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Unternehmen: Frauen kommen nicht voran

Alle wohlgemeinten Appelle, Selbstverpflichtungen und Diskussionen bringen nichts: Frauen in der Chefetage sind in Deutschland noch immer eine Ausnahme.

Berlin - Schlimmer noch: Seit Jahren stagniert der Frauenanteil unter den Führungskräften. In den Spitzenpositionen großer Unternehmen sind Frauen kaum vertreten. „Frauen werden nicht wirklich befördert“, sagte Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin bei der Vorlage des Führungskräfte-Monitors 2010. Dennoch sieht die Ökonomin Anzeichen dafür, dass es bald besser werden könnte.

Der Bericht betrachtet den Zeitraum von 2001 bis 2008. 2001 hatte es eine freiwillige Vereinbarung zwischen Bundesregierung und den Spitzenverbänden der Wirtschaft gegeben, die Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft zu fördern. Das Ergebnis: Ende 2009 war der Anteil der Frauen in den Vorständen der 100 größten Unternehmen sogar unter die Marke von einem Prozent gerutscht. Zuletzt hat es jedoch einige Neubesetzungen in Dax-Konzernen gegeben. Brigitte Ederer ist in den Vorstand von Siemens eingezogen, Angelika Dammann bei SAP und Regine Stachelhaus bei Eon. Siemens ist das einzige Dax-Unternehmen, das zwei Frauen im Vorstand hat. „Es bewegt sich vielleicht etwas“, zieht DIW-Expertin Holst Bilanz. „Aber es ist immer noch so eine Besonderheit, dass darüber groß in der Presse berichtet wird.“

Tatsächlich liegt laut Monitor der Anteil der Frauen an den Führungskräften in der Privatwirtschaft seit 2006 bei 27 Prozent. Dabei sind mehr als die Hälfte der Angestellten Frauen. Auf der unteren Managementebene sind Frauen mit 39 Prozent am häufigsten vertreten. Auch verdienen Frauen in Führungspositionen weit weniger als ihre männlichen Kollegen. Der Verdienstunterschied lag 2008 bei 28 Prozent und damit fast so hoch wie 2001. Dabei liegt der Anteil der Hochschulabsolventinnen unter den Führungskräften mittlerweile über dem der Hochschulabsolventen. „Die Frauen haben zwar bei der Qualifikation aufgeholt, treten aber auf der Stelle“, sagte Holst.

Frauen hätten nach wie vor unter Vorurteilen zu leiden, etwa, dass Männer bei Entscheidungen rationaler seien, Frauen emotionaler, sagte Holst zur Begründung. Frauen ließen sich auch von langen Arbeitszeiten abschrecken. Durchschnittlich arbeiteten Männer in den Führungsetagen 48 Stunden, Frauen 45 Stunden in der Woche. „Die in Führungspositionen üblichen langen Wochenarbeitszeiten lassen sich mit Hausarbeit und Kindererziehung kaum in Einklang bringen“, schreiben die Autorinnen der Studie. Unter den vollzeitbeschäftigten Führungskräften leisten die Frauen aber immer noch deutlich mehr Familienarbeit als Männer. Diese höhere Belastung könne ein Grund dafür sein, warum Topmanagerinnen häufiger als ihre männlichen Kollegen keine Kinder haben. „Das Bild der Rabenmutter gibt es in keinem anderen Land, das gibt es nur bei uns“, bemerkte Holst.

Die Ökonomin betonte, dass es angesichts des drohenden Fachkräftemangels im Eigeninteresse von Firmen liege, sich um gut ausgebildete Frauen zu bemühen. Auch sei es erwiesen, dass gemischte Teams erfolgreicher arbeiteten. „Chancengleichheit wäre auch für die Männer ein Gewinn“, sagte Holst. „Es muss ein Umdenken erfolgen.“ Eine Frauenquote sei dafür nicht unbedingt nötig, auch wenn sie etwa in Norwegen Erfolg gebracht habe. Notwendig sei eine klare Zielsetzung und Transparenz. „Es verwundert mich“, sagte Holst, „dass sich Familienministerin Kristina Schröder nicht mehr einsetzt.“ Die CDU-Politikerin setzt weiter auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft.

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