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Wirtschaft: Uneinigkeit über die Zukunft des Investmenthauses Kleinwort Benson - Verbitterung auf beiden Seiten

Die geplante Fusion von Deutscher und Dresdner Bank ist in letzter Minute geplatzt: Hintergrund ist der Streit um die Dresdner Investmenttochter Kleinwort Benson. Der Vorstand der Dresdner Bank beschloss am Mittwoch einstimmig, den geplanten Fusionsprozess mit sofortiger Wirkung abzubrechen.

Die geplante Fusion von Deutscher und Dresdner Bank ist in letzter Minute geplatzt: Hintergrund ist der Streit um die Dresdner Investmenttochter Kleinwort Benson. Der Vorstand der Dresdner Bank beschloss am Mittwoch einstimmig, den geplanten Fusionsprozess mit sofortiger Wirkung abzubrechen. Die Aktienkurse der Bankhäuser, die zeitweise vom Handel ausgesetzt waren, legten deutlich zu. Das Allianz-Papier brach dagegen um fast 14 Prozent ein.

Nachdem sich Deutsche und Dresdner Bank nicht zur neuen grünen Deutschen Bank zusammenschließen, wird klar, dass auch der Verkauf der Deutsche Bank 24 und damit der Filialen beider Häuser an die Allianz und die Abgabe der Deutsche Bank-Tochter DWS Investment an den Münchener Versicherungsriesen nicht zustande kommt. Alle Vereinbarungen des Dreierpaktes Deutsche Bank, Dresdner Bank und Allianz sind fast genau vier Wochen nach der offiziellen Ankündigung wieder Makulatur. Nach einer außerordentlichen Sitzung beschloss der Vorstand der Dresdner Bank gestern Nachmittag, die Fusionsverhandlungen mit der Deutschen Bank mit sofortiger Wirkung abzubrechen. Grund für diesen sensationellen Schritt ist vor allem der Disput zwischen beiden Seiten über die Zukunft von Dresdner Kleinwort Benson (DKB), der Investmentsparte der Dresdner Bank. Deutsche Bank-Vorstandssprecher Rolf E. Breuer wollte sie abstoßen, sein Gegenüber Bernhard Walter dagegen wollte DKB in das neue Investmentbanking des gemeinsamen Instituts integrieren. Auch auf anderen Felder gab es offenbar Differenzen, die den Fusionsprozess erheblich schwieriger machten als beide Seiten angenommen hatten. Wie es mit den beiden Häusern nun weitergeht, ist völlig offen.

Eigentlich hatten sich die allermeisten Experten und Beobachter gestern mit der Frage befasst, wie weit die Aktienkurse denn noch abstürzen würden und ob es doch noch einen richtigen Crash geben würde. Doch gegen 15.18 Uhr war dies alles nebensächlich. Die Börse setzte die Notierungen der Aktien von Deutscher und Dresdner Bank aus. Das Rätselraten der Börsianer dauerte nur einen Moment, dann wussten auch sie: Der Vorstand der Dresdner Bank hatte die Fusionsverhandlungen nach einer außerordentlichen Sitzung am Mittwoch platzen lassen. "Der Vorstand der Dresdner Bank hat einstimmig beschlossen, den geplanten Fusionsprozess mit der Deutschen Bank mit sofortiger Wirkung abzubrechen".

Mit ungewöhnlich deutlichen und drastischen Formulierungen schieben die Vorstände der Dresdner Bank der Deutschen Bank den schwarzen Peter für den Abbruch der Gespräche zu. Dort habe man die Zusage gebrochen, DKB nicht zu verkaufen. Die Deutsche Bank sei auch nicht bereit gewesen, konstruktive Vorschläge aufzunehmen, um den Integrationsprozess im Investment Banking nach objektiven und rationalen Kriterien zu gestalten. Sie habe eine ausgewogene Integration von DKB "nach Wortlaut und Geist der getroffenen Absprachen abgelehnt." Die Vorstände Dresdner Bank gehen sogar noch weiter: "Die Deutsche Bank hat durch ihr Verhalten der geplanten Fusion die Vertrauensbasis entzogen". Ein Zusammenschluss zu Lasten der Dresdner Bank könne nicht im Interesse ihrer Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter liegen. Hinter vorgehaltener Hand sind noch viel deftigere Vorwürfe zu hören, die es kaum vorstellbar erscheinen lassen, wie die beiden Banken in Zukunft in Frankfurt als Nachbarn miteinander umgehen sollen. Deutsche Bank Vorstandssprecher Rolf Breuer habe vertragliche Vereinbarungen gebrochen und DKB nur fünf Tage nach der Fusionsankündigung "ohne Absprache mit Walter" zum Verkauf freigegeben. Bei ihrem gemeinsamen Auftritt am 9. März in den Hallen der Dresdner Bank hatte Breuer DKB noch als "Juwel" gelobt und Gerüchte über einen Verkauf als absurd mit Nachdruck zurückgewiesen. Dannch soll Walter mehrfach versucht haben, seinen damaligen Partner Breuer zum Einlenken zu bewegen. "Aber Breuer war nicht im Ansatz zu einem Kompromiss bereit", heißt es in Bankenkreisen.

ro

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