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Wirtschaft: US-Wirtschaft: Die Weltbörsen wackeln wieder

Ein neuer Milzbrand-Fall in den USA hat die Aktienkurse am Freitag unter Druck gesetzt. Zusätzlich belastet wurden die US-Märkte durch den schwachen Einzelhandelsumsatz.

Ein neuer Milzbrand-Fall in den USA hat die Aktienkurse am Freitag unter Druck gesetzt. Zusätzlich belastet wurden die US-Märkte durch den schwachen Einzelhandelsumsatz. Er sank im September so stark wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Dennoch sind die US-Bürger zuversichtlich: Das Verbrauchervertrauen liegt entgegen der Erwartungen über dem Stand des Vormonats. Ob die USA nun eine Rezession erleben werden, ist daher noch ungewiss.

Die Einzelhändler verzeichneten im September 2,4 Prozent weniger Umsatz als noch im Vormonat und nahmen 286,52 Milliarden Dollar (619,1 Milliarden Mark) ein, teilte das Handelsministerium mit. Das war der stärkte Rückgang seit Februar 1992. Volkswirte hatten zuvor nur mit einem Minus von durchschnittlich 0,9 Prozent gerechnet. Vor allem die Lage im Autohandel war problematisch. Ohne die Fahrzeugverkäufe schrumpfte der Gesamtumsatz nur um 1,6 Prozent. Experten sahen als Ursache dafür vor allem die Massenentlassungen in der US-Wirtschaft sowie Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September.

Ob die Vereinigten Staaten in den kommenden Monaten nun eine Rezession erleben werden, ist trotz der Konsum-Zurückhaltung ungewiss. Zwar tragen die Verbraucher mit ihren Einkäufen rund zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung. Jedoch stieg der an der Universität Michigan berechnete Index für das Vertrauen der Verbraucher nach vorläufigen Berechnungen auf einen Stand von 83,4 Punkten, nachdem er im Vormonat noch bei einem Wert von 81,8 gelegen hatte. Ökonomen hatten mit 77,1 Punkten, also einer deutlich schlechteren Stimmung gerechnet. Offenbar zeigt die Ankündigung von US-Präsident George W. Bush Wirkung, die Wirtschaft mit einem Betrag von umgerechnet insgesamt rund 160 Milliarden Mark unterstützen zu wollen (siehe Lexikon: Konjunkturindikator) .

Börsen unter Druck

Nach dem neuen Milzbrand-Fall in den USA verlor der Dow-Jones-Index zunächst deutlich, schloss aber wieder freundlicher mit einem Minus von 0,7 Prozent bei 9344,02 Punkten. Der Sammelindex der US-Technologiebörse Nasdaq schloss nach zeitweiligen Verlusten mit einem Plus von 1,84 Prozent bei 1703,31 Zählern. Angesichts der im September überraschend stark gefallenen Einzelhandelsumsätze hatten die Kurse bereits zuvor nachgegeben.

Auch der deutsche Aktienindex Dax war nach den Einzelhandels-Daten und dem erneuten Milzbrand-Fall stark unter Druck geraten. Bis zum Börsenschluss fiel er um 1,98 Prozent auf 4625,13 Punkte. Auch die Wachtumswerte am Neuen Markt rutschten um 3,29 Prozent auf 902,06 Punkte. Der Aufwärtstrend der vergangenen Tage ist damit zumindest vorübergehend gestoppt. Wegen der schwachen Konjunktur hatten viele Amerikaner bereits vor der Katastrophe vom 11. September ihre Jobs verloren. "Die beste Methode, die Menschen zum Sparen zu bewegen, ist, ihnen den Job wegzunehmen", sagte der Volkswirt Scott Brown. Er und viele seiner Kollegen glauben, das militärische Vorgehen der USA in Afghanistan werde die Zurückhaltung der Verbraucher in den kommenden Wochen verschärfen. Im Golfkrieg vor zehn Jahren hatten die Verbraucher ähnlich reagiert.

Von der mangelnden Kauflust der Amerikaner sind nahezu alle Branchen betroffen - lediglich Drogerien, Apotheken und Tankstellen hätten keine rückläufigen Geschäfte registriert, teilte das Handelsministerium mit. Dies deute darauf hin, dass die Verbraucher nur das unbedingt Notwendige gekauft hätten. Von den Unternehmen am stärksten betroffen waren die großen Kaufhauskonzerne mit einem Umsatzrückgang von insgesamt 1,6 Prozent. Sie mussten einen Teil ihrer Umsätze an Billigwarenunternehmen wie Wal-Mart, Cosco Wholesale und Dollar General abgeben. Auch die Gastronomie, der Elektronik- und der Möbelhandel verzeichneten Einbußen. "Der negative Wohlstandseffekt als Folge sinkender Aktienkurse, rückläufiger Beschäftigungszahlen und stagnierender Einkommenszuwächse könnten, wenn der Trend anhält, zu weiteren Ausgabenkürzungen der Verbraucher führen", hatte die US-Notenbank Federal Reserve im August gewarnt.

brö, pf

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