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Übernahme: Schaeffler bietet für Continental

Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Schaeffler hat den Aktionären von Continental 69,37 Euro pro Aktie geboten und so eine Übernahme eingeleitet. Der Autozulieferer will sich mit Hilfe der Finanzaufsicht wehren. Doch wie es aussieht ist bereits ein Drittel der Aktien in feindlichen Händen.

Die fränkische Schaeffler-Gruppe hat für den Autozulieferer Continental ein Übernahmeangebot vorgelegt. Das teilte das Unternehmen in einer Börsenmitteilung am Dienstagabend mit. Schaeffler bietet danach 69,37 Euro pro Aktie. Das Angebot wurde unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Genehmigungen abgegeben. Den Angaben zufolge hält die Schaeffler-Tochtergesellschaft INA derzeit rund drei Prozent der Conti-Aktien und will bald weitere 4,95 Prozent dazukaufen. Darüber hinaus will sich Schaeffler über Finanzinstrumente weitere 28 Prozent der Conti-Aktien sichern.

Conti prüft das Angebot, wehrt sich aber zugleich gegen das Vorgehen des Familienunternehmens aus Bayern. Der Autozulieferer hat die Finanzaufsicht BaFin zu Hilfe im Abwehrkampf gerufen, die bereits eine interne Untersuchung eingeleitet hat. Die "WirtschaftWoche" berichtete am Dienstag, Schaeffler wolle nur einen Minderheitsanteil erwerben und plane keine Übernahme. Am Conti-Stammsitz Hannover wird dennoch eine Zerschlagung des Traditionskonzerns sowie ein Jobabbau befürchtet. Nach den massiven Gewinnen am Vortag legte die Conti-Aktie am Dienstag an der Börse erneut deutlich zu.

Schleichende Übernahme?

Der Conti-Vorstand wollte am Nachmittag den Aufsichtsrat in einer Krisensitzung über den aktuellen Stand der Dinge informieren, wie aus Branchenkreisen verlautete. Demnach arbeitet Conti auch an einer Abwehrstrategie. Eine BaFin-Sprecherin bestätigte den Eingang eines Briefes von Continental. Demnach hat Schaeffler bereits auch über Optionen Zugriff auf insgesamt 36 Prozent der Stimmrechte. Wie die "FAZ" berichtet, haben sich neun Kreditinstitute, darunter vier deutsche, im Auftrag von Schaeffler mit Conti-Aktien oder entsprechenden Optionen eingedeckt.

Schaeffler will Conti scheinbar schleichend übernehmen, berichtet die "Welt". In einem ersten Schritt wolle Schaeffler eine klare Kontrollmehrheit auf der Hauptversammlung erreichen, ohne die Aktienmehrheit zu übernehmen. In einem zweiten Schritt sei ein formelles Übernahmeangebot an die restlichen Conti-Aktionäre geplant. Die Offerte möglichst niedrig zu halten, so wie Schaeffler es mit Angebot von 69,37 Euro pro Aktie bei einem Kurstand von über 74 Euro macht, könnte der Versuch sein, freie Aktionäre zunächst vom Verkauf abzuhalten. Anschließend könnte Schaeffler Conti-Aktien je nach Marktlage zukaufen, ohne erneut eine Offerte vorlegen zu müssen. Vorbild für dieses Vorgehen: Die Übernahmeversuche von Porsche bei Volkswagen sein.

"Unübersehbare Gefahr für Arbeitsplätze"

Schaeffler hatte am Montag Interesse an einem Engagement bei Conti offiziell bestätigt, aber keinerlei Details genannt. "Marktgerüchte und Spekulationen kommentieren wir nicht", sagte Schaeffler-Sprecher Detlev Sieverdingbeck. Zeitungen hatten zuvor berichtet, der weltweit zweitgrößte Wälzlagerhersteller, der aber wesentlich kleiner als Conti ist, wolle den Hannoveraner Konzern für mehr als zehn Milliarden Euro plus Schulden übernehmen und sei auch zu einer feindlichen Offerte bereit. Erst im vergangenen Jahr hatte Conti die Siemens-Sparte VDO für rund 11,4 Milliarden gekauft und hat sich deshalb hoch verschuldet.

Der niedersächsische SPD-Landtagsfraktionschef Wolfgang Jüttner sagte, eine Übernahme von Conti durch Schaeffler sei eine "Bedrohung" für die Conti-Beschäftigten, für den Konzern und für den Standort Hannover. Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) sprach von einer "unübersehbaren Gefahr" für die Conti-Arbeitsplätze. Autoexperte Wolfgang Meinig von der Bamberger Forschungsstelle Automobilwirtschaft geht davon aus, dass Schaeffler und Conti generell gute Partner sein würden. "Von der Produktpalette her macht ein Zusammengehen Sinn." Er bezweifelte allerdings, ob ein möglicher neuer Eigentümer die Reifensparte von Conti halten werde. "Das ist ein hartes und enges Geschäft, die Lieferanten sind schnell austauschbar", erklärte Meinig.

Auch andere Branchenkenner gehen von einer Abspaltung der Reifensparte aus. Es wird bereits darüber spekuliert, dass Schaeffler weltweit sondiert, ob japanische oder italienische Reifenhersteller Interesse an der Reifensparte haben. (jg/dpa/AFP)

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