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Wirtschaft: Übernahmeangebot: Volksbank will Berliner Bank kaufen

Die Berliner Volksbank will der Bankgesellschaft Berlin die Berliner Bank abkaufen. Einen entsprechenden Vorschlag unterbreitete die Volksbank dem Land Berlin, das Großaktionär der Bankgesellschaft ist.

Die Berliner Volksbank will der Bankgesellschaft Berlin die Berliner Bank abkaufen. Einen entsprechenden Vorschlag unterbreitete die Volksbank dem Land Berlin, das Großaktionär der Bankgesellschaft ist. Wie der Tagesspiegel erfuhr, wollte der Aufsichtsrat des genossenschaftlichen Instituts am Donnerstag ein entsprechendes Angebot an Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) diskutieren. Die Volksbank plant offenbar, alle 82 Filialen der Berliner Bank mit ihren gut 750 Mitarbeitern zu übernehmen und die Arbeitsplätze zu garantieren. Offen scheint noch, welchen Kaufpreis das genossenschaftliche Institut für die Übernahme bieten wird.

Die Berliner Volksbank will mit dieser Übernahme offenbar die Nummer eins unter den privaten Banken auf dem Berliner Markt werden. Dies werde auch zu einer nennenswerten Stärkung des Wirtschaftsraumes Berlin/Brandenburg beitragen, wird argumentiert.

Die Volksbank hat gegenwärtig rund 400 000 Kunden, die Berliner Bank etwa 450 000 Kunden. Während die Berliner Bank mehr vermögende Privatkunden zählt, sind es bei der Berliner Volksbank überwiegend mittelständische Kunden. Bei einem Zusammenschluss dürfte das neue Institut damit bei den Privatkunden und vermögenden Privatkunden einen Marktanteil von zwölf bis 15 Prozent haben. Die Zahl der Filialen wurde bei der Volksbank zuletzt mit rund 140 angegeben. Die Berliner Bank hat 82 Filialen im Stadtgebiet, zwei Filialen in den Flughäfen und vier in Brandenburg. Ein Blick ins Telefonbuch zeigt, dass es nur an wenigen Standorten zu Überschneidungen kommen würde.

Um dem Land, das 81 Prozent an der Bankgesellschaft hält, das Angebot schmackhaft zu machen, und um die Bedeutung der neuen Bank hervorzuheben, scheint man bei der Berliner Volksbank sogar bereit zu sein, den angestammten Namen aufzugeben, und das neue Institut Berliner Bank zu nennen. Vorbilder hierfür gibt es im übrigen Bundesgebiet. Die Hamburger Genossenschaftsbank heißt beispielsweise Hamburger Bank, die Münchner Genossenschaftsbank Münchner Bank und auch das genossenschaftliche Institut in Köln firmiert unter Kölner Bank.

Beim Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) in Berlin hieß es am Donnerstag, der BVR sei natürlich über das Interesse informiert. Der Verband sei in das Vorhaben eingebunden, es habe Gespräche zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der Berliner Volksbank, Karl Kauermann, und dem Präsidenten des BVR, Christopher Pleister gegeben, sagte ein Sprecher. Grundsätzlich sei das Vorhaben nicht uninteressant, schließlich hätten beide Institute am Berliner Markt ähnliche Kundengruppen. Der Bundesverband hatte die Berliner Volksbank in den vergangenen Jahren mit rund zwei Milliarden Euro gestützt.

Der Betriebsratsvorsitzende der Bankgesellschaft, Frank Meysel, bezeichnete das Angebot auf Anfrage als "höchst interessant". Meysel sowie der Betriebsratchef der Berliner Bank, Bernd Reinhard, hatten in der Vergangenheit immer wieder davor gewarnt, die privatrechtlich organisierte Berliner Bank in die öffentlich-rechtliche Landesbank mit der Sparkasse einzugliedern. So legten die Betriebsräte unter anderem eine Imagestudie vor, die belegen sollte, dass die Kunden der Berliner Bank lieber bei einem privatrechtlich organisierten Institut geführt würden.

Zudem warnten sie vor Schwierigkeiten wegen der unterschiedlichen Tarifverträge im privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Bereich. Bei einer Übernahme durch die Berliner Volksbank würde die Berliner Bank zwar in den Genossenschaftsverband (BVR) wechseln und auch in dessen Einlagensicherungsfonds eingegliedert, sie bliebe aber privatrechtlich organisiert.

dr

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