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Wirtschaft: US-Arbeitsmarkt: Überraschend stabil

Der Euro hat am Freitag auf die neuesten US-Arbeitsmarktdaten vorübergehend mit Kursabschlägen reagiert. Die Daten, die das Arbeitsministerium in Washington am Nachmittag veröffentlichte, fielen besser aus als erwartet.

Der Euro hat am Freitag auf die neuesten US-Arbeitsmarktdaten vorübergehend mit Kursabschlägen reagiert. Die Daten, die das Arbeitsministerium in Washington am Nachmittag veröffentlichte, fielen besser aus als erwartet. Europas Gemeinschaftwährung gab daraufhin zunächst über einen halben US-Cent auf 0,9470 Dollar nach. Der Referenzkurs der Europäischen Zentralbank war am Mittag noch mit 0,9545 Dollar nach 0,9458 Dollar festgelegt worden.

Die US-Arbeitslosenquote betrug im Dezember unverändert vier Prozent. Das war eine Überraschung. Allgemein hatten Volkswirte 4,1 Prozent erwartet. Vier Prozent betrug den Berechnungen zufolge auch die durchschnittliche Arbeitslosenquote des gesamten Jahres 2000. Das war der niedrigste Wert seit 1969. Insgesamt waren in den USA 5,7 Millionen Menschen ohne Arbeit.

Nachdem sich diverse US-Konjunkturindikatoren in letzter Zeit drastisch verschlechtert haben, scheint die US-Notenbank (Fed) entschlossen, eine so genannte harte Landung des längsten Booms in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte verhindern zu wollen. Nur einen Tag nach der überraschenden Senkung der Zinsen für Tagesgeld und des Diskontsatzes, setzte sie den Diskontsatz, der für die Liquiditätsbeschaffung bei der amerikanischen Notenbank von den Geschäftsbanken erhoben wird, um 0,25 Prozentpunkte auf nunmehr 5,5 Prozent herunter.

Allerdings hielt sich die anfängliche Euphorie an den US-Aktienmärkten nicht. Am Freitag sank der Dow-Jones-Index führender Industriewerte kurz nach Eröffnung des Handels um über 100 Punkte, und auch der von Technologiewerten dominierte Nasdaq-Index fiel zum Handelsauftakt um mehr als 60 Punkte zurück. Schon am Donnerstag hatten die beiden wichtigsten Börsenbarometer leicht nachgegeben. Analysten fürchten, dass weitere Zinssenkungen in den USA nötig sein könnten, ehe sich die Konjunktur stabilisiere. Das nächste planmäßige Treffen des für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschusses findet am 30. und 31. Januar statt.

Offiziell begründet die Fed ihre Doppelaktion mit einer "weiter schwächer werdenden" Wirtschaftsleistung, einer pessimistischen Stimmung der Verbraucher, hohen Energiepreisen und Engpässen auf einigen Finanzmärkten. Die Inflation scheine demgegenüber unter Kontrolle zu sein. Die größeren Risiken lägen in der voraussehbaren Zukunft in einer wirtschaftlichen Abschwächung. Das Wachstum hatte sich von 5,6 Prozent im zweiten Quartal 2000 auf nur 2,2 Prozent im dritten verringert.

Auftragspolster schmilzt

Auch in Deutschland verschlechtern sich die Wirtschaftsdaten zurzeit etwas. So verschlechterte sich die Auftragslage der deutschen Industrie im November gegenüber dem Vormonat unterdessen unerwartet. Wie das Bundesfinanzministerium am Freitag in Berlin mitteilte, sank das Volumen der Auftragseingänge preis- und saisonbereinigt unerwartet stark um 0,9 Prozent zum Vormonat nach einem Plus von 3,1 Prozent im Oktober. Einem leichten Anstieg des inländischen Ordervorlumens habe ein spürbarer Rückgang aus dem Ausland gegenübergestanden, hieß es zur Begründung. Analysten werteten die Zahlen als Signal für eine leichte Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, sehen den allgemeinen konjunkturellen Trend jedoch weiter nach oben gerichtet. Die Finanzmärkte reagierten kaum auf die Daten.

Nach Einschätzung von Hans-Jürgen Meltzer von DB Research liegen die Zahlen trotz des Rückgangs im Rahmen der Erwartungen. "Wenn man den Oktober und November zusammennimmt, liegen die Zahlen noch immer über dem Zweimonatswert zum Vorjahr", sagte er. Damit bestätige sich seine Erwartung, dass es in den kommenden Monaten keinen grundlegenden Rückgang der Geschäftserwartungen und Geschäftstätigkeit in Deutschland geben werde. Sarah Lütgert von HSBC Trinkaus zeigte sich dagegen skeptischer: "Die Zahlen bestätigen die Verdunkelung des wirtschaftlichen Horizonts in Folge der hohen Ölpreise und des schwächeren US-Wirtschaftswachstums", sagte sie. In den kommenden Monaten sei zwar mit einem höheren inländischen Ordervolumen zu rechnen. Dies werde jedoch nicht die schwächere ausländische Nachfrage kompensieren. Für Dezember sei daher ein weiterer Auftragsrückgang wahrscheinlich.

Mehrheitlich sehen die Experten die deutsche Konjunktur jedoch trotz der eingetrübten Wirtschaftsaussichten in den Vereinigten Staaten weiter auf Wachstumskurs. Zwar habe sich das Tempo der Wirtschaftsexpansion zum Jahresende verlangsamt, ein deutliches Einknicken der Konjunktur sei jedoch nicht zu erwarten. In den kommendenen Monaten werde vor allem die Steuerreform in Deutschland und anderen Ländern der Euro-Zone der Wirtschaft neue Impulse geben.

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