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Wirtschaft: US-Regierung will Geld zurück

Der Versicherer AIG, der in der Krise gestützt wurde, soll verkauft werden

New York - Gut zwei Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise bereitet die US-Regierung den Ausstieg aus dem Skandalversicherer AIG vor. Finanzkreisen zufolge sollen die Hilfen, die der Staat dem Versicherungskonzern gewährt hat, in Aktienkapital umgewandelt werden. Diese Anteile kann die Regierung dann später verkaufen – und so das Geld der Steuerzahler zurückholen. Eine Umwandlung in Aktien würde den Staatsanteil an AIG auf über 90 Prozent steigen lassen. Sie soll bis Mitte des Jahres 2011 abgeschlossen sein. Möglicherweise werde der Plan noch in dieser Woche veröffentlicht, heißt es.

Der Zeitpunkt für eine solche Ankündigung wäre geschickt gewählt. AIG will in den nächsten Wochen einen Teil seiner asiatischen Lebensversicherungstochter AIA in Hongkong an die Börse bringen. Für Investoren wären die Aktien attraktiver, wenn die Aussicht bestünde, dass der Staat seinen Einfluss auf das Unternehmen in absehbarer Zeit wieder zurückfährt. AIG und das US-Finanzministerium wollten sich zu den Plänen nicht äußern. Der Konzern erklärte lediglich, die Hilfen zurückzahlen zu wollen.

Im Herbst 2008 hatte die US-Regierung AIG 130 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt, um den damals weltgrößten Versicherer vor dem Zusammenbruch zu bewahren. AIG hatte sich mit riskanten Kreditversicherungsgeschäften verspekuliert, die in Folge der Finanzkrise rasant an Wert verloren. Die Hilfen wurden in Form von Krediten, Aktienanlagen oder Anleihen gewährt. Heute muss AIG noch rund 100 Milliarden Dollar an die Regierung zurückzahlen.

Einen Teil der Rückzahlung will der Konzern durch die Einnahmen aus Verkäufen von Tochterfirmen bestreiten. Den Rest des Geldes will sich der Staat wiederholen, indem er die Hilfen erst in Aktien umwandelt und diese dann verkauft. Vorbild ist dabei das Vorgehen bei der Großbank Citigroup. Diese hatte 2008 rund 45 Milliarden Dollar an Hilfen erhalten und später 20 Milliarden Dollar zurückgezahlt. Der Rest wurde in Aktien umgewandelt, die derzeit Stück für Stück verkauft werden. Während die Regierung die Citi-Aktien binnen eines Jahres platziert haben will, dürfte dies bei AIG länger dauern – denn der Gegenwert ist zwei- bis dreimal so groß.

Parallel plant AIG die Asientochter AIA in Hongkong an die Börse zu bringen. Ein Verkauf an den britischen Konkurrenten Prudential war im Sommer gescheitert. Nun soll der Börsengang am 29. Oktober stattfinden.

Die Analysten von Bank of America und Citigroup bewerten das Unternehmen aktuell mit 30 bis 38,9 Milliarden Dollar. Demnach würde AIG mindestens 15 Milliarden Dollar einnehmen, wenn der Konzern es schafft, die Hälfte seiner AIA-Anteile zu platzieren. Das wäre der zweitgrößte Börsengang des Jahres nach dem Parkettdebüt der Agricultural Bank of China. Der Verkauf von AIA an Prudential hätte AIG allerdings 35 Milliarden Dollar eingebracht. Zeitgleich laufen die letzten Vorbereitungen für den Verkauf der amerikanischen Lebensversicherungstochter Alico an den Konkurrenten Metlife für 15,5 Milliarden Dollar.

Völlig geräusch- und problemlos geht das Ganze aber nicht vonstatten. So protestierten jüngst in Taiwan AIG-Mitarbeiter gegen die Pläne, die dortige Tochter zu verkaufen. Gleichzeitig muss sich AIG vor Gericht wegen einer Klage verantworten. Dabei geht es um Spekulationsgeschäfte, die den Konzern erst in Schwierigkeiten gebracht hatten. Ein Richter in New York ließ die Klage am Montag zu. Sie könnte AIG viel Geld kosten.

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