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Wirtschaft: Varta: Batteriehersteller wird aus der Finanzklemme befreit

Die Deutsche Bank will den Batteriehersteller Varta über eine Beteiligungstochter übernehmen. Sie soll dem Unternehmen Zeit und Kapital für die Entwicklung zukunftsträchtiger Produkte verschaffen.

Die Deutsche Bank will den Batteriehersteller Varta über eine Beteiligungstochter übernehmen. Sie soll dem Unternehmen Zeit und Kapital für die Entwicklung zukunftsträchtiger Produkte verschaffen. Dazu sind die Großaktionäre aus der Familie Quandt nicht mehr bereit.

Die Varta-Aktie schoss am Montag um 16 Prozent auf mehr als 14 Euro hoch, nachdem die Deutsche Bank ein Angebot in Höhe von 14,50 Euro je Aktie gemacht hatte. Zu diesem Preis hat sich die Beteiligungsgesellschaft DB Investor bereits das 43-ProzentPaket der Familie Quandt gesichert. Die Angebotsfrist für alle Aktionäre läuft vom 13. November bis 11. Dezember. Die Bank will mindestens 90 Prozent der Aktien einsammeln.

Der Varta-Vorstand begrüßte das Angebot. Es seien Investitionen nötig, die Varta allein nicht leisten könne. Als Beispiel nannte Finanzvorstand Walther Wever im Gespräch mit dem Handelsblatt die Einführung völlig neuer Autobatterien für Bordnetze mit höherer Spannung. Außerdem werde eine Lithium-Polymer-Mischung entwickelt, mit der Batterien in die Gehäuse von Handys oder Laptops integriert werden könnten. Auch von flachen Knopfzellen für Chipkarten erhofft sich Varta Wachstum. Der Betriebsrat stützt die Vorstandslinie. Man hätte zwar den Alleingang bevorzugt, aber gegenüber anderen möglichen Käufern sei die Deutsche Bank die beste Lösung, sagte der Vorsitzende Ronald Grasme.

Das Investitionsvolumen für die neuen Produkte bezifferte Wever auf 150 bis 200 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren. Nach vielen ertragsschwachen Jahren sei das zuviel für Varta allein. "Wir möchten überall vorn dabei sein", sagte Wever. An der Börse sei das nötige Kapital bei durchschnittlichen Aktienkursen um die zehn Euro nicht zu beschaffen. Über die Art der Finanzspritze durch DB Investor sei noch nichts entschieden, eine Kapitalerhöhung sei nur eine der Möglichkeiten. Die Banktochter zahlt insgesamt 290 Millionen Euro für das Unternehmen, das entspricht etwa dem ausgewiesenen Wert des Anlagevermögens. Varta gilt zwar als technologisch führend, kämpft aber mit Preisverfall und hatte wenig Glück mit einer Produktionslinie in den USA, die schnell wieder eingestellt wurde. Nach Verlustjahren 1994 bis 1996 und diversen Sparprogrammen berichtete Varta im vergangenen Jahr von 14 Millionen Euro Gewinn nach Steuern bei einer Milliarde Euro Umsatz. Das erste Halbjahr 2000 brachte einen Gewinnsprung, aber im Gesamtjahr wird es laut Wever auf eine nur noch leichte Verbesserung hinauslaufen.

Übernahmegerüchte begleiten seit Jahren das Unternehmen, das anders als die Konkurrenz die Geschäfte mit Autobatterien und Gerätebatterien unter einem Dach vereint. Dabei geht es allerdings nicht nur um völlig verschiedene Kunden, sondern auch um verschiedene Technologien. Die beiden Sparten wurden deshalb bereits in getrennten Gesellschaften untergebracht, für die man Partner suchte. Für Autobatterien gibt es schon lange ein Gemeinschaftsunternehmen mit einer Minderheitsbeteiligung des Bosch-Konzerns, der seinen Anteil aber vor einigen Monaten reduziert hat.

DB Investor plane ihre Engagements für drei bis fünf Jahre, sagte ein Sprecher. Danach wäre ein Weiterverkauf im Paket oder an der Börse möglich. Die Batteriebranche sei in Bewegung, so dass sich dann interessante Optionen mit strategischen Partnern bieten könnten. Vorerst soll Varta aber börsennotiert bleiben.

stw

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