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Wirtschaft: US-Firmen wollen mehr in Deutschland investieren

Studie: Beliebter Standort für Forschung und Entwicklung – aber die Produktion wandert nach Osteuropa

Berlin - In Deutschland wird viel über die Schwäche des Standorts diskutiert, doch die Außensicht ist offenbar wesentlich besser. „US-Unternehmen sehen die deutsche Wirtschaft im Aufschwung“, sagte Dierk Müller, Geschäftsführer der amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham), am Dienstag in Berlin. Die aktuellen Reformen dürften die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken, sagte er. Allerdings brauchten sie etwa vier bis fünf Jahre, um sich in der Gesellschaft niederzuschlagen.

In einer Umfrage der Unternehmensberatung Boston Consulting, die am Dienstag vorgestellt wurde, haben 70 der größten in Deutschland engagierten US-Firmen ihre Erwartungen für das laufende Jahr angegeben. „Es gibt sehr viel Optimismus für dieses Jahr“, sagte Dieter Heuskel, Deutschland-Chef von Boston Consulting. 40 Prozent der befragten Firmen wollen demnach mehr investieren, 71 Prozent rechnen mit steigenden Umsätzen. Allerdings schlägt sich das kaum in Arbeitsplätzen nieder. 21 Prozent rechnen mit einer wachsenden, 29 Prozent mit einer schrumpfenden Belegschaft.

Die Umfrage wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Und es zeigt sich, dass der Trend bei Investitionen und Umsatz nach oben geht. Auch bei den Aussichten für die Beschäftigten hat sich die Lage verbessert. Doch handele es sich bisher nur „um eine Verminderung eines negativen Trends“, sagte AmCham-Geschäftsführer Müller. Denn Investitionen werden vor allem in kapital-, weniger arbeitsintensive Bereiche wie Forschung und Entwicklung gesteckt. Für solche Kompetenzzentren ist laut Umfrage Deutschland der beliebteste Standort in Europa.

Doch bei Verwaltungszentren etwa ist Deutschland hinter Großbritannien auf Platz zwei zurückgefallen. Rückläufig ist auch der – personalintensive – Bereich Produktion. Hier ist Osteuropa ein großer Konkurrent. Immerhin 26 Prozent der befragten Konzerne setzen ihren zukünftigen Investitionsschwerpunkt in Osteuropa. Der Anteil hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. „Das ist aber kein deutsches Problem“, sagte AmCham-Präsident Fred Irwin. Bei den USA wandere die Produktion nach Mexiko, bei Japan nach China ab. Außerdem sei Osteuropa für amerikanische Unternehmen besonders attraktiv, weil dort Aufbruchstimmung herrsche, sagte Irwin. Nach dem Ende des Kommunismus wollten die Menschen zeigen, was sie können. „In Deutschland hatten wir in den 50er und 60er Jahren den Willen zum Gewinnen. Heute ist dieser Wille verloren gegangen.“

Wettbewerbschancen hat Deutschland aber trotzdem. „Wir können nicht mit Lohnkosten konkurrieren, die 50 Prozent niedriger liegen – aber mit einem flexiblen Arbeitsmarkt“, sagte AmCham-Geschäftsführer Müller. Vor allem wünschten sich nämlich die befragten US-Unternehmen eine weitere Deregulierung des Arbeitsmarktes, um flexibler einstellen und kündigen zu können. Ein Hauptpunkt dabei sei die Beschränkung für befristete Verträge. Weiteren Reformbedarf gebe es beim Steuersystem, sagte Müller. Dabei forderten die Firmen auch eine niedrigere Steuerlast. „Aber die steht erst auf Platz drei“, sagte Müller. Hauptkritikpunkte seien die laufenden Änderungen, die vorgenommen würden, und die hohe Komplexität des gesamten Systems.

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