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Wirtschaft: UMTS-Auktion: Enttäuschende Telekom-Einnahmen in Österreich

Es hatte so schön begonnen. Im August wurde die staatliche Postsparkasse für 1,28 Milliarden Euro verkauft; das waren 400 Millionen Euro mehr, als das Finanzministerium unter Karl-Heinz Grasser (FPÖ) erwartet hatte.

Es hatte so schön begonnen. Im August wurde die staatliche Postsparkasse für 1,28 Milliarden Euro verkauft; das waren 400 Millionen Euro mehr, als das Finanzministerium unter Karl-Heinz Grasser (FPÖ) erwartet hatte. Dann bekam man in Wien große Augen, als die UMTS-Lizenzen in Deutschland für gut 50 Milliarden Euro weggingen. Österreichs Markt, wenngleich zehnmal kleiner als Deutschland, könnte zwischen 1,5 und fünf Milliarden Euro hergeben, rechneten Optimisten. Und dann fieberte die ansonsten schläfrige Wiener Börse ihrem Jahrhunderthoch entgegen: dem Börsengang der Austria Telekom. Auch hier nahm man Maß an Deutschland: Wie hatte nicht die T-Aktie dort eingeschlagen!

Der Finanzminister braucht Geld. Das durch großzügiges Austeilen staatlicher Wohltaten und "Wahlzuckerl" aufgelaufene Haushaltsdefizit, mit 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) das größte der EU, soll nächstes Jahr halbiert und bis 2003 auf Null zurückgefahren werden. Der Etat ist beschlossen, Einsparungen sowie Mehreinnahmen über Gebühren- und Steuererhöhungen geplant.

Aus sozialdemokratischen Regierungszeiten hat Grasser auch Schulden geerbt: knapp sechs Milliarden Euro der ehemals verstaatlichten Wirtschaftsbereiche. Von diesen Schulden sollte im laufenden Jahr bereits die Hälfte durch ein entschlossenes Privatisierungsprogramm beseitigt werden. Der Börsengang der Austria Telekom gehört mit erwarteten Einnahmen von bis zu 2,5 Milliarden Euro in diesen Rahmen. Nach den Kurseinbrüchen an den internationalen Börsen aber sieht alles viel schlechter aus. Um genügend Käufer für die Anteilsscheine zu finden, wird die Aktie für den für die Telekom-Sparte außergewöhnlich niedrigen Preis von neun bis zwölf Euro abgegeben. Das "Geschenk für die Aktionäre" drückt die Einnahmen des Finanzministers auf die Hälfte des angesetzten Werts. Um das zumindest teilweise auszugleichen, trennt sich der Staat nicht nur, wie zuerst vorgesehen, von 25 Prozent der Telekom-Anteile, sondern von 28 Prozent, bei hinreichender Überzeichnung sollen es sogar gut 32 Prozent werden.

Grasser macht insgesamt mit der Telekom kein gutes Geschäft. Denn bisher befindet sich der Marktführer bei allen österreichischen Telekommunikationsarten nicht nur zu 74,9 Prozent in staatlichen Händen, sondern zu 25 Prozent plus einer Aktie im Besitz der Telecom Italia. Diese hat sich bei ihrem Einstieg vor zwei Jahren mehr Rechte ausbedungen, als ihr nach ihrem Anteil zustehen würden. So vergleicht sie den Preis, den sie bezahlen musste (15,80 Euro pro Aktie) mit dem jetzt weit niedrigeren Ausgabekurs ans Publikum und verlangt eine Art Rückvergütung. Auf diese Weise könnten dem österreichischen Staat weitere 4,5 Prozent Telekom-Anteile entgehen, ohne dass auch nur ein Euro mehr in die Kasse käme.

Italien drückt auch bei der UMTS-Auktion aufs Geschäft. Das Debakel bei der Versteigerung für die Mobilfunklizenzen in Rom galt als schlechtes Omen für die Vergabe in Österreich. Sechs Bieter bewerben sich in Wien, praktisch nach dem selben Reglement wie in Deutschland, um zunächst zwölf Frequenzen. Aber am Ende des ersten Tages lagen die Gebote nicht einmal zehn Prozent über dem angesetzten Mindestpreis von 670 Millionen Euro. Am Freitag dann stockte die Auktion zunächst, weil keiner der Bieter zulegen wollte; die Rede war sogar schon von Abbruch und Neuausschreibung. Das höchste Angebot gab bis dahin Austria Telekom ab. Im Rennen sind ferner die Deutsche Telekom, Vodafone, die spanische Telefónica, Hutchison aus Hongkong und Connect, an dem die deutsche Eon beteiligt ist.

Durchsuchung in den Niederlanden

In den Niederlanden hat unterdessen die Kartellbehörde Räume der Telekom-Unternehmen Versatel und Telfort durchsucht. Sie ist auf der Suche nach Belegen für etwaige Unregelmäßigkeiten bei der niederländischen UMTS-Auktion im Juli. Die beiden Firmen sollen nach Beginn der Auktion versucht haben, die Versteigerung gegen die Regeln zu beeinflussen. Bei einer Anhörung im Parlament hatte ein Telfort-Sprecher behauptet, Versatel habe seinem Unternehmen den Verzicht auf eine Lizenz angeboten, falls es das Telfort-Netz mitbenutzen dürfe. Dagegen hatte ein Versatel-Sprecher erklärt, dass Telfort sein Unternehmen bedroht habe und man deshalb aus der Auktion ausgestiegen sei.

pak

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