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Wirtschaft: Verbände und Politiker rufen nach Hartz

Der Volkswagen-Personalchef soll das Arbeitsmarkt-Konzept gegen Zerfledderung schützen – doch der schweigt

Berlin (ce/uwe). Im Volkswagen-Konzern gibt es offenbar Unstimmigkeiten um die Rolle von Personaldirektor Peter Hartz. Hartz, so erfuhr der Tagesspiegel aus Unternehmenskreisen, habe sich in den vergangenen Monaten zu wenig um das Unternehmen und zu viel um die Arbeitsmarktpolitik gekümmert. Deshalb verlangen Aktionäre und offenbar auch Managementkreise des Autobauers, dass sich Hartz zwischen der Politik und seiner Aufgabe bei Volkswagen entscheidet. Bei Volkswagen wollte man diese Informationen nicht bestätigen.

Zwischen Firma und Politik

Für die Berliner Politik kommt dieser Zwist zur Unzeit. Bundeskanzler Gerhard Schröder setzt darauf, dass Hartz ihn bei der Umsetzung des Konzepts zur Arbeitsmarktreform unterstützt, das der Manager im August nach sechsmonatiger Arbeit vorgestellt hatte. „Wir wollen Hartz auf jeden Fall einbinden“, heißt es in Regierungskreisen. Bei den Mitgliedern der Hartz-Kommission wächst jedoch die Sorge, dass das Konzept „zerfleddert“ wird. Der Generalsekretär des Handwerksverbandes, Hanns-Eberhard Schleyer, will deshalb einen Brief an Peter Hartz schreiben. Darin will er ihn auffordern, jetzt in Berlin dafür zu werben, „dass das Konzept als Ganzes umgesetzt wird. Es geht jetzt um die Glaubwürdigkeit des Konzeptes und der Arbeit der Kommission“.

Peter Hartz hat sich jedoch offenbar endgültig gegen einen Wechsel in die Politik entschieden. „Er bleibt Vorstand bei Volkswagen“, heißt es in dem Unternehmen. Hartz müsse sich nun um Volkswagen kümmern. Der Personalchef trägt auch die Verantwortung für die Entwicklung der Unternehmensbereiche in den Regionen Lateirika und Südafrika. Dort aber läuft das Geschäft im Augenblick nicht besonders gut. Auch wenn der neue Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder, Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel als Vertreter des Großaktionärs Niedersachen und IG-Metall-Chef Klaus Zwickel als Aufsichtsratsmitglied sich demonstrativ hinter Hartz gestellt hätten, wachse die Unruhe im Unternehmen.

Nachdem sich in den vergangenen Tagen vor allem die Gewerkschaften von Teilen des Hartz-Konzeptes distanziert haben und zu Nacharbeit bei zentralen Bereichen wie der Organisation der Zeitarbeit gemahnt haben, fürchtet nicht nur Kommissionsmitglied Schleyer, „dass hier zentrale Elemente herausgebrochen werden sollen“. Die Arbeit in der Hartz-Kommission und ihre Ergebnisse seien ein Beispiel dafür gewesen, wie man in Deutschland einen Konsens zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen hinbekommen könne, der nicht Stillstand, sondern Reform bedeute. „Das dürfen wir jetzt nicht aufgeben“, sagte Schleyer. Im Gegenteil: Nicht nur das Ergebnis sei wichtig, „um jetzt die Signale zu geben, die das Land braucht“. Die gemeinsame Arbeit sei eine wichtige und erfolgversprechende Erfahrung für alle Beteiligten gewesen.

Stoiber signalisiert Zustimmung

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber signalisierte am Mittwoch, dass die Union bei der Umsetzung der Vorschläge der Hartz-Kommission kompromissbereit sei. Noch kurz vor den Bundestagswahlen hatte er sich bei einem Besuch in der Autostadt mit Hartz getroffen.

Bei Volkswagen hieß es gestern, dass sich Hartz spätestens Anfang Januar wieder in die Arbeitsmarktpolitik einmischen wolle. Dann nämlich, wenn der Gesetzentwurf zur Umsetzung der Hartz-Reformideen in Kraft treten soll. „Das lässt er sich nicht ganz aus der Hand nehmen“, hieß es. Dann aber ist es, so warnen Kommissionsmitglieder, möglicherweise schon zu spät, wenn es darum gehe, den Gehalt des Reformkonzeptes zu verteidigen.

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