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Trotz Krise: Konzerne halten ihre Versprechen

Prognose-Check: 16 von 30 Dax-Unternehmen haben trotz Krise ihre Ziele erreicht oder übertroffen.

Düsseldorf - 16 der 30 Dax-Konzerne haben sich trotz miserabler Konjunktur mehr als respektabel geschlagen. Zumindest mit ihren Prognosen für das abgelaufene desaströse Geschäftsjahr. Die Unternehmen erfüllten ihre vor zwölf Monaten selbst gesteckten Ziele oder übertrafen sie sogar. Das belegt der „Handelsblatt“- Prognose-Check.

Die Bilanz überrascht angesichts eines Gewinneinbruchs bei den Dax-Konzernen von durchschnittlich 40 Prozent im vergangenen Jahr. Analysten hatten anfangs sogar mit neuerlichen Rekordgewinnen gerechnet. Grob daneben gingen die Vorhersagen der angeschlagenen Banken und Autohersteller.

So prognostizierte die Commerzbank nach „einem verheißungsvollen Auftakt“, dass sie das Ergebnis des Vorjahres übertreffen werde, „wenn die Märkte es zulassen“. Zu diesem Zeitpunkt war die Immobilienblase längst am Platzen. Am Ende blieb nur ein minimaler Gewinn von drei Millionen Euro. Das zweitgrößte deutsche Finanzinstitut schlüpfte unter den Rettungsschirm des Staates.

Grob falsch fiel auch die Vorhersage der Deutschen Post aus, wenngleich die Einbrüche im Transportgeschäft nicht vollkommen unerwartet kamen, auch wenn die Branche konjunkturanfällig ist. Doch die dramatischen Schwächen in der US-Logistiksparte waren schon lange vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise bekannt und offen zutage getreten. Dennoch drückte sich die Post lange um die notwendigen Abschreibungen in ihrer Bilanz. 2008 musste die Bonner Zentrale diesen Weg gehen. So wurde aus einem prognostizierten Gewinn pro Aktie von 1,72 bis 1,78 Euro ein sattes Minus von 1,40 Euro. Anleger quittierten den Jahresverlust und die schlechte Kommunikation seit Beginn des vergangenen Geschäftsjahres mit einem Kursverlust von 60 Prozent.

Etliche Unternehmen boten ihren Aktionären aber konkrete Prognosen und erfüllten sie auch. So kündigte die Deutsche Telekom einen bereinigten Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 19,3 Milliarden Euro an und schaffte am Ende 19,5 Milliarden Euro.

Selbst der konjunktursensible Stahlhersteller Thyssen-Krupp, für den der dramatische Nachfrageeinbruch ab Sommer 2008 nicht vorhersehbar war, erfüllte seine Umsatz- und Vorsteuergewinnprognose. Dem Management kam zu- gute, dass das Geschäftsjahr im September endete. Die Deutsche Börse AG sagte einen Rekord-Vorsteuergewinn von mindestens 1,346 Milliarden Euro voraus. Am Ende wurden es sogar 1,5 Milliarden Euro. Den Frankfurtern kam dabei der dramatische Börsenverfall im zweiten Halbjahr zugute. Dadurch schnellten die Handelsumsätze auf Rekordhöhe.

Die zuverlässigste und präziseste Vorhersage lieferte wie im Vorjahr Fresenius Medical Care. Mit Umsatz und Nettogewinn prognostizierte der Dialysespezialist als einziger Dax-Konzern die bei Anlegern beliebtesten Kennziffern.

Mit Blick auf 2009 halten sich die meisten Firmen mit konkreten Prognosen zurück. Beinahe alle verweisen auf das „anhaltend unsichere wirtschaftliche Umfeld“. Lediglich Dax-Neuling Fresenius gibt wie seine Tochter FMC eine Umsatz- und Gewinnprognose. Analysten gehen davon aus, dass nach dem Einbruch 2008 die Gewinne noch weiter sinken.

Auffällig ist beim alljährlichen „Handelsblatt“-Prognosecheck auch diesmal wieder, dass sich die 30 Dax-Unternehmen zum Leidwesen der Aktionäre nur auf sehr unterschiedliche Kennziffern einlassen. Das erschwert Vergleiche. Hinzu kommt, dass einige Unternehmen wie der Sportartikelhersteller Adidas oder der Pharmakonzern Bayer ihre Umsätze zwar – währungsbereinigt – in Zahlen prognostizieren. Andere hingegen, wie der Stromversorger RWE, stellen lediglich höhere Umsätze in Aussicht, ohne sie zu beziffern.

Die aussagelosesten Prognosen lieferten der Gasehersteller Linde („Steigerung des Umsatzes“, „überproportionale Ergebnisverbesserung“), BMW („über Vorjahr“) und Lufthansa („operatives Ergebnis weiter steigern“).

Der Mischkonzern Siemens verzichtet sogar fast ganz auf Vorhersagen. Die Münchener verweisen auf ihr Langfristprogramm bis 2010, in dem Siemens schon vor Jahren Zielmargen für alle Bereiche definiert hatte. Die Jahresprognose „zweimal so schnell wachsen wie das Welt-Bruttoinlandsprodukt“ führt nicht wirklich weiter. Schließlich weiß niemand, ob und wie stark diese doch recht ungewöhnliche Vergleichskennziffer steigen wird. HB

Ulf Sommer

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