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Wirtschaft: Unternehmen sind bester Laune

Ifo-Geschäftsklimaindex steigt das siebte Mal in Folge und liegt mit 109,9 Punkten so hoch wie seit der Wiedervereinigung nicht

München - Die deutsche Wirtschaft ist in immer besserer Stimmung. Überraschend kletterte der Ifo-Geschäftsklimaindex im Dezember von 109,3 Punkten im Vormonat auf 109,9 Punkte, wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung am Freitag in München mitteilte. Das ist der höchste Stand seit der Wiedervereinigung und der siebte Anstieg in Folge. Viele Experten hatten dagegen wie schon in den Vormonaten mit einer leichten Eintrübung gerechnet, die aber erneut ausblieb. Im gesamten Jahresverlauf sei das Konjunkturbarometer rasant gestiegen, erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. „Nach dem Anstieg des Exports waren für den Aufschwung vor allem die Investitionen verantwortlich. Perspektivisch zeichnet sich nun auch eine Verbesserung beim Konsum ab“, sagte er.    

Das Ifo-Institut befragt monatlich rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Einzel- und Großhandel sowie aus der Bauwirtschaft zur derzeitigen Geschäftslage und zu ihren Zukunftsaussichten für das kommende halbe Jahr. Beides schätzten die Unternehmen im Dezember besser ein als im Vormonat. Der Lage-Index legte entsprechend von 112,3 auf 112,9 Punkte zu und der Index für die Geschäftserwartungen stieg von 106,3 auf 106,9 Punkte.

Getragen wurde die Verbesserung von der guten Stimmung im Einzelhandel und im Großhandel. Mit ihrer aktuellen Lage zeigten sich die Einzelhändler sehr zufrieden. Zugleich vertrauen sie fest auf eine anhaltend gute Konsumlaune der Verbraucher. Das Weihnachtsgeschäft sei offenbar gut angelaufen, sagte Ifo- Konjunkturexperte Klaus Abberger.

Die Industrieunternehmen gehen zwar mit etwas gedämpfteren Erwartungen ins neue Jahr, ihre Geschäftslage sei aber genauso gut wie im November. Vom Export erhofft sich die Industrie sogar wieder etwas stärkere Impulse. Auch ihr Personal wollen die Firmen weiter aufstocken. Die Bauwirtschaft beurteilte ihre aktuelle Situation zwar weniger günstig als im Vormonat, zeigte sich aber für die kommenden sechs Monate zuversichtlicher. „Seien wir froh, dass wir uns abkoppeln können vom Rest Europas, wo ja Flaute herrscht“, sagte Sinn. Erst vor wenigen Tagen hatte er von einem „Wintermärchen“ für die deutsche Wirtschaft geschwärmt. Noch nie habe das Ifo-Institut einen so starken Aufschwung in Deutschland registriert wie im Jahr 2010.

Allerdings stimmen nicht alle Experten in den Jubelchor ein. „Für 2012 kann ein Abschwung oder gar eine Rezession nicht mehr ausgeschlossen werden“, befürchtet das gewerkschaftsnahe IMK-Institut angesichts der Schwäche in vielen Euro-Ländern. „Es wäre eine Illusion zu glauben, Deutschland könne sich auf Dauer von dieser Entwicklung abkoppeln.“

Auch das IWH sieht Risiken. „Käme es zu einer weiteren Zuspitzung der europäischen Schulden- und Vertrauenskrise oder wegen der äußerst expansiven Wirtschaftspolitik in den USA zu einem Verlust des Vertrauens in den Dollar, würde dies die konjunkturellen Erwartungen erheblich dämpfen“, warnen die Fachleute. dpa/rtr

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