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Wirtschaft: Unternehmer ermahnen G-8-Staaten

Vom Gipfeltreffen soll klares Signal für den Klimaschutz ausgehen / Scharfe Kritik an den USA

Berlin - Wenige Tage vor dem G-8-Gipfel in Heiligendamm haben führende deutsche Unternehmer vor einer Aufweichung der Klimaschutzziele gewarnt. In einem am Freitag veröffentlichten Brief appellieren die Vorstandsvorsitzenden von elf Unternehmen an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), von dem Treffen der sieben größten Industrieländer und Russlands „ein starkes und unmissverständliches Signal für den Schutz des Weltklimas ausgehen zu lassen“. USA, Japan, Deutschland, Russland, Großbritannien, Italien, Kanada und Frankreich sollten „mutige Schritte“ unternehmen.

Konkret fordern die Konzernchefs verbindliche Ziele zur Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase, der sich neben den Industrieländern auch die Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika anschließen sollen. Dazu müsse ein weltweiter Handel mit Emissionsrechten geschaffen und gleichzeitig verhindert werden, dass sich das Klima auf mehr als zwei Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten erwärme. Bis 2050 solle der CO2-Ausstoß weltweit halbiert werden. Dafür müssten die Industrienationen, die für den Großteil der globalen Erwärmung verantwortlich gemacht werden, ihre Emissionen „um deutlich mehr als die Hälfte“ senken.

Mit deutlicher Kritik reagierte der Begründer der Initiative „2 Grad“, Versandhauschef Michael Otto, auf den am Donnerstag bekannt gewordenen Vorstoß der US-Regierung. Präsident George W. Bush hatte 15 Staaten mit hohem Schadstoffausstoß – darunter die USA, China und Indien – aufgefordert, bis Ende 2008 ein globales Ziel zur langfristigen Senkung der Treibhausgase zu vereinbaren. Damit werde der Prozess nur verzögert, sagte Otto am Freitag in Berlin. „Vernünftige Ziele sind schon definiert.“ Statt immer neuen Definitionen seien nun Handlungen gefragt. „Die Zukunft darf nicht in den Händen von Bremsern liegen.“

Die ökologischen und sozialen Folgen eines ungehemmten Klimawandels seien gravierend, sagte der Otto-Chef. Dies führe auch „zu empfindlichen volkswirtschaftlichen Kosten und hohen unternehmerischen Risiken“. Ein effektiver, sofortiger Klimaschutz sei dagegen weitaus günstiger. Als Grundlage habe die Initiative „2 Grad“ den im Oktober 2006 veröffentlichten Stern-Report genommen, sagte Otto. Darin warnt der ehemalige Weltbank-Chefökonom Nicholas Stern vor hohen ökonomischen Kosten der globalen Erwärmung: Werde nichts gegen den Klimawandel unternommen, könnten sich die Folgeschäden auf 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts belaufen.

„Der gefährliche Klimawandel produziert nur Verlierer“, mahnte Otto. Klimaschutz dagegen biete neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Gerade das in Umwelttechnologien führende Deutschland habe gute Chancen, dass sich Klimaschutz positiv auswirke. Alternative Energien sollten „zum Exportschlager“ ausgebaut werden, so der Chef des weltgrößten Versandhandelskonzerns. Zur Initiative „2 Grad“ gehören neben der Otto Gruppe der Medienkonzern Burda, die Energiefirmen EnBW, Vattenfall und Conergy, der Mineralölkonzern BP, die Deutsche Bahn, die Deutsche Telekom, der Finanzkonzern Allianz Global Investors sowie die Kontaktplattform Xing.

Von einer allgemeinen Selbstverpflichtung zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes für den Fall, dass international keine Vereinbarung zustande komme, hält Otto wenig. Viele Firmen hätten schon intern Verpflichtungen getroffen. So habe sein Konzern angekündigt, die eigenen Emissionen bereits bis 2020 zu halbieren – wie auch die Deutsche Bahn. Die Allianz will dieses Ziel schon 2012 erreichen.

Juliane Schäuble

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