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Wirtschaft: Undercover im Supermarkt

Wo nur eine Nummer drauf steht, ist oft eine Marke drin: Warum Billig-Marken im Aldi nicht schlechter sein müssen als das Original

Zwei Jungs, lässig-leger in Jeans und T-Shirt, sitzen im Cabrio, ihre Handys griffbereit. Sie plaudern über Frauen und Mobilfunktarife. „Hey, billig, da stehst du doch drauf“, sagt der eine süffisant. Stimmt. Billig kommt derzeit ziemlich gut an – nicht nur in dem Werbespot für Handytarife.

Kein Wunder, dass mittlerweile jeder fünfte Kunde zu Billigmarken greift. Und die sind nicht unbedingt schlechter als die Originale. Denn oft steckt hinter den No-name- und den Premium-Produkten ein und derselbe Hersteller. Ob Zott, Stollwerck oder Müller – sie alle arbeiten undercover für Aldi, Lidl und Co. Doch sie hinterlassen Spuren. Auf der Verpackung von allen Milch-, Fleisch- und Fischwaren ist eine Veterinärkontrollnummer abgedruckt, die den Herkunftsbetrieb eindeutig identifiziert: Gleiche Nummer, gleicher Hersteller.

Ein Beispiel: Die Firma Zott produziert nicht nur den eigenen Mozarella, sondern beliefert auch Aldi – allerdings unter anderem Namen. Beide Käse aber haben die identische Kontrollnummer „D-BY-721“. Einziger Unterschied: der Aldi-Mozarella ist rund ein Drittel günstiger. „Die Zutaten in dem Billig-Weichkäse sind nicht schlechter als die in der Markenvariante“, sagt Marktforscherin Christine Braun von der Universität Bonn. Denn für die Qualität der Rohstoffe gebe es ganz klare gesetzliche Bestimmungen. Und die ließen wenig Spielraum.

Dennoch: Auch wenn viele Handelsmarken-Produkte von Markenartiklern stammen, muss nicht immer das Gleiche drin sein wie im Original. Auch unterschiedliche Produktionsmethoden können sich auf Qualität und Geschmack auswirken. Preiswerte Schokolade ist oft bröseliger und trockener als Markenschokolade, weil sie viel kürzer wärmebehandelt wird. Dem Hersteller spart das Betriebs- und Arbeitskosten, das wiederum ermöglicht ihm, sein Produkt günstiger zu verkaufen. So steckt Stollwerck zwar in alle Schokoladenmarken die gleichen Grundstoffe, doch die einzelnen Produktionen werden separat angesetzt. Daher schmeckt die Sprengl-Schokolade anders als ihre No-Name-Konkurrenz.

Ohne eigene Billigmarke kommt offenbar keine Supermarktkette mehr aus: Allein im Lebensmittelbereich werden mit Handelsmarken jährlich 8,2 Milliarden Euro umgesetzt. „Die Handelsmarken machen etwa 20 Prozent unseres Umsatzes aus“, sagt Rewe-Sprecher Wolfram Schmuck. Und er hat Recht, wenn er sagt, dass das Teuerste nicht unbedingt das Beste sein muss . Zumindest wenn man den Tiefkühlpizza-Kostern der Stiftung Warentest glaubt. Die fanden nämlich, dass die Pizza der Rewe-Marke Salto am besten schmecke. Die Pizza kommt aus dem Hause Freiberger, in dem auch für Aldi, Penny und Wal Mart gebacken wird. Ach ja – bekannt sind Freibergers eigentlich für die Markenpizza „Alberto“. Aber die schmeckte den Testern nicht so gut.

Dagmar Rosenfeld

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