zum Hauptinhalt

Unternehmensranking: Deutsche Konzerne sind weniger wertvoll

Deutschlands Konzerne haben an den Weltbörsen im vergangenen Jahr trotz des rasanten Kursanstiegs im Deutschen Aktienindex an Wert verloren. Nur vier Unternehmen sind unter den Top 100.

Frankfurt am Main - Mit Siemens, Eon, Bayer und Deutsche Telekom gehörten Ende 2009 nur noch vier deutsche Firmen zu den weltweit 100 wertvollsten Unternehmen. Vor Jahresfrist waren es noch acht. Deutschland fiel damit im Länderranking vom zweiten auf den sechsten Platz hinter den USA, China, Großbritannien, Frankreich und Japan.

Den weltweit höchsten Börsenwert hatte einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young zufolge der chinesische Mineralöl-Konzern Petrochina, der am 31. Dezember 2009 mit mehr als 353 Milliarden Dollar Börsenwert eingestuft wurde. Dahinter liegt der US-Ölkonzern Exxon mit 324 Milliarden Dollar vor Microsoft mit 270 Milliarden Dollar.

Die deutschen Konzerne profitierten an der Börse zwar auch von den gestiegenen Kursen und konnten damit ihren Wert steigern. Da die internationalen Börsen allerdings noch stärker zulegten als der deutsche Markt, konnten ausländische Konzerne vier deutsche Unternehmen aus der Top-100-Liste verdrängen.

Volkswagen war demnach Ende 2008 mit 110 Milliarden Dollar noch das am höchsten bewertete deutsche Unternehmen und rangierte auf Rang 26. Ein Jahr später hat sich der Wert auf 42,5 Milliarden Dollar fast gedrittelt. Der Autokonzern ist auf Rang 155 abgerutscht. Mit Siemens steht das wertvollste deutsche Unternehmen jetzt auf Rang 61 (Börsenwert: 84 Milliarden Dollar). Eon bringt es auf 83, Bayer auf 66 und Telekom auf 64 Milliarden Dollar. Weder Daimler, der größte Lkw-Hersteller der Welt, noch der global führende Chemiekonzern BASF tauchen in der Liste auf. Ernst & Young-Geschäftsführer Hendrik Hollweg will das Ranking aber nicht überbewerten. Gemessen an ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung seien deutsche Firmen in der Liste unterrepräsentiert, sagte er. „15 der 100 weltweit umsatzstärksten Unternehmen kommen aus Deutschland.“

Banken und andere Finanzfirmen sowie Energie- und Rohstofffirmen haben 2009 am stärksten an Wert gewonnen. Unter den 100 Top-Firmen befinden sich wieder 24 Finanzinstitute nach nur 16 im Vorjahr. Allerdings zählen dazu weder die Deutsche Bank noch die Allianz. 18 der Top-100-Konzerne kommen aus dem Energie- und Rohstoffsektor.

„Die meisten Marktbeobachter gehen inzwischen davon aus, dass die Finanzbranche das Schlimmste überstanden hat und dass einige Institute sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen werden“, sagt Hollweg. Wie sehr die Renaissance der Finanzwerte fortgeschritten ist, verdeutlicht der aktuelle Börsenwert vieler Institute im Vergleich zum Jahresende 2007. Damals waren die Ausläufer der Finanzkrise schon zu spüren, von einem Kursdesaster wie nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 war man aber meilenweit entfernt. Top-10- Aktien wie die China Construction Bank und die britische HSBC haben wieder das Niveau von damals erreicht, die größte US-Bank JP Morgan (Rang 19) ist sogar deutlich mehr wert. Die Deutsche Bank rangiert im weltweiten Unternehmensvergleich auf Rang 148, der Börsenwert liegt ein Drittel unter dem von Ende 2007.

Die Rangliste dokumentiert auch den rasanten Aufhol-Prozess der Schwellenländer, vor allem von China, von Brasilien, Russland und Indien. 18 Konzerne aus diesen Ländern zählen zu den 100 wertvollsten börsennotierten Unternehmen, sieben mehr als noch 2008. Allein elf dieser Firmen stammen aus China. ro/HB

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false