werden in den kommenden Wochen neu ausgehandelt. Dabei rechnet Gauder für das kommende Jahr mit einer Preissteigerung von bis zu fünf Cent pro Getränkekasten. Ansonsten aber wird sich das teure Benzin wohl nicht unmittelbar auf die Preise im Einzelhandel auswirken. „Die Transportkosten haben nur einen geringen Anteil am Endverkaufspreis“, sagte Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE) dem Tagesspiegel. Dennoch macht der Branche das teure Öl zu schaffen. „Die hohen Spritpreise belasten den ohnehin schwachen Konsum zusätzlich“, sagte Pellengahr.

Aktien : An den Börsen wird der hohe Ölpreis zwar immer dann als Begründung angeführt, wenn die Kurse kurzfristig fallen. Langfristig, so glauben Experten, dürfte der Effekt auf deutsche Aktien aber kontrollierbar bleiben. So weist Helmut Kaiser, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, darauf hin, dass das teure Öl den Unternehmen heute weitaus weniger zu schaffen macht als in den 70er Jahren. „Die Energieeffizienz in der Produktion hat sich seitdem verdoppelt.“ Auch die so genannten Zweitrundeneffekte fielen schwächer aus. „Das heißt: Die Gewerkschaften können steigende Energie- und Spritpreise nicht mehr so einfach in höhere Löhne umsetzen“, so Kaiser. Und: Die Inflation bleibe sehr moderat. Der Druck auf die Notenbanken, die Zinsen zu erhöhen, sei deshalb geringer. „Für die Aktienmärkte in Europa und insbesondere Deutschland bleiben wir optimistisch, weil der Nachholbedarf im Vergleich zu den US-Märkten groß ist“, sagt Kaiser. Der Dax werde auf Sicht von sechs Monaten auf 5200 Punkte steigen. Die Korrektur bis auf 4700 Punkte habe gezeigt, dass der Markt nicht irrational auf den drastischen Ölpreisansteig reagiert habe. aha/dro/hop/mot

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