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Wirtschaft: Unternehmer in Champagnerlaune

Ifo-Geschäftsklima-Index steigt auf höchsten Stand seit Januar 2001 – trotz des starken Euro und des teuren Öls

Berlin (brö/hop). Nahezu euphorisch erwarten die deutschen Unternehmen das Jahr 2004. Der GeschäftsklimaIndex des Münchener Ifo-Instituts, der die Stimmung in der Wirtschaft misst, stieg im Dezember auf ein Niveau wie seit Januar 2001 nicht mehr. Fachleute halten es für sicher, dass nun die Stagnation der vergangenen drei Jahre überwunden ist. Auch in den USA mehren sich die Anzeichen, dass der Aufschwung immer robuster wird.

Der für die Entwicklung maßgebliche Index für Westdeutschland stieg im Dezember auf 96,8 von 95,7 Punkten. Das war das achte Plus in Folge. Der Wert für Ostdeutschland verschlechterte sich geringfügig von 105,2 auf 104,6 Punkte. Ermittelt wird das Ifo-Klima allmonatlich durch eine Umfrage unter 7000 Unternehmen. Sie geben an, wie sie ihre aktuelle Lage und die Geschäftserwartungen für das kommende Halbjahr einschätzen. Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator für die Entwicklung in Deutschland. An der Börse sorgten die Zahlen für gute Laune. Der Deutsche Aktienindex Dax legte um 0,81 Prozent auf 3878 Punkte zu, der M-Dax verzeichnete sogar einen Anstieg um 1,12 Prozent auf 4424 Punkte.

Ursache für die bessere Stimmung der westdeutschen Unternehmer war der zunehmende Optimismus – die Erwartungen sind so gut wie seit neun Jahren nicht mehr. „Der konjunkturelle Erholungsprozess ist in Gang gekommen und gewinnt an Kraft“, kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Auch die Sektoren, die bislang skeptisch gewesen seien, würden vom Aufschwung erfasst, selbst die kriselnde Baubranche. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement wertete den Ifo-Index als Zeichen dafür, dass „der Aufschwung jetzt kommt und dass wir ein deutlich besseres Jahr 2004 als 2003 erleben“.

Der Kompromiss im Vermittlungsausschuss spiegelt sich aber kaum in der Ifo-Umfrage. Nach den Worten Sinns sind nur 20 Prozent der Fragebögen nach der Einigung von Regierung und Opposition eingegangen. Wirtschaftsverbände hatten enttäuscht auf die gefundenen Lösungen reagiert.

Trotz der guten Stimmung müssen die Wachstumsprognosen für das kommende Jahr aber nicht nach oben korrigiert werden, sagte Michael Grömling, Konjunkturchef beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. „Das Wachstum wird bei 1,5 bis 1,8 Prozent liegen – wir können froh sein, wenn es genau so viele Arbeitsplätze geben wird wie in diesem Jahr“, sagte er dem Tagesspiegel. Auch der Bundesverband deutscher Banken (BdB) warnte vor Euphorie. Der Funke sei noch nicht auf die Binnenwirtschaft übergesprungen, die Konsumenten hielten sich mit Anschaffungen ebenso zurück wie Firmen mit Investitionen.

Mit gebremster Zuversicht geht die Automobilindustrie ins neue Jahr. Bei den Pkw-Neuzulassungen werde es zwar ein Plus von drei Prozent auf 3,35 Millionen Fahrzeuge geben, prognostizierte der Branchenverband VDA. „Es wird allerdings keine rauschende Fahrt, wir bleiben vorsichtig“, sagte VDA-Präsident Bernd Gottschalk. Stütze des Geschäfts bleibe der Export, während der Inlands-Absatz eher stagnieren dürfte.

Als Risiko sehen Konjunkturforscher zum einen den Euro-Wechselkurs, der in den vergangenen Wochen mehrmals neue Rekorde markiert hatte. Daneben ist das teure Öl ein Problem. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl kletterte am Donnerstag in Rotterdam auf 30,88 Dollar, den höchsten Stand seit dem Irakkrieg. Schuld seien die Lage im Irak, die niedrigen Lagerbestände in den USA und der nahe Winter, sagte Barbara Meyer-Bukow vom Mineralölwirtschaftsverband. Die Ölförderländer wollen ihre Produktion aber nicht erhöhen, obwohl der Preis derzeit über der 28-Dollar-Marke liegt, den die Organisation Opec anstrebt. Zurzeit kostet ein Liter Normalbenzin 1,049 Euro, heißt es beim Ölkonzern BP-Aral. Damit sei der Preis mehr als 3,5 Cent niedriger als im Januar.

Aus den USA kommen dennoch gute Konjunktursignale. Der Sammelindex mehrerer Indikatoren, den das private Forschungsinstitut Conference Board erhebt, gewann im November um 0,3 Prozent. Dazu sank die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche um 22000 auf 353000, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. In der Vorwoche waren es 378000 Fälle gewesen. An der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt machen Konjunkturexperten fest, ob der Aufschwung nachhaltig ist. Bislang hatte sich der Jobmarkt enttäuschend entwickelt, obwohl die Wirtschaft mit 8,2 Prozent im dritten Quartal gewachsen war.

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