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Wirtschaft: Tui kündigt Einschnitte bei Hapag-Lloyd an

Mit harten Sparmaßnahmen soll der Tourismuskonzern in die Gewinnzone gebracht werden

Palma de Mallorca (HB/dpa). Mit radikalen Sparmaßnahmen will Vorstandschef Michael Frenzel den Reisekonzern Tui AG auf Gewinnkurs bringen. Auf der Ferieninsel Mallorca kündigte er am Donnerstag harte Einschnitte für die konzerneigene Charterfluggesellschaft HapagLloyd an. Als Konsequenz aus dem Billig-Boom am Himmel soll sie ihre Kostenstruktur an den Billig-Ableger Hapag-Lloyd Express (HLX) anpassen. Billigfluglinien arbeiten um bis zu 30 Prozent günstiger als Charterfluggesellschaften. Der Sparkurs dürfte auf harten Widerstand der Gewerkschaften stoßen.

„Wir wollen dahinkommen, dass Hapag-Lloyd und HLX zu gleichen Kosten fliegen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagte Frenzel im Anschluss an die zweitägige Klausurtagung des Aufsichtsrats auf Mallorca. Damit verschärft er den Sparkurs bei der Ferienfluglinie weiter. Bislang sollten die Kosten bis Ende 2004 um 70 Millionen Euro gesenkt werden.

Analysten werteten Frenzels Sparkurs auch als Signal an die Märkte: Der Konzern sei entschlossen, im Reisegeschäft im kommenden Jahr das Ergebnis klar zu verbessern. Im ersten Halbjahr 2003 war die Touristiksparte mit einem operativen Verlust von knapp 200 Millionen Euro tief in die roten Zahlen gerutscht. Nur durch den Verkauf der Energiesparte, eines Überbleibsels des Vorgängerkonzerns Preussag, konnte Tui für die erste Jahreshälfte noch schwarze Zahlen ausweisen. Robert Czerwensky von der Vereins- und Westbank sprach von einer plausiblen Strategie. Es sei aber fraglich, „ob die Kunden wieder langfristiger buchen werden oder lieber Schnäppchenjäger bleiben“. Christian Obst von der Hypo-Vereinsbank nannte Frenzels Strategie „unspektakulär und solide“.

Keine Angaben machte der Tui-Chef zu einer möglichen Übernahme. „Ich halte eine feindliche Übernahme für ein nicht sehr realistisches Szenario“, bekräftigte er. Eine breite Platzierung der Tui-Aktien an der Börse sei „genauso denkbar wie viele andere Modelle“.

Ärger steht Frenzel jedoch mit der Belegschaft ins Haus. Die Sparpläne dürften auf entschlossenen Widerstand der Gewerkschaften, insbesondere der Pilotenvereinigung VC Cockpit, treffen. Die Pilotenvertreter hatten erst in der vergangenen Woche eine Mitarbeiterdemonstration vor dem Gebäude des größten deutschen Ferienfliegers Condor inszeniert. Anlass war, dass die Charterlinie des Reisekonzerns Thomas Cook – die Mutter von Condor – 13 Boeing-757-Jets aus dem Markt nehmen will. Wegen ihrer Anbindung an den Konzerntarifvertrag der Lufthansa gilt das Condor-Personal als zu teuer, um mit ihm gegen Billigflieger zu konkurrieren. Bei VC Cockpit und der Gewerkschaft Verdi waren am Donnerstag keine Stellungnahmen zu erhalten.

Frenzel verteidigte den Sparkurs: „Der Markt zwischen Billig- und Ferienfliegern vermischt sich. Deshalb müssen auch wir Low-Cost- und Charterelemente verbinden.“ Er erwartet, dass Billigflieger auf der Suche nach Wachstum bald immer mehr rein touristische Ziele anfliegen und damit das Geschäft der Ferien-Airlines gefährden. Mit Air Berlin, Germanwings, Hapag-Lloyd-Express und neuerdings Germania Express kämpfen inzwischen vier deutsche Billig-Carrier neben dem irischen Trendsetter Ryanair um die Schnäppchen-Kundschaft.

Branchenexperten erwarten nun eine Auslese am Himmel. „Es ist nicht auszuschließen, dass bekannte Marken in wenigen Jahren nicht mehr am Ferienflug-Markt präsent sind", warnte das Beratungshaus Mercer Management.

Zum aktuellen Reisegeschäft, sagte Frenzel, Juli und August hätten die Erwartungen voll erfüllt. Das dritte Quartal werde auf dem Niveau von 2002 abgeschlossen, das vierte möglicherweise sogar besser als das Vorjahresquartal. Frenzel bekräftigte, dass das Touristikergebnis 2003 zwar deutlich positiv ausfallen, aber unter dem von 2002 liegen werde. Die Einbußen aus dem ersten Halbjahr wegen des Irak-Kriegs, der Lungenkrankheit Sars und des Preisdrucks am Markt seien nicht mehr aufzuholen. Der Konzern liege bei dem Umsätzen in der Sommersaison noch um rund sechs Prozent hinter dem Vorjahr zurück und werde das Jahr im Tourismus mit etwa drei Prozent weniger Umsatz abschließen.

Die Tui werde die Schulden, die Ende dieses Jahres bei rund vier Milliarden Euro liegen sollen, weiter abbauen, so dass sie Ende 2005 bei etwa drei Milliarden Euro liegen werden, sagte Frenzel.

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