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Wirtschaft: Transrapid: Die Europäer geben das Projekt nicht auf

Die Handelskammer Hamburg, für gewöhnlich ein Ort nüchternen hanseatischen Kaufmannsgeistes, verwandelte sich am Dienstag in ein Reich der Utopie. Mehr als 100 Experten aus mehreren europäischen Ländern waren in der Kammer zusammengekommen, um über die Chancen für eine Transrapid-Strecke in Europa zu beraten.

Die Handelskammer Hamburg, für gewöhnlich ein Ort nüchternen hanseatischen Kaufmannsgeistes, verwandelte sich am Dienstag in ein Reich der Utopie. Mehr als 100 Experten aus mehreren europäischen Ländern waren in der Kammer zusammengekommen, um über die Chancen für eine Transrapid-Strecke in Europa zu beraten. Die Kammer verteilte Unterlagen mit einem Transrapid-Netz, das von Stockholm im Norden bis Budapest im Süden und von Amsterdam im Westen bis Warschau im Osten reicht. Am Ende stellte sich heraus: Über ein Streckenprojekt in den Niederlanden könnte noch in diesem Jahr entschieden werden. Alle anderen sind einstweilen Luftschlösser.

Der Wirtschaftssenator der Hansestadt, Thomas Mirow (SPD), ermahnte die Teilnehmer zum Auftakt der Veranstaltung, nicht der gescheiterten Transrapid-Strecke zwischen Hamburg und Berlin nachzutrauern. Doch viele Manager haben das Aus für das fast fertig geplante Projekt vor eineinhalb Jahren nicht verwunden: "Berlin - Hamburg wäre für ein europäisches Transrapid-Netz das Herzstück und eine der attraktivsten Strecken gewesen", sagte Hans Christoph Atzpodien von der ThyssenKrupp Transrapid GmbH. Das Projekt ist letztlich wegen finanzieller Risiken geplatzt.

So wird die weltweit erste kommerziell genutzte Transrapid-Strecke im chinesischen Schanghai gebaut. "Wir sind die Chinesen des Westens", versprach Martin van Pernis von der niederländischen Transrapid-Niederlassung. Die Transportexperten, die sich gern als Fuhrleute Europas sehen, wollen für jeweils rund fünf Milliarden Euro eine Ringverbindung vom Amsterdamer Flughafen Schiphol durch das bevölkerungsreiche Kernland und eine West-Verbindung bis Groningen bauen. Der private Finanzierungsanteil soll bei 50 bis 90 Prozent liegen, der Betrieb durch Konzessionen profitabel sein. "Es hat in der Vergangenheit kaum ein Projekt gegeben, das so viel Anklang gefunden hat", sagte van Pernis. Im Herbst fällt die Entscheidung.

Wenn die Holländer wirklich eine Transrapid-Strecke von Amsterdam nach Groningen bauen, soll an der deutschen Grenze nicht Schluss sein. "Wir warten auf die Entscheidung in Den Haag", sagte Ernst Jagl aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium. Die SPD-Regierung in Hannover steht zwar einem Transrapid von Groningen über Oldenburg und Bremen bis nach Hamburg grundsätzlich positiv gegenüber, aber noch mangelt es an Grundlagen: Für die 260 Kilometer lange Strecke, die fünf Milliarden Euro kosten würde, fehlen Raumordnungsverfahren und Umweltverträglichkeitsprüfung ebenso wie eine Machbarkeitsstudie. Fest steht nur: Ohne die Holländer läuft nichts. "Eine Insellösung in Niedersachsen macht keinen Sinn", sagte Jagl.

Während die Planungen in den Niederlanden schon konkret sind, stehen die Verbindungen von Hamburg nach Norden und von Berlin nach Osten und Süden nur auf dem Papier. In Skandinavien macht sich eine Initiative aus Unternehmern und Kommunalpolitikern dafür stark, den Norden Europas mit schnellen Verkehrsverbindungen besser anzubinden.

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